Arzneimittel und Therapie

Ovarschutz mit GnRH-Agonist

Triptorelin kann auch bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eingesetzt werden

Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH)-Agonisten können bei jungen Frauen während einer Chemotherapie eingesetzt werden, um die Ovarialfunktion zu schützen. Wie es um das langfristige Sicherheitsprofil der Therapie steht und ob dieses auch bei Hormonrezeptor-positiven Patientinnen gewährleistet ist, war Fragestellung der finalen Auswertung der PROMISE-GIM6-Studie, in der die Anwendung von Triptorelin untersucht wurde.

Eine Chemotherapie bei prämenopausalen Brustkrebspatientinnen kann in Abhängigkeit der eingesetzten Wirkstoffe zu einer Ovarialinsuffizienz führen. Häufige Folgen sind Infertilität und eine vorzeitige Menopause. Um diese Effekte zu verhindern oder abzuschwächen, kann während der Chemotherapie die Gabe eines Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH)-Rezeptor-Agonisten als Ovarschutz ­erwogen werden. Durch die so herbeigeführte Suppression der Keimzellproliferation wird ein Zellzyklusarrest herbeigeführt, um dadurch die Follikel vor dem gonadotoxischen Einfluss einer Chemotherapie zu schützen. Dieses Vorgehen ist etabliert, allerdings lagen bisher keine Langzeitdaten zur Sicherheit vor. Insbesondere bei Vorliegen eines Hormonrezeptor-positiven Karzinoms wird diskutiert, ob eine Suppression der hypophysären Funktion zu einem verminderten Ansprechen der Tumorzellen auf die zytostatische Therapie führen könnte. Zudem gibt es Bedenken, durch die Gabe von GnRH-Agonisten die Chemotherapie-induzierte Amenorrhö zu verhindern, die als positiv für die Prognose bei Hormonrezeptor-positiven Brustkrebspatientinnen gilt.

Zwischenergebnisse

In mehreren Zwischenauswertungen der PROMISE-GIM6-Studie (Prevention-of-Menopause-Induced-by-Chemo­therapy-Study der italienischen Studiengruppe Mammella 6) konnten unter anderem folgende Aussagen getroffen werden:

  • Im Kombinationsarm mit Triptorelin war ein Jahr nach Ende der Chemotherapie eine signifikante Reduktion einer Chemotherapie-induzierten vorzeitigen Ovarialinsuffizienz feststellbar (erste Zwischenauswertung 2011).
  • Nach im Median 7,3 Jahren lag die geschätzte kumulative 5-Jahres-Inzidenz für das Wiedereintreten der Menstruationsblutung bei 72,6% der Frauen, die zusätzlich den GnRH-Agonisten erhalten hatten, und in der Kontrollgruppe nur bei 64% (zweite Zwischenauswertung 2015).

Ergebnisse der Langzeitauswertung

Die PROMISE-GIM6-Studie ist eine multizentrische, randomisierte, offene Phase-III-Studie mit 281 prämenopausalen Patientinnen mit einem medianen Alter von 39 Jahren, die zwischen 2003 und 2008 eingeschlossen wurden. Rund 80% wiesen eine Hormonrezeptor-positive Brustkrebserkrankung auf. Die Frauen erhielten entweder nur eine Chemotherapie oder eine Chemotherapie plus den GnRH-Agonisten Triptorelin. Nach mehreren Zwischenauswertungen (s. Kasten) liegt nun die finale Analyse nach einem medianen Follow-up von 12,4 Jahren vor. Die zusätzliche Gabe eines GnRH-Agonisten zur Chemotherapie wirkte sich weder auf das krankheitsfreie noch auf das Gesamtüberleben aus. Unter der kombinierten Therapie waren nach zwölf Jahren 65,7% der Frauen krankheitsfrei, im Kontrollarm waren es 69,2%. Der Unterschied war nicht signifikant. Das Gesamtüberleben lag in der kombinierten Gruppe bei 81,2% vs. 81,3% im Kontrollarm. In einer Subgruppen-Analyse der Hormonrezeptor-positiven Frauen fanden sich unter der Kombinationstherapie keine signifikanten Unterschiede beim krankheitsfreien und beim Gesamtüberleben. Allerdings zeigten sich in der Subgruppe der Hormonrezeptor-negativen Frauen Unterschiede im krankheitsfreien Überleben. Dieses lag im Triptorelin-Arm bei 55,7% (95%-Kl: 36,0% bis 71,5%) und in der Kontrollgruppe bei 73,4% (95%-KI: 50,1% bis 87,1%). Die Studienautoren verweisen auf die kleine Zahl der Subgruppe (n = 51) und eine ähnliche Studie mit Goserelin und ausschließlich Hormonrezeptor-negativen Patientinnen, bei denen das krankheitsfreie Überleben nicht vermindert war [2]. Nach Ende der Therapie waren im Kombinationsarm neun Frauen schwanger geworden, im Kontrollarm vier.

Fazit

In der finalen Analyse konnten mehrere Unsicherheiten geklärt werden: Die Kombination von Chemotherapie plus GnRH-Agonist wirkt sich nicht auf das Gesamtüberleben aus – auch nicht bei Vorliegen eines Hormonrezeptor-positiven Karzinoms – und sie verringert die Häufigkeit Chemotherapie-induzierter Amenorrhöen. Letzteres hat sich in dieser Studie nicht negativ auf die Prognose der Frauen ausgewirkt. |

Literatur

[1] Lambertini M et al. Long-Term Outcomes with Pharmacological Ovarian Suppression during Chemotherapy in Premenopausal Early Breast Cancer Patients. J Natl Cancer Inst 2022;114(3):400-408, doi: 10.1093/jnci/djab213

[2] Moore HCF, Unger JM, Phillips K-A et al. Final Analysis of the Prevention of Early Menopause Study (POEMS)/SWOG Intergroup S0230. J Natl Cancer Inst 2019;111(2):210-213, doi: 10.1093/jnci/djy185

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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