Prisma

Der Dialekt der Honigbienen

Schwänzellauf zeigt artspezifische Unterschiede

Foto: Stefan – stock.adobe.com

us | Auf der Suche nach Nahrungsquellen legen Honigbienen oft weite Strecken zurück. Doch das tun sie nicht allein. Wenn eine Arbeiterin eine blühende Wiese entdeckt, müssen auch die anderen Bienen ihres Stocks davon erfahren. Das teilen die Insekten einander mit, indem sie eine Art Tanz aufführen, bei dem sie mit dem Hinterteil wackeln. Die Richtung dieses sogenannten Schwänzellaufes gibt den anderen Bienen die Richtung des Zieles an. Die Dauer des Tanzes gibt Aufschluss über die Entfernung der Nahrungsquelle. Wissenschaftler der Universität Bangaluru in Indien und der Universität Würzburg konnten nun belegen, dass verschiedene Bienenarten in unterschiedlichen Dialekten kommunizieren. Bangaluru erwies sich als prädestiniert für solche Untersuchungen. Hier lebt die Östliche Honigbiene Apis cerana auf engem Raum mit der Zwerghonigbiene Apis florea und der Riesen­honigbiene Apis dorsata zusammen. Mithilfe von künstlichen Nahrungsquellen, die in definiertem Abstand zu den Bienenstöcken platziert wurden, gelang es, die Dialekte der drei Arten zu entschlüsseln. Kameras in den Bienenstöcken zeichneten die Tänze auf. Die Tänze unterschieden sich vor allem in der Dauer. Während Riesenhonigbienen weniger als 1,5 Sekunden mit dem Hinterteil wackelten, um ein Ziel in 500 Metern Entfernung anzuzeigen, tanzten die anderen beiden Arten dafür rund 2,5 Sekunden. Das lässt sich damit erklären, dass die Riesenhonigbienen im Durchschnitt weitere Strecken fliegen, um an Nahrung zu gelangen. Es konnte bereits beobachtet werden, dass Bienen unterschiedlicher Gattungen sich missverstehen, wenn sie in einem Stock zusammenleben. |

Literatur

Kohl PL et al. Adaptive evolution of honeybee dance dialects. Proc R Soc B 2020;287:20200190

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