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Für immer verbunden
Überraschende Immunfunktionen bei Tiefseefischen entdeckt
us | Die Tiefsee ist weit und einsam. Unwahrscheinlich, dass sich ein Männchen und ein Weibchen des Tiefsee-Anglerfisches hier zufällig begegnen. Deshalb haben die Tiere eine ungewöhnliche Fortpflanzungsstrategie entwickelt. Wenn sie sich einmal gefunden haben, lassen sie sich nicht mehr los. Das wenige Millimeter kleine Männchen beißt sich im deutlich größeren Weibchen fest. Beide Fische verschmelzen regelrecht miteinander. Das Männchen ist nun vollständig vom Weibchen abhängig und stellt ihm dafür sein Sperma zur Verfügung. Durch beide Fische strömt ein gemeinsamer Blutkreislauf. Das Immunsystem steht dabei vor einer besonderen Herausforderung. Eigentlich müsste es sich gegen körperfremde Zellen wehren, deren Oberflächen nicht die eigenen MHC-Moleküle (Major Histocompatibility Complex) besitzen. Forscher vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg können nun erklären, wie es damit umgeht. Dafür sequenzierten sie das Genom von insgesamt 31 Exemplaren zehn unterschiedlicher Anglerfisch-Spezies, von denen einige Arten eine temporäre, andere eine dauerhafte Bindung eingehen. Bei den Arten, die dauerhaft parasitär zusammenleben, stellten die Immunologen tiefgehende Veränderungen bei Genen der Immunabwehr fest. Gene für MHCs erwiesen sich als nicht funktional, und auch T-Zellrezeptoren, die eigentlich für die Erkennung von MHC-Molekülen zuständig wären, wiesen deutliche Unterschiede auf. Damit scheint es, als hätten die Fische im Laufe der Evolution einen Teil ihres Immunsystems zugunsten ihrer Fortpflanzungsfähigkeit stillgelegt. Das birgt auch Implikationen für die Medizin. Empfänger eines Organtransplantats müssen eine Abstoßungsreaktion ihres Körpers befürchten und nehmen daher ein Leben lang Immunsuppressiva ein. Vielleicht können die Menschen von den Fischen lernen und eine schonendere Therapie für Organempfänger entwickeln. |
Literatur
Swann JB et al. The immunogenetics of sexual parasitism. Science 41, 2020:eaaz9445. doi:10.1126/science.aaz9445
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