Prisma

3D-Drucker toppt Maus

Neues Tumormodell erleichtert Wirkstoffentwicklung

Foto: neurobite/AdobeStock

mp | 1,3 Millionen Mäuse werden in Deutschland jährlich für Experimente eingesetzt. Fast dreimal so viele Mäuse werden zusätzlich getötet, weil sie sich nicht für einen Versuch eignen. Viele Wissenschaftler arbeiten an Methoden, die diese Zahl verringern könnten. Zum Beispiel ein Team der Angewandten Biochemie der Technischen Universität (TU) Berlin. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte kürzlich eine Methode, die das Potenzial hätte, die Maus aus der Erforschung des Neuroblastoms zu verdrängen.

Das Neuroblastom gehört zu den häufigsten Tumoren im Kindesalter. Bei vielen der betroffenen Kinder spricht die initiale Chemotherapie nicht an, bei anderen treten später therapieresistente Rezidive auf. Um neue Wirkstoffe gegen Neuroblastome zu erproben, wird menschliches Tumorgewebe in Mäuse transplantiert. Dieses Verfahren erntet nicht nur bei Tierversuchsgegnern Kritik, sondern es ist auch für die Forschung selbst nicht ideal. Denn interagieren die Wirkstoffkandidaten in den Mäusen mit tierischem Gewebe, verhalten sie sich anders als beim Menschen. Auch deswegen scheiden viele Wirkstoffkandidaten in frühen klinischen Phasen im Rennen um ein neues Arzneimittel aus.

Die Forscher der TU Berlin entwickelten nun ein 3D-gedrucktes Tumormodell, das besseren Aufschluss über die Wirksamkeit neuer Medikamente geben könnte als die Maus. Das Modell besteht aus einem Kern humaner Neuroblastom-Zellen und einem äußeren Ring gesunden, menschlichen Gewebes. So lässt sich prüfen, wie sich ein potenzielles Arzneimittel auf kranke und gesunde Zellen auswirkt. Dem Team könnte ein Meilenstein gelungen sein. Denn wie der Leiter der Arbeitsgruppe Professor Jens Kurreck gegenüber „Bionity“ erklärte, kann für diese Art der Wirkstoffprüfung jeder handelsübliche Biodrucker eingesetzt werden. Zudem könne man mit dieser Methode jedes gesunde oder kranke menschliche Gewebe untersuchen. Schon jetzt werde erprobt, ob das Modell auch Immunzellen oder Blut­gefäße simulieren kann. |

Literatur

[1] Wu D et al. Bioprinted Cancer Model of Neuroblastoma in a Renal Microenvironment as an Efficiently Applicable Drug Testing Platform. Int J Mol Sci 2022, doi: 10.3390/ijms23010122

[2] Technische Universität Berlin: Tumore ausdrucken im Labor. Bionity 2022, 20. April 2022, www.bionity.com

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