Prisma

Neu entdecktes Schmerzorgan

Nozizeptive Schwann-Zellen reagieren auf thermische und mechanische Reize

Foto: Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

us| Die Wahrnehmung von Schmerzen ist entscheidend für unser Überleben. Liegt die Hand zu nah am Feuer, können wir sie rechtzeitig wegziehen, bevor die Hitze Gewebeschäden verursacht. Bisher ging man davon aus, dass Schmerzreize an nozizeptiven Nervenenden in der Haut entstehen. Wissenschaftler am Karolinska Institut in Stockholm berichten nun von der Entdeckung einer bisher un­bekannten Art von schmerzleitenden Zellen in Mäusen. Ein Netz aus Gliazellen, sogenannte Schwann-Zellen, die im Nervensystem wichtige Funktionen zum Schutz und der Versorgung von Neuronen übernehmen, scheint die Haut wenige Mikrometer unterhalb der Epidermis zu durchziehen. Dieses Netz ist mit den schmerzleitenden freien Nervenenden in der Haut verbunden und reagiert auf thermische und mechanische Noxen. Die Zellen wurden von den beteiligten Neurobiologen ganz nüchtern nozi­zeptive Schwann-Zellen getauft. Opto­genetische Stimulation der Zellen führte zu Abwehrreaktionen bei den Mäusen. Die Tiere begannen beispielsweise ihre Pfote zu schützen und daran zu lecken. Währenddessen wurde verstärkte elektrische Aktivität in den Zellen beobachtet. Wurde die Signalweiterleitung inhibiert, stieg die Schmerzgrenze der Mäuse an. Die Erkenntnisse der schwedischen Forscher könnten in Zukunft dabei helfen, Ursa­chen und Behandlungsmöglichkeiten für noch unzureichend ver­standene chronische Schmerzerkrankungen aufzuklären. |

Literatur

Abdo H et al. Specialized cutaneous Schwann cells initiate pain sensation. Science 2019;365(6454):695-699

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