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Niedriges Haushaltseinkommen – hohe Inflationsrate

Forschende analysieren Daten verschiedener Haushalte

Laut Hans-Böckler-Stiftung tragen Singles mit hohem Einkommen die geringste Last der Inflation, während Familien mit niedrigem Einkommen deutlich stärker belastet werden.
Foto: Drazen/AdobeStock

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung untersucht regelmäßig Teuerungsraten verschiedener Haushaltstypen. Grundlage der Analysen sind repräsentative Warenkörbe.

Bei Vergleichen zwischen Familien mit niedrigem Einkommen und Singles mit hohem Einkommen zeigten sich extreme Unterschiede. Als Preissteigerung geben Sebastian Dullien und Silke Tober für den April 2022 rund 8,0 Prozent versus 6,2 Prozent an – bei einem Durchschnittswert von 7,4 Prozent über alle Haushalte hinweg. Für Alleinlebende mit niedrigem bis höherem Einkommen lagen die Raten bei 6,9 bis 7,2 Prozent, sprich niedriger als der allgemeine Durchschnitt. Bei Familien mit höherem Einkommen nennen die Forschenden 7,1 Prozent. Kinderlose Paare mit mittlerem Gehalt kommen auf 7,5 Prozent.

Was bringen die Entlastungs­pakete der Bundesregierung?

Außerdem gingen Dullien und Tober der Frage nach, ob Maßnahmen der Bundesregierung, wirtschaftlich schwächer gestellte Menschen zu entlasten, wirklich bei der jeweiligen Zielgruppe ankommen. Die Ergebnisse der Analyse fallen recht negativ aus. Eine typische vierköpfige Familie mit zwei Erwerbstätigen und niedrigem Haushaltseinkommen kann beispielsweise mit einer Ent­lastung von 1006 Euro im gesamten Jahr 2022 rechnen. Sie hat jedoch allein von Januar bis April 2022 zusätzlich 398 Euro für Lebensmittel, Energie oder Kraftstoffe ausgegeben. Noch schwächer ist der Effekt bei Alleinerziehenden und bei Familien mit einem erwerbstätigen Elternteil. Und die finanzielle Belastung für Rentnerinnen beziehungsweise Rentner ist zwischen Januar und April 2022 mehr als dreimal so hoch wie die für 2022 insgesamt vorgesehene Entlastung.

Die Autorin und der Autor befürchten, dass sich solche Trends in nächster Zeit weiter verschärfen könnten. Nicht alle Firmen hätten bisher Preissteigerungen vollständig an Konsumenten weitergegeben, schreiben sie. Und wie sich die Energiekosten weiterentwickeln, sei ebenfalls unklar. |

Literatur

Dullien S, Tober S. IMK Inflationsmonitor – Preisschocks bei Energie und Nahrungsmitteln dominieren auch im April 2022. IMK Policy Brief Nr. 123, Mai 2022, www.imk-boeckler.de/de/faust-detail.htm?produkt=HBS-008322

Michael van den Heuvel

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