Gesundheitspolitik

Nur noch 11.871 Apotheken?

Gutachten entwirft Szenarien zum E-Rezept

TRAUNSTEIN (cha) | In ihrer Studie „E-Rezept: Das Ende der Versorgungssicherheit“ entwirft die Marketingagentur Dr. Kaske verschiedene Szenarien, die als Folge der Einführung des E-Rezepts möglich erscheinen. Danach könnte es im Extremfall in zehn Jahren nur noch 11.871 Apotheken in Deutschland geben.

Eines vorab: Grundlage der Studie sind Interviews mit 107 Herstellern, 235 Apothekern und 5000 Verbrauchern. Doch da die Erhebung mit einem Online-Fragebogen erfolgte, werden Verbraucher, die nicht regelmäßig im Internet unterwegs sind, dabei nicht erfasst. Die Befragung ist daher, anders als behauptet, nicht bevölkerungsrepräsentativ, was gerade beim Thema E-Rezept die Ergebnisse verfälscht. Entsprechend mit Vorsicht zu genießen ist damit die grundlegende Aussage der Studie: „Die Hälfte der Verbraucher würden ein E-Rezept online einlösen, obwohl dies bisher nur 1,5% machen und vor der Umfrage mehr als 70% noch nichts vom E-Rezept gehört hatten.“

Basierend u. a. auf dieser Feststellung werden drei Szenarien dazu entworfen, wie sich das E-Rezept, die Ausführung von Folgerezepten durch Onlineapotheken sowie die schnellere Medikamentenauslieferung durch die Versender (Same Day und Next Day Delivery) auf die öffentlichen Apotheken auswirken könnten. In allen drei Szenarien kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Apothekenzahl: In Szenario 1, das von einer verzögerten Einführung des E-Rezepts ausgeht, auf 14.917 Apotheken; in Szenario 2, bei dem die Einführung des E-Rezepts im Jahr 2020 erfolgt und es nach Anfangsschwierig­keiten zunehmend genutzt wird, auf 13.693; in Szenario 3, bei dem Onlineapotheken immer mehr zur ersten Wahl werden, auf 11.871.

Drei weitere Szenarien betrachten die möglichen Umsatzverschiebungen zu den Versendern. Im für die Vor-Ort-Apotheken ungünstigsten Fall – auch deutsche Versender dürfen Boni gewähren, Ärzte senden Rezepte direkt an DocMorris etc., digitale Vor-Ort-Konzepte zünden nicht wegen Grabenkämpfen der Apotheker – prognostiziert die Studie, dass die Versender im Jahr 2030 einen Rx-Marktanteil bis zu 10,2 Prozent bei 5,1 Mrd. Euro Rx-Umsatz erreichen.

Zum Hintergrund: Die Marketingagentur Dr. Kaske ist Fördermitglied im Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) und zählt die Beratung von Onlineapotheken zu ihren Schwerpunkten. |

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