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Kommentar zum Ersten Mai 2022
In diesem Jahr fällt es nicht leicht, aus Gewerkschaftssicht die richtigen, die passenden Worte zu finden. Weil für Gewerkschaften schon immer die Solidarität ein so zentraler Wert ist, sind unsere Gedanken bei den Menschen in der Ukraine – und bei den vielen Geflüchteten und Vertriebenen, hier und in anderen europäischen Ländern.
Wir denken an diejenigen, die in den öffentlichen Apotheken und den Krankenhäusern der Ukraine versuchen, unter Kriegsbedingungen Menschen mit Arzneimitteln zu versorgen, und wünschen uns als Ausdruck von Solidarität eine hohe Spendenbereitschaft, zum Beispiel an diejenigen Hilfsorganisationen, die sich besonders im pharmazeutischen Bereich engagieren (siehe auch Kasten „Arzneimittel für Krankenhäuser in der Ukraine“).
Arzneimittel für Krankenhäuser in der Ukraine
Der Verband der angestellten Apotheker in Europa (Employed community Pharmacists in Europe, kurz EPhEU) hat eine Spendenaktion für die Ukraine ins Leben gerufen: Die Versorgung von Krankenhäusern mit Spezialmedikamenten wird über die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V. organisiert.
Plakate mit dem Spendenaufruf, der sich sowohl an pharmazeutisches Personal als auch an Kunden richtet, werden in den Mitgliedsländern in Apotheken, in Online-Medien und an öffentlichen Plätzen platziert.
Das Plakat finden Sie unter www.adexa-online.de/ukraine zur Nutzung auch in Ihrer Apotheke.
Aber der Krieg sollte an diesem Tag der Arbeit nicht alle innerdeutschen Probleme vergessen machen, auch wenn sie vielleicht an der einen oder anderen Stelle viel weniger drängend oder gar existenziell wirken mögen:
Die Arbeitsbelastung in den hiesigen Apotheken wird nicht weniger. Die hohe Inflation besorgt und drückt gerade Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit niedrigeren Einkommen. Und die Probleme, Familie und Beruf zu vereinbaren, haben sich in der Pandemie auch nicht verringert.
Im Apothekenbereich ist ein zentraler Kritikpunkt die hohe wöchentliche Arbeitszeit: Vollzeit ist im Bundesrahmentarifvertrag mit 40 Stunden festgelegt – und das seit 2006.
Dabei sind lange Arbeitstage gar nicht besonders effizient. Das zeigen immer wieder Studien und Befragungen: Schon ab der siebenten Stunde kann die Effizienz laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bereits deutlich abnehmen. Und britische Büroangestellte gaben in einer Befragung mit 2000 Teilnehmenden an, dass sie von acht Stunden nur knapp drei Stunden produktiv arbeiten.
Mit Blick auf den Nachwuchsmangel in den Apotheken ist daher klar: So kann es nicht bleiben! Junge Leute wollen eine gute Work-Life-Balance. Und Frauen sollten nicht länger mit dem Argument abgespeist werden, dass es ja in Apotheken so gute Teilzeitmöglichkeiten gäbe. Teilzeit heißt ja immer auch reduziertes Gehalt und bedeutet auf lange Sicht auch eine niedrige Altersrente.
Eine 40-Stunden-Woche ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß – und die Apotheken können es sich nicht leisten, in diesem Punkt gegenüber anderen Branchen schlechter dazustehen!
Gerade weil wir wissen, wie unverzichtbar die öffentlichen Apotheken sind, fordern wir zum Ersten Mai 2022 bessere Arbeitsbedingungen für die Angestellten. Damit diese niedrigschwelligen Institutionen mit ihrer empathischen Beratung, mit ihren vielen freundlichen, einfühlsamen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht – mangels Nachwuchses – den gesichtslosen und beratungsschwachen Versendern das Feld überlassen müssen. |
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