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Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

Weniger Krankenhauseinweisungen nach Statin-Einnahme

pj | Pleiotrope Effekte von Statinen scheinen sich auch bei der Primärprävention von COVID-19-Erkrankungen zu zeigen. So wiesen bereits mehrere epidemiologische Studien darauf hin, dass Patienten unter einer Statin-Einnahme weniger häufig aufgrund einer SARS-CoV-2-Erkrankung hospitalisiert werden mussten. Eine französische Arbeitsgruppe befasst sich genauer mit dieser Beobachtung und untersuchte einen möglichen Zusammenhang unter Zuhilfenahme proportionaler Hazard Modelle. Die erforderlichen Angaben wurden der Datenbank des französischen Gesundheitssystems entnommen und eine Kohorte von Statin-Anwendern einer nach Geburtsjahr, Geschlecht, Wohnort und Komorbiditäten angepassten Gruppe von Nicht-Anwendern gegenübergestellt. Jede Gruppe bestand aus mehr als zwei Millionen Anwendern im medianen Alter von knapp 69 Jahren. Statin-Anwender hatten ein um 16% geringeres Risiko einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer COVID-19-Erkrankung als Nicht-Anwender (adjustiertes Hazard Ratio [HR] 0,84; 95%-KI [Konfidenzintervall] 0,81-0,88). Dieser präventive Effekt war bei allen Statinen zu beobachten. Die Abnahme des Risikos lag zwischen 25% unter Fluvastatin und 11% unter Atorvastatin. Betrachtet man den Einfluss der Statine im Hinblick auf deren Intensität – das heißt in Abhängigkeit ihrer LDL-Reduktion – so führten Statine mit niedriger und mittlerer Intensität zu einer höheren Risikosenkung als keine Einnahme von Statinen (HR 0,78 bzw. HR 0,84), wohingegen bei Statinen mit hoher Intensität kein präventiver Effekt auftrat. Eine protektive Wirkung einer Statin-Einnahme fand sich auch im Hinblick auf das Mortalitätsrisiko nach einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer COVID-19-Erkrankung. [Bouillon K et al. Association of Statins for Primary Prevention of Cardiovascular Diseases With Hospitalization for COVID-19: A Nationwide Matched Population-Based Cohort Study. J Am Heart Assoc, doi: 10.1161/JAHA.121.023357]

Grafik: GEMINI/AdobeStock

EMA empfiehlt Zulassung des Valneva-Impfstoffs

cel/ck | Der Humanarzneimittelausschuss der EMA empfiehlt, mit dem Ganzvirus-Impfstoff von Valneva einen weiteren COVID-19-Impfstoff ­zuzulassen. Dabei soll direkt eine Standardzulassung – keine bedingte Zulassung – erfolgen. Über die endgültige Zulassung entscheidet die Europäische Kommission. Im Gegensatz zu den mRNA-, Vektor- und proteinbasierten COVID-19-Impfstoffen enthält die Valneva-­Vakzine ein ganzes, aber abgetötetes SARS-CoV-2 (Originalstamm), um die Immunantwort zu stimulieren. Als Vorteil von Ganz­virus-Impfstoffen gilt, dass sie eine Vielzahl an Antigenen mitbringen, die das Immunsystem stimulieren können. Eingesetzt werden soll der inaktivierte und adjuvantierte Impfstoff ab 18 bis 50 Jahren. Ausschlaggebend für die Zulassungsempfehlung der EMA war eine Immunobridging-Studie, die bei 3000 Personen (Alter: 30 Jahre und älter) die Immunantwort der Valneva-Vakzine mit der des bereits zugelassenen Corona-Impfstoffs von AstraZeneca (Vaxzevria) verglich: Die Ganzvirus-Vakzine sorgte für eine höhere Antikörperproduktion gegen den ursprünglichen Stamm von SARS-CoV-2 als der Vektorimpfstoff von AstraZeneca. In anderen Studien konnte Valneva nachweisen, dass seine Vakzine auch bei Jüngeren (im Alter zwischen 18 und 29 Jahren) wirksame Antikörpertiter auslöst. Allerdings sei aufgrund der vorgelegten Daten keine Aussage zum Impfschutz bei ab 50-Jährigen möglich, weswegen die EMA für diese Altersgruppe keine Zulassungsempfehlung ausspricht, begründet das CHMP die Entscheidung.

Als Wirkverstärker setzt Valneva auf ein Adjuvanzien-Duo aus Alaun und CpG 1018. Dass Valneva gleich zwei Adjuvanzien nutzt, ist präklinischen Experimenten geschuldet, in denen durch die Adjuvanzienkombination höhere Antikörperspiegel induziert wurden als bei alleiniger Wirkverstärkung mit dem aluminiumhaltigen Adjuvans. Zudem habe die Adjuvanzien-Kombination zu einer Verschiebung der Immunantwort in Richtung Th1 geführt – der Gruppe von T-Helferzellen, die für den Schutz vor Infektionen mit Viren (und intrazellulären Bakterien) wichtig sind. Zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen einer Impfung mit VLA2001 zählen Empfindlichkeit oder Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Übelkeit oder Erbrechen. Noch fehlen Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs gegen bedenkliche Varianten, einschließlich Omikron und den einzelnen Untervarianten, die derzeit nach wie vor das Infektionsgeschehen dominieren. [EMA recommends Valneva’s COVID-19 vaccine for authorisation in the EU, 23. Juni 2022, EMA/599085/2022]

