Wirtschaft

Sonderleistungen brachten Sonderumsätze

Apothekenwirtschaftsbericht 2021: Pandemiespezifische Umsätze und Kosten äußerst kompliziert zu erfassen

eda | Das Apothekenjahr 2021 war geprägt von Mehrarbeit, bedingt durch die Corona-Pandemie und die damit zusammenhängenden Aktivitäten. Die Betriebe mussten für die Ausstellung der Impfzertifikate, für die Versorgung der Praxen mit COVID-19-Impfstoffen sowie für die Durchführung der Bürgertests zusätzliche Leistungen erbringen, die es erst noch zu eta­blieren galt. Das spiegelt sich auch im Wirtschaftsbericht des Deutschen Apothekerverbands wider.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht war 2021 ein gutes Jahr für die Apotheken. „Ein gutes Jahr, das hart erarbeitet wurde“, stellte Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, bei der diesjährigen Wirtschaftskonferenz des Deutschen Apothekerverbands (DAV) fest. Insgesamt setzten die Apotheken 62,43 Milliarden Euro (ohne MwSt.) um, darin enthalten sind rund 2,5 Milliarden Euro Sonderumsätze, erwirtschaftet durch die Initiativen während der Corona-Pandemie. Schlüsselt man diese Sonderumsätze auf, erhält man folgendes Bild: 1,4 Milliarden Euro entfallen auf die Verteilung der Schutzmasken, schätzungsweise 500 Millionen Euro auf die Bürgertests, 492 Millionen Euro auf die Ausstellung der Impfzertifikate und 96 Millionen Euro auf die Versorgung der Praxen mit COVID-19-Impfstoffen. Im OTC- und Nichtarzneimittelmarkt machte sich eine interessante Entwicklung bemerkbar. Während es von 2019 auf 2020 noch zu einem Rückgang des Absatzes um 6,9 Prozent gekommen war, erkennt man von 2020 auf 2021 eine Stagnation (0,7 Prozent). Zugleich ist die Absatzentwicklung im Versandhandel inzwischen weniger stark ausgeprägt: Während man von 2019 auf 2020 noch eine deutliche Steigerung des Absatzes um 12,3 Prozent registrierte, betrug die Steigerung von 2020 auf 2021 nur 2,9 Prozent.

Foto: ABDA

Dr. Hans-Peter Hubmann Es ist selbstverständlich, das zusätzliche Leistungen vergütet werden.

Corona-bedingte Gewinne werden wegbrechen

Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales bei der ABDA, bezog die makroökonomische Analyse seiner Kollegin auf die einzelnen Apotheken. Laut Bauer erwirtschaftete die durchschnittliche Apotheke im vergangenen Jahr 3,079 Millionen Euro. Zugleich merkte er an, dass 62 Prozent aller Apotheken in Deutschland unter diesem Durchschnittswert liegen. Im Vorjahr war es noch ein Durchschnittsumsatz von 2,776 Millionen Euro gewesen. Das durchschnittliche Betriebsergebnis pro Apotheke stieg 2021 deutlich von 165.693 Euro im Vorjahr auf 210.977 Euro. Bauer mahnt: Das wirtschaftliche Ergebnis 2021 der Apotheken sei extrem von COVID-19-Sonderfaktoren geprägt. Für die durchschnittliche Apotheke rechnet der ABDA-Ökonom mit einem Gewinnrückgang in Höhe von 70.000 Euro im laufenden Jahr, allein durch den Wegfall der Schutzmasken-Verteilung, die Durchführung von weniger Bürgertests sowie die Ausstellung von weniger Impfzertifikaten. Hinzu kommen 17.000 Euro Mehrbelastung durch den Tarifabschluss. Bauer geht von einem durchschnittlichen Betriebsergebnis von 130.000 Euro aus. Dies entspreche dem Nominalwert aus 2014. Doch die Prognose könnte noch weiter sinken, falls die Politik die Apotheken mit Kostendämpfungsgesetzen belasten sollte und die Rentabilität in der GKV-Versorgung weiter abnehme. Die Zahl der Apotheken geht derweil beständig zurück. Zum Ende des Jahres 2021 registrierte die ABDA 18.461 Betriebsstätten.

Sondereffekte sind keine nachhaltige Entwicklung

„Ja, es gab im letzten Jahr durch die Pandemie durchaus erhebliche Zusatzvergütungen“, räumte der stellvertretende DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann in seinem politischen Lagebericht ein. Doch diese zusätzlichen Einnahmen seien stets mittelgebunden gewesen. Die Apotheken mussten für die Ausstellung der Impfzertifikate, für die Versorgung der Praxen mit COVID-19-Impfstoffen sowie für die Durchführung der Bürgertests zusätz­liche Leistungen erbringen, die es erst noch zu etablieren galt. „Dass diese entsprechend vergütet wurden, ist selbstverständlich“, so Hubmann und mahnte zugleich: „Sondereffekte sind Sondereffekte und keine nachhaltige Entwicklung.“ |

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