Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Im Geheimdienst Ihrer Majestät

Was Apotheken mit James-Bond-Filmen gemein haben

Prof. Dr. Andreas Kaapke 

Liest man die Berichterstattung über das Apothekensterben vor allem im ländlichen Raum, fühlt man sich an den James-Bond-Film „Im Angesicht des Todes“ von 1985 oder an das Pendant von 1987 „Der Hauch des Todes“ erinnert. Die Standesvertretung weist regelmäßig auf die geringer werdende Anzahl von Apotheken hin und macht nicht zuletzt ökonomische Rahmenbedingungen für diesen Exodus verantwortlich. Schenkt man indes den letzten Gesundheitsministern (Rösler, Bahr, Gröhe und Spahn) Glauben, ist da nichts oder wenig dran: „Stirb an einem anderen Tag“ (von 2002) könnte demnach die Antwort lauten, die die Minister den Apothekerinnen und Apothekern zurufen würden.

Die neuen Ideen zu Impfungen in Apotheken sollen gegebenenfalls zur Konsolidierung des apothekerlichen Ertrags beitragen, die Ärzte wittern in solchen ministeriellen Vorstößen Ungemach und sehen die Apotheker nicht mit der Kompetenz ausgestattet, derlei Dienstleistungen glaubhaft anbieten zu können. Es mutet an wie „James – Apotheker – Bond jagt Dr. No“, der erste Film der Reihe von 1962, was sich hier zwischen den Kombattanten auch argumentativ abspielt.

Den Beteiligten, den Zweiflern, aber auch den Förderern kann man den Titel des James-Bond-Films von 1983 zuraunen: Never say never again – „Sag niemals nie“. Nicht die eine wie auch nicht die andere Seite ist gut beraten, zu früh und zu schnell ein Ergebnis zu verkünden, was vielleicht noch nicht zu Ende gedacht wurde oder gedacht werden konnte.

Nur wenige Apotheker haben das Zeug zum „Goldfinger“ (James Bond von 1964), also einem Unternehmer, der aus allem Gold macht, was er in Händen hält. Mancher tut sich vielleicht mit Gert Fröbe als Filmapotheker schwer, obgleich er auch versöhnliche Rollen gespielt hat, so z. B. Räuber Hotzenplotz.

Eigentlich würde es ja reichen, wenn in regulierten Märkten das Grundverständnis aller Beteiligten, die regulieren, „Leben und leben lassen“ hieße. Der Blick in die Filmbücher aus dem Jahr 1973 zeigt die Grundhaltung leicht verändert: Live and let die – „Leben und sterben lassen“. Es mag hämisch klingen, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Ausbluten der Apotheken durch die Politik vorprogrammiert wirkt, sei es durch Vertröstungen, Pseudo-Kompensationen oder Versprechungen, die sich dann im Nichts verlieren. Und das alles, wo die Apotheker doch im „Geheimdienst Ihrer Majestät“ unterwegs sind (James-Bond-Film von 1969) und mit einer hoheitlichen Aufgabe aus­gestattet wurden, weshalb sie zu Recht den freien Berufen zugeordnet werden können.

Glaubt man den Gesundheitspolitikern aus allen relevanten Fraktionen, hat der zuständige Fachminister keine „Lizenz zum Töten“ (Beitrag aus dem Jahr 1989), und alle Versuche „In tödlicher Mission“ (James-Bond-Film von 1981) unterwegs und erfolgreich zu sein, müssen allein deshalb schon als zum Scheitern verurteilt eingestuft werden.

Quo vadis Apotheke? Wohin führt der Weg der Apotheken 2020 ff.? Im Fußball wurde zuletzt ein Orakel durch eine Krake für den Ausgang von Spielen insbesondere bei internationalen Großereignissen bemüht. Paul – so der Name des Tiers – konnte alle Spiele mit deutscher Beteiligung, so auch das Endspiel, korrekt vorhersagen. Ein derartiger „Octopussy“ (Film von 1983) wäre auch für die Apotheken hilfreich. Sei es bei Honorarfragen oder beim Rx-Versandhandelsverbot – die Befragung eines Orakels bringt Licht ins Dunkel und macht das Handeln der Standesvertreter transparent. Paul lebte in dem Groß­aquarium Sea Life Centre in Oberhausen, also alles machbar!

„Spectre“ (Film von 2014) steht für Schreckgespenst, im Falle des bislang letzten James-Bond-Films eher für Sicherheitslücke. Diese vermuten Apotheken zu Recht beim Versandhandel, wenn eben nicht sichergestellt werden kann, dass es stets mit rechten Dingen zugeht.

Alles in allem brauchen die Apotheken „Ein Quantum Trost“ (James-Bond-Film von 2008), zu viel wird ihnen abverlangt, zu wenig wird die erbrachte Leistung goutiert und damit auch honoriert.

Der Waffenmeister in den Filmen ist „Q“ und der Chef/die Chefin des Geheimdienstes wird „M“ genannt. Also Sebastian Schmitz als Q und Friedemann Schmidt als M. Nur wer sind die Sean Connerys und Roger Moores, die Pierce Brosnans und Daniel Craigs der Apothekenlandschaft? Vielleicht ließe sich die Stelle der Moneypenny neu ausschreiben, bei üb­lichen Verdächtigen fällt manchem auf Anhieb Ulla Schmidt ein, die sich auch namentlich, optisch und stilistisch in das Raster einfügen ließe. „Die Welt ist nicht genug“ (von 1999), so erscheint es bei kritischer Analyse. Aber wie sagte es doch James Bond im Jahre 1967: „Man lebt nur zweimal“. Na dann. |

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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