DAZ aktuell

Für den Mehrwert der Beratung in der Vor-Ort-Apotheke

Was die BAH-Anzeigenkampagne vermitteln will

diz | Unter dem Titel „Apotheke – Gesundheit ganz persönlich“ läuft seit Anfang Juli eine neue Kampagne des Bundesverbands der Arznei­mittel-Hersteller (BAH), mit der die Beratungs- und Serviceleistungen der Apotheke vor Ort heraus­gestellt werden. Wir sprachen mit Dr. Traugott Ullrich, der beim BAH den Vorsitz des Ausschusses Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit leitet, über die Hintergründe dieser Kampagne.
Foto: Dr. Willmar Schwabe
Dr. Traugott Ullrich

DAZ: Herr Dr. Ullrich, wie ist diese Kampagne des BAH entstanden? Was steckt als Idee dahinter?

Ullrich: Aufgrund strategischer Überlegungen im BAH haben wir uns intensiv mit unserer Sicht auf die Gesundheitsversorgung der Zukunft beschäftigt. Will man dies vernünftig tun, so muss man den Blickwinkel des Patienten einnehmen. Für den Patienten ist es dabei ganz wichtig, selbst wenn er heute wesentlich besser informiert ist als früher, dass er oft eine zusätzliche „Gewährleistungsinstanz“, eine Beratung und Hilfe braucht. Und dies bietet ihm niemand besser und niedrigschwelliger als die Apotheke vor Ort. In diesem Zusammenhang ist uns auch völlig klar geworden: Die Menschen kümmern sich mehr um ihre Gesundheit, die Selbstmedikation steigt an, was für unser Gesundheitssystem sehr vorteilhaft ist. Laut einer vom BAH in Auftrag gegebenen Studie spart jeder Euro, der für die Selbstmedikation ausgegeben wird, 17 Euro im Gesamtsystem der Gesundheits­versorgung ein. Wenn man also diese Entwicklung begrüßt, dann kann dies nur mit einem niedrigschwelligen Hilfs- und Beratungsangebot einhergehen – und das liefert die Apotheke vor Ort.

DAZ: Was will vor diesem Hintergrund diese Kampagne, die sich ja in erster Linie an den Endverbraucher richtet, vermitteln?

Ullrich: Wir können gar nicht laut genug die Beratungsleistung der Apotheke vor Ort und ihren Mehrwert kommunizieren. Diese Kampagne ist eine der Möglichkeiten, die wir sehen, deutlich zu machen: Die Apotheke vor Ort ist für die Menschen, wenn sie mehr Selbstmedikation machen wollen und sollen, unersetzlich.

DAZ: Aber da könnte man sich fragen: Warum macht das ausgerechnet der BAH? Kritiker könnten einwenden: Dies geschieht doch nur, um den Umsatz mit Arzneimitteln für die Selbstmedikation anzukurbeln. Was steckt dahinter?

Ullrich: Das könnte man uns natürlich vorwerfen. Auf der anderen Seite jedoch gibt es valide Daten, die zeigen, dass durch eine gute Beratung vor Ort das Therapieergebnis positiv beeinflusst werden kann. Wenn aber diese für die Bevölkerung leicht zugäng­liche Beratung durch das Apothekenpersonal nicht mehr gegeben ist, dann hat dies Auswirkungen auf die Ergebnisqualität der Therapie in der Selbstmedikation. Daher ist unser Engagement für die Kampagne überhaupt nicht getrieben von dem Gedanken, den Arzneimittelabsatz zu erhöhen, sondern die Versorgung der Menschen qualitativ zu verbessern. Und das hängt sehr stark mit einer guten Be­ratungsleistung in der Apotheke vor Ort zusammen.

DAZ: Schaut man sich die Aufmachung der Anzeigen und die Inhalte der Kampagne an, stellt man fest, die Apotheke und die Arbeit des Apothekers stehen im Mittelpunkt. Eine solche Kampagne würde auch der Berufsvertretung der Apotheker, sprich der ABDA, gut zu Gesichte stehen. Hatten Sie im Vorfeld Kontakt mit der ABDA? Wäre da nicht auch eine Kooperation mit der ABDA möglich und sinnvoll gewesen? Zwei Partner, die das Gleiche wollen, verstärken die Werbepower!

