Prisma

Zu neuem Leben erwecken

Stammzellen aus totem Nashorn gewonnen

Foto: Ji/AdobeStock

us | In den 1970er-Jahren lebten noch etwa 40 nördliche Breitmaulnashörner (Ceratotherium simum cottoni) in freier Wildbahn. Heute sind es weltweit noch zwei Exemplare. Und die sind ausgerechnet beide weiblich. Das ­letzte männliche Tier starb 2014 in Kenia. Das nördliche Breitmaulnashorn ­könnte also als ausgestorben be­trachtet werden. Wären da nicht die Stammzellbiologen des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin. Aus der kryokonservierten Hautprobe eines 2015 in einem tschechischen Zoo verstorbenen Nashorn­exemplars gewannen sie zunächst funktionale Fibroblasten. In die Fibroblasten transferierten sie zwei Plasmide, welche die Zellen zu induzierten pluripotenten Stammzellen umprogrammierten. Durch Aktivierung bzw. Deaktivierung bestimmter Signalwege sowie Überexpression des antiapoptotischen Gens BCL2 gelangten die Zellen schließlich in den Zustand der naiven Pluripotenz. Damit steht den Forschern die Möglichkeit offen, die Stammzellen zu Eizellen zu differenzieren und sie mit eingefrorenem Nashornsperma zu befruchten. Die Embryonen könnten dann von Leihmüttern des nahe verwandten süd­lichen Breitmaulnashorns ausgetragen werden. Zwar ließen sich auch von einem der lebenden Exemplare des nördlichen Breitmaulnashorns Ei­zellen gewinnen. Um eine gesunde Population zu züchten, ist jedoch eine gewisse genetische Vielfalt unabdingbar, die von einem einzigen Exemplar nicht abgeleitet werden könnte. Sollte den Forschern dieses Kunststück gelingen, gäbe es auch Hoffnung für die vielen anderen Tierarten weltweit, die bereits ausgerottet oder vom Aussterben bedroht sind. Im Frozen Zoo des Beckman Center for Conservation Research in San Diego lagern über 10.000 Gewebe- und Spermaproben, sowie Eizellen und Embryos von rund 1000 Arten. |

Literatur

Zywitza V et al. Naïve-like pluripotency to pave the way for saving the northern white rhinoceros from extinction. Sci Rep. 2022 12(1):3100

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