Prisma

Das Geheimnis des Jazz

Downbeat-Verzögerungen sorgen für Swing-Feeling

Foto: moodboard/AdobeStock

jr | Der swingende Rhythmus ist es, den Jazzhörer an dieser Musikrichtung lieben. Seit jeher wird versucht, dem Jazz sein Geheimnis zu entlocken. Woher kommt der Swing? Bisher weiß man, dass Spielvariationen in der Länge von Achtelnoten für das Swing-Feeling wichtig sind. Die musikalische Gestaltung von betonten und unbetonten Schlägen wird mit dem Swing assoziiert. Downbeats sind die Schläge, die im Grundpuls des Stücks betont sind. Offbeats werden die Zählzeiten zwischen den Schlägen genannt. Physiker des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation und Psychologen der Universität Göttingen wollten wissen, wie diese Abweichungen im Rhythmus genau aussehen. Sie spielten 37 Jazzmusikern am Computer veränderte Swing-Soli vor (fünf Stücke in drei Versionen). Die Musiker beurteilten subjektiv, ob die Aufnahme swingt. Es stellte sich heraus, dass systematische Abweichungen zwischen Solist und Rhythmusgruppe verantwortlich für das Swing-Feeling sind. Eine gleichzeitige Verzögerung von Down­beats und Offbeats oder alleinige Verzögerung der Offbeats verstärkten das Swing-Feeling nicht. Wurden lediglich die Downbeats regelmäßig um 30 Millisekunden verzögert, während die Offbeats synchron zum Rhythmus blieben, wirkte sich das positiv auf den Swing aus. Die Berufsmusiker, die die Stücke bewerteten, konnten zwar den Swing fühlen, aber nicht die Abweichungen identifizieren. Die Forscher untersuchten daraufhin über 450 originale Jazz-Soli, die als swingend eingestuft wurden, und fanden Down­beat-Verzögerungen. Diese werden von den Jazzern wohl unbewusst eingebaut. Die Erkenntnisse könnten zur Verbesserung Computer-generierter Jazz-Rhythmen beitragen. |

Literatur

Nelias C et al. Downbeat delays are a key component of swing in jazz. 6. Oktober 2022, communications physics, 5:237, doi: 10.1038/s42005-022-00995-z

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