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Adexa-Info
ADEXA: Arbeitszeitgesetz nicht aufweichen
Angestellte tragen die Last möglicher Liberalisierungen
Homeoffice, „Arbeiten 4.0“ oder Projektarbeit: Solche Begriffe prägen mehr und mehr die Arbeitswelt. Auch Apothekenangestellte bleiben davon nicht verschont. Ihr Platz ist – noch – am HV-Tisch oder im Backoffice. Aber schon heute wächst der Druck auf Kolleginnen und Kollegen, möglichst flexibel zu sein. Ihre eigenen Bedürfnisse rangieren unter „ferner liefen“. Zwei Beispiele aus der Praxis.
Licht- und Schattenseiten der Digitalisierung
Smartphones stecken heute in jeder Hosentasche. Die modernen Seiten der Kommunikation schätzen wir alle sehr. Doch in Zeiten von WhatsApp oder eigener Mitarbeiter-Apps verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend. Niedrigschwellige Technologien führen eben dazu, schnell noch ein paar Fragen über die Rezeptur zu stellen oder zu fragen, ob man am freien Tag nicht doch arbeiten kann – schließlich hat sich Frau X oder Herr Y plötzlich krankgemeldet. Angestellte sind nicht verpflichtet, in ihrer Freizeit darauf zu reagieren. Doch gern wird ein gewisser Druck aufgebaut, dies zu tun.
Die Apotheke retten um jeden Preis
Auch die gesetzlichen Höchstarbeitszeiten werden gern infrage gestellt. Oft sind zu wenige Fachkräfte vor Ort. Teilweise arbeiten Angestellte freiwillig mehr, um – wie ADEXA erfahren hat – eine Apotheke zu retten, in der mehrere Kolleginnen und Kollegen gekündigt hatten. Ohne gesetzlichen Schutz wird es immer schwieriger, Arbeit und Privatleben zu verbinden. Schon heute stehen viele Eltern, Frauen eher als Männer, vor der Herausforderung, zu arbeiten, Kinder großzuziehen und später dann vielleicht noch ältere Verwandte zu pflegen. Fallen die letzten Barrieren, wird ihnen das kaum noch gelingen.
Angestellte stimmen mit den Füßen ab
Als Apothekengewerkschaft sprechen wir uns entschieden dagegen aus, das Arbeitszeitgesetz weiter zu liberalisieren. Schon heute gibt es das tariflich festgeschriebene Jahresarbeitszeitkonto, um beiden Seiten mehr Flexibilität zu gewähren. Digitale Kommunikationstechnologien behalten wir auch im Blick. Die Gefahr droht, dass Angestellte quasi in einer unbezahlten Rufbereitschaft landen.
Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen erweisen sich mit Forderungen nach mehr Flexibilität einen Bärendienst. Können sich Angestellte nicht erholen, werden sie öfter krank, das zeigen etliche Studien. Und frustrierte Mitarbeiterinnen sehen sich um. Es gibt nicht nur öffentliche Apotheken, sondern pharmazeutische Hersteller, Hochschulen, Krankenkassen, Krankenhausapotheken und viele mehr. In Zeiten des Fachkräftemangels entscheiden sich Angestellte eben für einen anderen Arbeitsplatz. |
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