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Arzneimittel und Therapie
Weniger Schlaganfälle dank Grippeimpfung
Auch Frauen profitieren
In der kanadischen Provinz Alberta wurde zwischen 2009 und 2018 eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt, um den Zusammenhang einer Grippeimpfung und dem Schlaganfall-Risiko zu untersuchen. Darin wurden Krankendaten aller Einwohner ab 18 Jahren untersucht und insgesamt 4.141.209 Personen in die Auswertung einbezogen. Im Studienzeitraum wurden insgesamt 6.772.403 Grippeimpfungen verabreicht, wobei die Anzahl der Impfungen pro Patient variierte. So wurden 1.769.565 Personen (42,7%) mindestens einmal geimpft. 96.826 Personen erhielten über den Zeitraum, in dem sie in der Studie waren, jährlich eine Impfung. Die gegen Grippe Geimpften waren insgesamt älter, überwiegend Frauen und hatten mehr Komorbiditäten als Ungeimpfte. Während der gesamten Beobachtungszeit traten 38.126 Schlaganfälle auf. Bei einer groben Analyse war die Inzidenz eines Schlaganfalls höher bei Personen, die jemals eine Influenzaimpfung erhalten hatten (1,25%), als bei Ungeimpften (0,52%). Um Störfaktoren auszuschließen, wurden die Daten auf Alter, Geschlecht, Komorbiditäten und sozioökonomischen Status adjustiert. Dadurch ergab sich ein geringeres Schlaganfall-Risiko durch eine Influenzaimpfung innerhalb der letzten sechs Monate (Hazard Ratio [HR] = 0,78, 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,76 bis 0,79).
Effekt bei jeder Schlaganfall-Art
Die Studie ergab auch Klarheit darüber, dass die Risikominimierung durch die Influenzaimpfung für jede untersuchte Art von Schlaganfällen gilt, wobei die relative Risikoreduktion variierte. So konnten die stärksten Effekte bei akuten ischämischen Schlaganfällen und intrazerebralen Blutungen gefunden werden (HR = 0,74, 95%-KI = 0,72 bis 0,76, und HR = 0,73, 95%-KI = 0,68 bis 0,79). Etwas geringere Effekte wurden bei atraumatischen Subarachnoidalblutungen beobachtet (HR = 0,80, 95%-KI = 0,72 bis 0,90) und die geringsten Auswirkungen bei transienten ischämischen Attacken (HR = 0,92, 95%-KI = 0,87 bis 0,96). Des Weiteren konnte die Studie zeigen, dass die protektiven Effekte nicht nur auf Personen mit erhöhten Risikofaktoren beschränkt waren, sondern alters- und geschlechtsunabhängig für die gesamte erwachsene Population vorhanden waren. So war der präventive Effekt im Gegensatz zu früheren Studien sowohl bei Männern als auch Frauen vorhanden, allerdings bei Männern stärker ausgeprägt (HR = 0,72 versus HR = 0,83). Die Effekte der Impfung wurden auch in Abhängigkeit anderer Kovariaten betrachtet, darunter Vorhofflimmern, COPD, Diabetes, Bluthochdruck, Einnahme von Antikoagulanzien, Einkommen und Wohnlage. Die Studienauswertung ergab signifikante Risikoreduktionen bei allen Kovariaten, bis auf die Wohnlage. Der Effekt war jeweils bei vorhandener Komorbidität stärker ausgeprägt als bei Personen ohne diese Begleiterkrankung. Erstmalig eindeutig herausgearbeitet wurde der protektive Effekt der Impfung bei Patienten mit Diabetes mellitus, da hierzu die Datenlage bislang nicht eindeutig war. Die einzige negative Auffälligkeit zeigte sich bei Bluthochdruck: Hier profitierten von der Impfung nur Patienten mit der Komorbidität. Personen ohne Hypertension hatten mit der Influenzaimpfung sogar ein leicht erhöhtes Schlaganfall-Risiko (HR = 1,15, 95%-KI = 1,08 bis 1,21). Zu bedenken ist, dass unter den Geimpften ohne Hypertension mehr Frauen waren und die Ungeimpften ohne Hypertension durchschnittlich jung waren (37,9 Jahre).
Fazit
Durch diese sehr große Studie, die eine generalisierte Analyse der Bevölkerung einer Provinz ermöglichte, konnte eine protektive Wirkung der Grippeimpfung bezüglich des Schlaganfall-Risikos gezeigt werden, die sich nicht nur auf Risikopatienten beschränkte. Es wird sich zeigen, wann und inwieweit die Ergebnisse Eingang in die Impfempfehlungen in Deutschland finden. |
Literatur
Holodinsky JK et al. Association between influenza vaccination and risk of stroke in Alberta, Canada: a population-based study. Lancet Public Health 2022;7(11):e914-e922, doi: 10.1016/S2468-2667(22)00222-5
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