Wirtschaft

Zwischen einem Euro und siebenstelligen Beträgen

Apobank legt Studie zu Existenzgründungen im Jahr 2021 vor / Gesamtkosten liegen im Schnitt bei 641.000 Euro

cha | Mehr als 600.000 Euro wurden im Jahr 2021 im Schnitt beim Kauf einer Einzelapotheke fällig. Doch die Bandbreite bei den Kaufpreisen ist enorm – das zeigt die Studie „Apothekengründung 2021“, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) kürzlich vorgelegt hat.

Grundlage der Studie ist eine Stichprobe von rund 320 Apothekengründungen, die im Jahr 2021 durch die Apobank begleitet wurden. Wie in den Vorjahren, zeigt sich auch für 2021, dass „echte“ Neugründungen sehr selten sind: Nur drei Prozent aller Existenzgründer haben einen neuen Standort für eine Einzel-/Hauptapotheke oder eine Filiale aufgebaut. Ebenfalls selten: Existenzgründungen als Pächter (2 Prozent) oder im Rahmen einer OHG (4 Prozent). Beim Gros der Gründungen handelt es sich dagegen um Übernahmen: 60 Prozent als Einzel-/Hauptapotheke und 31 Prozent als Filiale. Dabei fanden 18 Prozent der Übernahmen in einem Verbund statt, der im Schnitt aus 2,1 Apotheken bestand.

Wer das Abenteuer einer „echten“ Neugründung wagt, kommt – zumindest im Durchschnitt gesehen – deutlich günstiger weg als bei einer Übernahme. So wurden 2021 bei der Neugründung einer Einzel-/Haupt- oder Filialapotheke 471.000 Euro fällig: 353.000 Euro für Investitionen, 90.000 Euro für das Waren­lager und 28.000 Euro für Betriebsmittel. Bei der Übernahme bezahlten Käufer für eine Einzel-/Hauptapotheke 641.000 Euro und für eine Filiale 574.000 Euro, die sich aus 470.000 bzw. 432.000 Euro Übernahmepreis, 117.000 bzw. 101.000 Euro für das Warenlager, 37.000 bzw. 27.000 Euro für Investitionen und 17.000 bzw. 14.000 Euro für Betriebsmittel zusammensetzen.

2015 kostete eine Apotheke 110.000 Euro weniger als 2021

Dabei zeigt sich im Zeitverlauf ein deutlicher Trend nach oben: So lagen die Gesamtinvestitionen für die Übernahme als Einzel-/Hauptapotheke 2015 bei 531.000 Euro und damit 110.000 Euro unter dem Wert von 2021. Der Anstieg verlief jedoch nicht linear. 2019 gab es einen Einbruch, für den die Apobank als mögliche Gründe die vorangegangenen Diskussionen um das Rx-Versandhandelsverbot und die Apothekenvergütung nennt.

Betrachtet man die reinen Übernahmepreise, also ohne Investitionen, Warenlager etc., so zeigt sich, dass es hier eine enorme Bandbreite gibt. So wurden bei 32 Prozent der Übernahmen als Einzel-/Haupt­apotheke 600.000 Euro und mehr bezahlt, während 26 Prozent unter 150.000 Euro lagen. In der Pressemeldung werden die Extreme noch deutlicher aufgezeigt: „Die Kaufpreise dafür bewegen sich zwischen einem symbolischen Euro und teils siebenstelligen Beträgen“, heißt es. Weitere 19 Prozent lagen zwischen 150.000 und 299.000 Euro, 13 Prozent zwischen 300.000 und 449.000 Euro und 10 Prozent zwischen 450.000 und 599.000 Euro.

Für Apothekenverbünde wurden 2021 im Durchschnitt gut 1,5 Mio. Euro bezahlt. Diese setzen sich aus einem Übernahmepreis von 1.172.000 Euro, dem Warenlager von 263.000 Euro und Investitionen inklusive Betriebsmittel von 93.000 Euro zusammen.

Ein Schwerpunkt der Studie widmet sich den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei den Existenzgründern. Dabei zeigt sich, dass 2021 Apothekerinnen mit 38,0 Jahren bei der erstmaligen Existenzgründung etwas älter waren als ihre männlichen Kollegen mit 36,2 Jahren. Gut möglich, dass hierbei Aspekte der Familiengründung eine Rolle spielen. Wenig verwunderlich ist, dass die Mehrheit der Existenzgründer weiblich ist. Dabei ist der Anteil von 57 Prozent angesichts des deutlich höheren Frauenanteils bei den Approbierten immer noch bemerkenswert niedrig.

Erstmals liegen die Frauen bei der Filialgründung vorne

Eine interessante Entwicklung zeigt sich bei der Filialgründung: Während 2015 nur ein Drittel der Filialen von Apothekerinnen gegründet wurden, lag der Frauen­anteil 2021 mit 55 Prozent erstmals über dem Männeranteil. Unterschiede gibt es auch bei den Gesamtinvestitionen: Die männlichen Gründer zahlten 2021 mit 675.000 Euro für die Übernahme einer Einzel-/Haupt­apotheke etwas mehr als ihre Kolleginnen mit 616.000 Euro. Offen bleibt, ob die Männer mehr Mut zum Risiko gezeigt oder die Frauen besser verhandelt haben. |

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