Gesundheitspolitik

„Hamstern ist fatal“

ABDA-Präsidentin zu Lieferengpässen

ks | ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening geht davon aus, dass uns die Lieferengpässe bei Arzneimitteln noch länger begleiten werden. Im Interview mit dem „Spiegel“ appelliert sie zudem eindringlich an die Menschen, keine Arzneimittel zu hamstern.

Die Engpässe bei zahlreichen Arzneimitteln geben derzeit einigen Anlass zur Sorge. Der „Spiegel“ hat nun die ABDA-Präsidentin zu ihrer Einschätzung der Lage befragt. Die Gründe für die Lieferprobleme sind bekanntermaßen vielfältig. Einer davon sind sicher die Preise. „Ich verstehe, dass wir im Sinne der Solidargemeinschaft die Ausgaben im Griff behalten müssen“, erklärt dazu Overwiening. Doch aktuell sehe sie nur eine Spirale nach unten – und das könne sich rächen. Dass Hersteller dann andere Märkte priorisieren, könne man ihnen nicht übel nehmen. „Wir sind in eine Schieflage geraten, man schaut nur noch aufs Geld. Was viele vergessen: Ein Kind ins Krankenhaus zu schicken ist am Ende teurer, als ein paar Euro mehr für den Fiebersaft zu bezahlen“.

Fromme Wünsche

Rasche Entspannung erwartet Overwiening nicht: „Solange wir globale Krisen haben, wird es schwierig bleiben.“ 300 bis 400 Arzneimittel seien derzeit nur schwer oder gar nicht lieferbar, vor der Corona-Krise seien es rund 110 pro Apotheke gewesen. „Das wird nicht schnell besser werden. Die Produktion von Arzneimitteln zurück nach Deutschland zu holen ist ein edler, aber auch ein frommer Wunsch. Das würde vermutlich niemand bezahlen wollen.“

So werde den Apothekern die Mangelverwaltung auch in Zukunft zufallen. Overwiening macht auch deutlich, wie viel Mehrarbeit die Engpässe mit sich bringen – und dass die Ver­gütung dafür fehlt. Zudem legt sie dar, wo der Haken bei Rezepturen für Kinder liegt: Nötig ist eine ausdrückliche Verordnung vom Arzt, die dieser aber aus Regressangst häufig fürchtet. |

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