Prisma

Bäume machen glücklich

Baumdichte in Städten korreliert mit Depressionen

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Die Natur hilft uns Menschen, im Gleichgewicht zu bleiben.

us | Grau in Grau ist das Bild vieler großer Städte. Vorhandener Raum wird schnell bebaut, denn Wohnraum ist begehrt. Von Biodiversität kann keine Rede mehr sein. Darunter leidet auch die mentale Gesundheit des Menschen, der den größten Teil seiner Evolution in der Natur, umgeben von grünen Pflanzen, verbracht hat. Forscher des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung haben versucht zu messen, ob die Dichte von Straßenbäumen in einer Stadt sich auf die Verschreibung von Antidepressiva auswirkt. Für die Untersuchung wurden Daten von 9751 erwachsenen Bewohnern Leipzigs ausgewertet, die an der epidemiologischen LIFE-Adult-Studie teilgenommen hatten. Etwa 6% der Teilnehmer nahmen zum Zeitpunkt der Datenerhebung Antidepressiva ein. Dieser Wert ist repräsentativ für Deutschland, wo im Jahr 2017 rund 5,6% der Einwohner Antidepressiva verschrieben bekamen. Mithilfe des Straßenbaumkatasters der Stadt Leipzig erstellten die Wissenschaftler eine Karte, auf der die Straßenbaumdichte als Anzahl der Bäume pro Meter Straße dargestellt ist. Die Straßenbaumdichte im jeweiligen Umkreis konnten sie dann mit den Anschriften der Studienteilnehmer verknüpfen. Die statistische Auswertung der Datenpunkte zeigte einen negativen Zusammenhang zwischen hoher Baumdichte und Verschreibung antidepressiver Medikamente. Besonders für Menschen mit niedrigem ­sozioökonomischem Status war die Wahrscheinlichkeit, Antidepressiva verschrieben zu bekommen, signifikant kleiner, wenn im Umkreis von 100 m um ihre Wohnung eine hohe Baumdichte herrschte. Ähnliche Beobachtungen waren zuvor in London gemacht worden. Die regelmäßige Exposition gegenüber Bäumen und Natur scheint also eine antidepressive Wirkung zu haben. Bei zukünftigen Stadtplanungen sollten diese Erkenntnisse berücksichtigt werden. |

Literatur

Marselle MR, Bowler DE, Watzema J et al. Urban street tree biodiversity and antidepressant prescriptions. Sci Rep 2020. doi:10.1038/s41598-020-79924-5

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