Fruchtbarkeitsarmband erkennt COVID-19 vor Symptombeginn

cel/ck | Antigen-Schnelltests und PCR-Tests gelten als die wichtigsten Methoden, um eine SARS-CoV-2-Infektion nachzuweisen. Zuverlässig sind sie vor allem bei symptomatischen Patienten, während sie prä- und asymptomatisch Erkrankte in der Regel nicht identifizieren. Um eine Infektion schon vor Symptombeginn zu erkennen, wurden in einer prospektiven Studie physio­logische Parameter mit einem Fruchtbarkeitsarmband erfasst, das bei Kinderwunsch eingesetzt wird und von der FDA zugelassen und CE-zertifiziert ist (Ava-Armband). Es misst kontinuierlich Veränderungen bei Atemfrequenz, Herzfrequenz, Hauttemperatur am Handgelenk und Hautdurchblutung über drei Sensoren. Daneben werden Schlafqualität und Schlafquantität durch Armbewegungen getrackt. 1163 Personen nahmen an der COVI-GAPP-Studie teil und trugen nachts das Armband. Zwischen März 2020 bis April 2021 infizierten sich 127 Probanden (11%) mit SARS-CoV-2. Zehn Patienten mussten aufgrund von Atembeschwerden und Fieber ins Krankenhaus. Drei asymptomatische Personen konnten retrospektiv durch Antikörpertests identifiziert werden. Von den 127 Teilnehmern, die entweder durch RT-PCR und SARS-CoV-2-Antikörpertests oder nur durch ­Antikörpertests positiv auf COVID-19 getestet wurden, hatten 66 ihr Armband mindestens 29 Tage vor Symptombeginn getragen. Bei fünf der sieben ge­messenen Parameter (Atemfrequenz, Herzfrequenz, Variabilität der Herzfrequenz, Temperatur und Durchblutung) konnten signifikante Veränderungen während der Inkubations-, präsymptomatischen, symptomatischen und Erholungsphase von COVID-19 im Vergleich zum Ausgangswert festgestellt werden: COVID-19-Infizierte hatten in der symptomatischen Phase eine signifikant erhöhte Atemfrequenz. Auch erhöhte sich die nächtliche Herzfrequenz in der Inkubationszeit, in der präsymptomatischen Phase lag sie noch höher. Mit Beginn der Symptome steigerte sich diese weiter. Die Wissenschaftler entwickelten einen Algorithmus, der 68% der ­COVID-19-Fälle bis zu zwei Tage vor Symptombeginn detektierte. Um den Algorithmus zu ­prüfen, wurde nun eine randomisierte kontrollierte Studie mit 20.000 Personen gestartet. [Risch M et al. BMJ 2022, http://dx.doi.org/10.1136/bmjopen-2021-058274]

Nuvaxovid für Kinder ab zwölf Jahren empfohlen

ck | Der erste proteinbasierte Corona-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax ist seit Ende 2021 in Europa zugelassen, bisher nur für Personen ab 18 Jahren. Der Humanarzneimittelausschuss CHMP der EMA hat jetzt empfohlen, die Zulassung um die Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen zu erweitern. Der Impfstoff wird auch bei Jugendlichen zweimal in einer Dosis von je 5 µg im Abstand von drei Wochen eingesetzt. Er besteht aus gereinigtem rekombinantem Voll­längen-Spike(S)-Protein von SARS-CoV-2 und ­enthält das Saponin-­basierte Adjuvans Matrix-M, das die Aktivierung der Zellen des angeborenen Immunsystems und die S-Protein-spezifische Immunantwort erhöhen soll. Der Impfstoff wurde in der Phase-III-Studie PREVENT-19 mit über 2200 Kindern im Alter von 12 bis 17 Jahren untersucht. Dort konnte gezeigt werden, dass die Antikörperspiegel als ­Reaktion auf Nuvaxovid ähnlich der Reaktion junger Erwachsener im Alter von 18 bis 25 Jahren sind. Auch die Nebenwirkungen waren wie bei Erwachsenen: insgesamt mild bis moderat sowie von kurzer Dauer. Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs werden weiterhin überwacht. In der Studie mit den Jugendlichen war die Delta-Variante von SARS-CoV-2 vorherrschend. Dort zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von fast 80%. Zur Frage, wie stark er bei der ansteckenden Omikron-Variante wirkt, kann noch keine Aussage getroffen werden. [Informationen von Nuvavax vom 28. Juni 2022]

Moderna-Impfstoff wirkt auch gegen Omikron BA.4 und BA.5

ck | Moderna informierte über neue klinische Daten zu seinem Omikron-adaptierten, bivalenten COVID-19-Booster-Impf­stoffkandidaten mRNA-1273.214. Dieser enthält den Standardimpfstoff von Moderna sowie einen Impfstoff, der auf die Omikron-­Variante BA.1 zielt. Die bisher unveröffentlichten Daten einer Phase-II/III-Studie mit etwa 1200 Probanden über 56 Jahren zeigen nach der zweiten Boosterimpfung einen mehr als fünffachen Anstieg der neutralisierenden Antikörper gegen die BA.4- und BA.5-Omikron-Subvarianten im Vergleich zum Zeitpunkt vor der zweiten Booster­impfung. Einen Monat nach der Verabreichung an zuvor geimpfte und einmal geboosterte Studienteilnehmer führte eine 50-μg-Booster-Dosis dieses angepassten Impfstoffs bei allen Teilnehmern unabhängig von einer vorherig durchgemachten Coronavirus-Infektion eine starke neutralisierende Antikörperantwort gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5.

Der Hersteller reicht nun die Daten zur Publikation ein und plant auch einen Änderungsantrag, in dem eine Aktualisierung auf den angepassten Impfstoffkandidaten beantragt wird. [Informationen der Moderna Germany GmbH vom 23. Juni 2022] |

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