Prisma

Die Spritze für Ängstliche

Orale Antikörper-Therapie mit der „Robo-Pille“

mp | Nicht jeder Arzneistoff eignet sich für die orale Anwendung. Um in Magen oder Darm die Haut durchdringen zu können, sind manche Verbindungen zu sperrig, andere zu polar. Manchmal bauen Enzyme die Moleküle ab, ehe sie wirken können. In diesen Fällen hilft oft nur die Spritze. Optimal ist das nicht: Die Hürde, sich zu spritzen, ist für Patienten größer, als Tabletten einzunehmen.

„Was wäre“, dachte sich ein Biotechnologen-Team vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), „wenn Patienten Spritzen einfach schlucken könnten wie Tabletten?“ Ihre Lösung veröffentlichten sie nun im Journal „Nature Biotechnology“: Einen Auto-Injektor, der, in einer Kapsel versteckt, Dosierungen von bis zu 4 mg Arzneistoff in den Magen spritzt. Seine jüngste Errungenschaft nennt das MIT liebevoll die „Robo-Pille“. Die 12 bis 15 mm große Kapsel ähnelt einem Ei, das am Boden platt gedrückt wurde. Durch ihre Form landet sie im Magen auf ihrem Boden, in dem sich die Spritz-Mechanik befindet (s. Abb.). Die Spritze wird ausgelöst, nachdem sich Teile der Apparatur in der Magensäure gelöst haben. So bringt die Kapsel den Wirkstoff zur rechten Zeit wahlweise in die Magenschleimhaut, in die Submucosa (die Bindegewebsschicht unter der Schleimhaut) oder in die Muskulatur – je nach Wirkstoff und gewünschter Resorption. 80% des Arzneistoffes sollen so im Blutkreislauf ankommen. Danach zieht sich die Spritze zurück in die Kapsel, sodass diese sicher ihren Weg bis zur Ausscheidung gehen kann.

Foto: Giovanni Traverso/YouTube

Abb.: So wird die „Robo-Pille“ aussehen, wenn sie Arzneimittel in die Magenwand injiziert.

Die Biotechnologen verabreichten Schweinen „Robo-Pillen“ unter anderem mit Insulin, Epinephrin und dem TNF-α-Blocker Adalimumab. Auch Versuche mit mehreren Tagesdosen zeigten sich vielversprechend. Zwar traten vereinzelt Magen-Blutungen auf, diese waren aber nur leicht und heilten schnell. Die Forscher wollen nun in klinischen Prüfungen testen, ob die „Robo-Pillen“ auch beim Menschen sicher sind. |

Literatur

Abramson A et al. Oral delivery of systemic monoclonal antibodies, peptides and small molecules using gastric auto-injectors. Nature Biotechnology 2021

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