Prisma

Nicht mehr ganz dicht?

Seepockenkleber verschließt Wunden

Foto: Erik/AdobeStock

Seepocken haften an einem glitschigen Gummistiefel.

us | Seepocken und Muscheln setzen sich gerne an Schiffsrümpfen fest. Auch auf der Haut großer Wale finden sie festen Halt und das obwohl beide Oberflächen ständig nass und glitschig sind. Dabei machen die Tiere Gebrauch von einer Art Zweikomponentenkleber. Eine lipidreiche Matrix verdrängt das Wasser und entfernt Verunreinigungen von der Oberfläche. Dann gehen spezielle Adhäsionsproteine eine stabile Bindung mit der gereinigten und wasserfreien Haut des Wals ein. Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology wollen sich diesen Effekt nun in einem ganz anderen Zusammenhang zunutze machen. Stark blutende Wunden müssen schnell verschlossen werden, sind jedoch ständig nass. Zwar ließ sich eine solche Wunde nähen, im Notfall geht dabei aber wertvolle Zeit verloren. Ein Klebstoff, der die Wunde innerhalb von Sekunden verschließt wäre also praktisch. Hier ließen sich die Forscher um Prof. Xuanhe Zhao von den Seepocken inspirieren. Sie verwendeten ein hydrophobes Silikon-Öl, das sie mit bioadhäsiven Mikropartikeln zu einer Paste vermischten. Die Ölkomponente soll das Blut aus der Wunde verdrängen, damit die Mikropartikel kovalente Bindungen untereinander und mit dem verletzten Gewebe eingehen können und dabei die Wunde verschließen. Dass ihre Idee funktioniert, demonstrierten die Forscher an einem 3 mm großen Loch in einer Schweineaorta sowie an blutenden Rattenherzen und -lebern. Sie stoppten die Blutungen innerhalb von fünf Sekunden nach Anwendung der Paste. Die versiegelte Wunde einer Schweineaorta widerstand einem Druck von bis zu 350 mmHg. Gleichzeitig erwies sich der Kleber als biokompatibel. Lediglich milde Entzündungsreaktionen traten auf und über einen Zeitraum von mehreren Wochen resorbierten Makrophagen das Material. Auch wenn die bisherigen Ergebnisse vielversprechend sind, muss der von Seepocken abgeschaute Wundkleber sich noch in weiteren Studien beweisen, bevor er reif für die klinische Anwendung ist. |

Literatur

Yuk H et al. Rapid and coagulation-independent haemostatic sealing by a paste inspired by barnacle glue. Nat Biomed Eng 2021 (10):1131-1142

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