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Arzneimittel und Therapie
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Suvorexant verbessert Tagesschlaf bei Schichtarbeitern
Der menschliche Biorhythmus wird durch eine Gruppe von Neuronen im lateralen Hypothalamus gesteuert. Diese produzieren die exzitatorischen Neuropeptide Hypocretin 1 und 2 (auch Orexine genannt), die dem natürlichen Tagesrhythmus folgend das Aufwachen fördern. Bei Schichtarbeitern, die nachts arbeiten und tagsüber schlafen, sind die tagsüber ausgeschütteten Hypocretine vermutlich für das häufige Aufwachen verantwortlich. Schlafforscher stellten daher die Theorie auf, dass durch die Blockade der Hypocretin-Rezeptoren die Aufwachreaktion verhindert werden und so den Schichtarbeitern ein erholsamer Schlaf gewährleistet werden könnte. Als Kandidat für eine klinische Studie bot sich der Hypocretin-Rezeptor-Antagonist Suvorexant an, der in den USA und Japan unter dem Namen Belsomra® zur Therapie von Schlafstörungen zugelassen ist. Für eine erste doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie wurden 19 Schichtarbeiter rekrutiert, die mindestens 32 Stunden Nachtarbeit in der Woche leisteten. Alle Probanden gaben an, nach Nachtschichten Probleme zu haben, den folgenden Tag durchzuschlafen. Von der Studie ausgeschlossen wurden Personen, die während der Nachtschicht stimulierende Substanzen oder mehr als 600 mg Coffein einnahmen.
Ermittlung des Baseline-Schlafs
Von den Probanden wurden elf der Placebo-Gruppe zugeteilt und acht der Suvorexant-Gruppe. Vor Beginn der Intervention dokumentierten die Forscher zwei Wochen lang den üblichen Schlafrhythmus. Zur Erfassung der subjektiven Schlafqualität führten alle Teilnehmer ein Schlaftagebuch, in dem sie unter anderem die Dauer und Qualität des Schlafes bewerteten. Objektive Messungen wurden durch einen am Handgelenk getragenen Aktigrafen vorgenommen. Anschließend wurden alle Teilnehmer aufgefordert, sieben Tage lang eine Stunde vor dem Zubettgehen eine Tablette (Placebo oder 10 mg Suvorexant) einzunehmen (Phase 1). Anschließend wurde die Dosis für weitere zwei Wochen auf 20 mg erhöht (Phase 2). Alle Probanden nahmen bis zum Schluss an der Studie teil.
Zwei Stunden mehr Schlaf
Nach der statistischen Auswertung der Daten zeigte sich, dass sowohl die subjektiv wahrgenommene als auch die objektiv messbare Schlafzeit der Schichtarbeiter nach Einnahme von Suvorexant statistisch signifikant zugenommen hatte. Im Mittel betrug die zusätzlich geschlafene Zeit 1,04 Stunden nach Phase 1 und 2,16 Stunden nach Phase 2 verglichen mit dem Baseline-Schlaf. In der Placebo-Gruppe ergaben sich keine Veränderungen. In der Suvorexant-Gruppe verbesserte sich zudem die subjektive Schlafqualität der Probanden, die auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet wurde, durchschnittlich um 0,4 Punkte nach Phase 1 und um weitere 0,4 Punkte nach Phase 2. Zudem schliefen die Schichtarbeiter nach Einnahme von Suvorexant schneller ein als die Teilnehmer der Placebo-Gruppe. Während der Studie traten keine unerwünschten Nebenwirkungen auf [1]. Schichtarbeit ist assoziiert mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen wie Bluthochdruck. Von der internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) wird Schichtarbeit in Kategorie 2A (wahrscheinlich karzinogen für den Menschen) geführt [2]. Die vorliegende Studie demonstriert, dass Suvorexant den Tagesschlaf von Schichtarbeitern subjektiv und objektiv signifikant verbessern kann. Es stellt damit eine interessante Alternative für andere schlaffördernde Mittel, wie Benzo-diazepine oder Z-Hypnotika, dar, ist jedoch in Europa nicht zugelassen. Zudem werden umfangreichere klinische Studien benötigt, um das Ergebnis zu bestätigen. |
Literatur
[1] Zeitzer JM, Joyce DS, McBean A, Quevedo YL, Hernandez B, Holty J-E (2020) Effect of Suvorexant vs Placebo on Total Daytime Sleep Hours in Shift Workers. JAMA Netw Open 3(6):e206614. doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.6614
[2] IARC (2010) Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans – Volume 98. Painting, Firefighting, and Shiftwork
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