Prisma

Mycel statt Kuhhaut

Lederersatz aus Pilzen

Foto: argot – stock.adobe.com

Aus Pilzmycel könnte in der Zukunft Leder gewonnen werden.

us | Das Tierwohl rückt immer mehr in den Blick der Gesellschaft. Viele Menschen entscheiden sich für eine vegetarische oder gar vegane Ernährungsweise. Doch in anderen Bereichen werden ebenfalls Tierprodukte verwendet: Leder zum Beispiel. Der Verzicht auf Rindsleder ist auch ökologisch sinnvoll. Synthetisches Leder ist jedoch weder ästhetisch vergleichbar mit echtem Leder, noch viel umweltfreundlicher. Eine echte Alternative könnte aus Pilzen gewonnenes lederähnliches Material sein. Dazu kann Pilzmycel verwendet werden, das auf Partikeln aus Lignocellulose gewachsen ist. Lignocellulose bildet die Struktur von Holz, daher können Sägespäne ein günstiges Substrat zur Kultivierung der Pilze sein. Das gewonnene Rohmaterial besteht aus Chitin-Polymeren und Polysacchariden und muss noch chemisch behandelt werden, um Proteine zu entfernen. Dann wird es getrocknet, gepresst und gerollt. Ein anderes Roh­material kann in flüssigem Nähr­medium produziert werden. Dabei liefern landwirtschaftliche Abfälle die Nährstoffe für den Pilz, wie zum Beispiel die Restmelasse aus der Zuckerproduktion. Das Mycel wächst innerhalb von einigen Tagen heran und kann direkt weiterverarbeitet werden. Nicht vergleichbar mit der Zeit, die ein Rind benötigt, um heranzuwachsen. Fertige Produkte sehen echtem Leder sehr ähnlich und fühlen sich auch so an. Sie sind CO2-neutral hergestellt und biologisch abbaubar. Auch bei der Stabilität des Materials braucht der Lederersatz den Vergleich mit echtem Rindsleder nicht zu scheuen. Aus Pilzen gewonnenes lederähn­liches Material kann also in vielen Bereichen mit echtem oder synthetischem Leder ­konkurrieren oder ist ihm überlegen. Eine große Industrie existiert in dem Bereich zwar noch nicht, aus ­Pilzen gewonnene Natur­materialien könnten in Zukunft aber an Bedeutung gewinnen. |

Literatur

Jones M et al. Leather-like material biofabrication using fungi. Nat Sustain 2020; 254:126804, doi:10.1038/s41893-020-00606-1

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