Ullrich: Die ABDA engagiert sich bereits mit ihrer Kampagne #unverzichtbar erfolgreich dafür, auf die Leistungen der Apotheke vor Ort aufmerksam zu machen. Bei der ABDA-Kampagne werden vor allem chronisch kranke Menschen und ihre Erfahrungen mit den Dienstleistungen in den Apotheken dargestellt. Die BAH-Kampagne stellt hingegen insbesondere die Selbstmedikation in Kombination mit der heilberuflichen Beratung durch den Apotheker in den Vordergrund. So ergänzen sich beide Kampagnen mit ihren verschiedenen Blickwinkeln perfekt.

DAZ: Kommen wir zur Kampagne selbst. Welche Inhalte transportiert sie und wo soll sie laufen?

Ullrich: Die Kampagne hat zwei Hauptsäulen. Die Texte der Kampagne selbst stellen aus dem Blickwinkel von Apothekern dar, was sie motiviert, das zu tun, was sie täglich tun. Die Anzeigen stellen im redaktionellen Stil jeweils einen Apotheker vor. Die Kampagne will zudem auf die Vielfalt sowie auf die unterschiedlichen Service- und Beratungsleistungen, die Apotheken vor Ort anbieten, aufmerksam machen und diese darstellen. Manche Apotheken haben eine besondere Spezialisierung auf die Besonderheiten in der Arzneimittelversorgung von älteren Menschen, andere Apotheken fokussieren in ihren Angeboten beispielsweise Mutter und Kind. Wieder andere engagieren sich sehr stark in der Versorgung von sportlich aktiven Menschen. Die Kampagne soll auch diese Vielfalt aufzeigen.

DAZ: Wo werden die Anzeigen der Kampagne zu sehen sein?

Ullrich: Wir schalten die Anzeigen mit Beteiligung großer Verlagshäuser in einem breiten Titelspektrum von Zeitschriften mit relativ großer Reichweite in Richtung Endverbraucher. Die Kampagne wird darüber hinaus auch auf Online-Kanälen laufen. Seit Anfang Juli informieren die Online-Beiträge über den Stellenwert der Apotheke vor Ort. Die Website mit Servicebeiträgen findet man auf www.gesundheit-ganz-persönlich.de. Außerdem zeigen Videoclips aus Sicht der Kunden, was für sie der Mehrwert der Beratungs- und Serviceleistungen der Apotheke bedeutet. Also, der Online-Teil der Kampagne beschreibt aus Sicht der Kunden und Patienten, warum sie es gut finden, eine Apotheke vor Ort mit diesem Angebot zu haben. Und die Printanzeigen informieren über die Sicht des Apothekers, warum er diesen Beruf ergriffen hat.

DAZ: Die Kampagne ist Anfang Juli gestartet. Wie lange wird sie laufen?

Ullrich: Wir haben für diese Kampagne erstmal kein Enddatum festgelegt. Sie wird auf jeden Fall auch während des Jahres 2020 weiterlaufen. Wie es mit dieser Kampagne dann langfristig weitergeht, wird auch davon abhängen, wie die Rückmeldungen auf diese Kampagne sind.

DAZ: Und wer bezahlt das alles, die Texte, die Videos, die Produktion und die Schaltung der Anzeigen?

Ullrich: Zahlreiche ordentliche und ­außerordentliche Mitgliedsunternehmen des BAH engagieren sich hier gemeinsam mit der BAH-Geschäftsstelle. Unser gemeinsames Ziel ist es, die apothekengestützte, empathische und heilberufliche Beratung durch die Vor-Ort Apotheken zu erhalten und zu stärken.

DAZ: Herr Dr. Ullrich, vielen Dank für das Gespräch. |

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