Gesundheitspolitik

Kommentar: Auf einem Auge blind

Dr. Christine Ahlheim

Mit rund 1000 Gesundheits­kiosken will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitsleistungen in sozial benachteiligten Regionen schaffen (s. S. 8). Bezahlen sollen dies zum Großteil die gesetz­lichen Krankenversicherungen (GKV). Doch Lauterbach geht ohnehin davon aus, dass sich die Kioske nicht nur selbst tragen, sondern das Gesamtsystem entlasten, da dadurch Krankenhauskosten gespart würden.

Auch wenn dies langfristig tatsächlich der Fall wäre, so kommen erst einmal erhebliche Ausgaben auf die ohnehin klamme GKV zu. Daher stellt sich die Frage, warum es für ein niedrigschwelliges Gesundheitsangebot 1000 zusätzliche Einrichtungen braucht. Denn es gibt bundesweit gut 18.000 Apotheken, die einen solchen niedrigschwelligen Zugang bieten. Wenn Lauterbach das Angebot in sozial benachteiligten Regionen stärken will, so kann er das ebenso gut gemeinsam mit den dort vorhandenen Apotheken tun. Diese wären sicher bereit, bei angemessener finanzieller und personeller Unterstützung in Zusammenarbeit mit den Kommunen entsprechende Leistungen anzubieten. Und das für einen Bruchteil der Kosten, der für gänzlich neue Einrichtungen fällig wird.

Doch leider ist Lauterbach auf diesem Auge blind. Die Apo­theker sind für ihn keine Heilberufler, sondern Verteiler von Arzneimitteln. Daher schaut er auch ungerührt dem Apothekensterben zu und befeuert es noch mit der im Rahmen des GKV-Stabilisierungsgesetzes geplanten Erhöhung des Kassenabschlags. Vielleicht kann ihm ja sein Besuch beim Deutschen Apothekertag in München beide Augen öffnen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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