Die Seite 3

Radikales Fasten

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Die ABDA will besser werden. Jedenfalls dann, wenn die aktuelle Strukturanalyse zu dem Ergebnis kommt, dass da noch Potenzial nach oben ist, und aufzeigt, wie der Weg dorthin gelingen kann. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Denn für die Analyse wurde unter dem ehemaligen ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt eine Unternehmensberatung beauftragt, die im Bereich der Verbände Erfahrung hat. Außerdem finden Berater für gewöhnlich immer etwas zum Optimieren oder wenigstens Verändern. Ansonsten würde sich diese Branche überflüssig machen. Manche behaupten sogar, dass die Einsparungen im folgenden Geschäftsjahr immer unmittelbar den Auftragnehmern zugutekommen würden.

Wie dem auch sei: Fest steht, kostenlos gibt es die Leistung nicht. Und wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen – und darf natürlich auch vorgeben, ob auf der Tanzfläche nun Walzer, Reggae oder Minimal House gespielt wird. Ja, auch den „Stil“ hatte Ex-Präsident Schmidt noch festgelegt. Die Grundstruktur der ABDA mit Bundesapothekerkammer, Deutschem Apothekerverband und den Kammern und Verbänden als Mitgliedern soll nicht Gegenstand der Strukturanalyse sein. Vor einer grundsätzlichen Veränderung scheut man sich also. Vielmehr soll es darum gehen, wie Entscheidungsfindungen zwischen Vorständen und Mitgliederversammlung besser und effizienter gelingen. Wann sind Abstimmungen in welchem Ausmaß nötig, wann hinderlich? Wie kommuniziert man am besten nach innen und außen? Welche Rolle hat das Hauptamt, welche das Ehrenamt?

Das klingt zunächst vielversprechend und nach einer historischen Chance, die Standesvertretung der Apotheker zu modernisieren und zukunftsfit zu machen. Doch entscheidend wird nicht der Weg, sondern – wie so oft – das Ergebnis sein. Dem Vernehmen nach hat die Unternehmensberatung vorgeschlagen, die ABDA zu „verschlanken“. So soll der bisher 40 Köpfe umfassende ABDA-Gesamtvorstand entfallen und der 13 Personen zählende geschäftsführende Vorstand zu einem ABDA-Vorständchen, bestehend aus nur noch ­sieben ehren- und hauptamtlichen Mitgliedern, werden. Das wäre in etwa so, wie wenn der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz sein Bundeskabinett kurzerhand einstampfen und sich mit seinen engsten Vertrauten auf die Regierungsbank gegenüber dem Parlament setzen würde. Die ­Exekutive würde sich innerhalb weniger Entscheidungsträger zuspitzen.

Radikales Fasten ist nie gesund. Die nun im Raum stehenden Vorschläge müssen kritisch hinterfragt werden. Zwar wollte die ABDA jahrelang Diskussionen über ihre komplexen Strukturen vermeiden, doch darf man sich von den aktuellen Vorgängen nicht blenden lassen. Allein die Einführung schlankerer Entscheidungswege ist nicht das Erfolgsrezept für mehr Demokratie, transparentere Kommunikation und bessere Interessenvertretung. Daher sollten Unternehmensberatung und ABDA-Spitze gerade in diesem Prozess unbedingt auf die Belange der Mitgliedsorganisationen eingehen. Denn deren Einflussmöglichkeiten drohen zu schrumpfen, wenn im Gegenzug keine neuen geschaffen werden. Damit würden die Kammern und Verbände immer weniger dieser Strukturanalyse vertrauen, obwohl es doch längst einer echten Strukturreform bedarf.

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