Gesundheitspolitik

Mit impfenden Apothekern sparen

BERLIN (ks) | Der Gesundheits­ökonom Uwe May meint: Mit Grippeimpfungen in Apotheken ließen sich jährlich 900.000 Grippe­erkrankungen vermeiden.

Impfende Apotheker könnten die Impfrate in Deutschland um zwölf Prozentpunkte steigern – 900.000 Grippeerkrankungen, 4700 influenzabedingte Krankenhaus- und 41 Todesfälle pro Jahr ließen sich verhindern. Zu diesen Ergebnissen kommt Prof. Dr. Uwe May, Gesundheitsökonom und Studiendekan an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden. Er hatte diese Daten bereits 2018 für den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller erhoben. Angesichts konkreter gesetzgeberischer Pläne für Modellprojekte in Apotheken, bringt er sie nun wieder ins Spiel.

May weist auch auf die volkswirtschaftlichen Folgen möglicher Grippewellen hin. Arbeitsausfälle könnten ganze Produktionsketten lahmlegen und so Betriebe in große Schwierigkeiten bringen. Der Wissenschaftler ist überzeugt: „Wenn wir den Apothekern das Recht zur Grippeimpfung geben, würden viele Menschen das Angebot wahrnehmen. Aktuell sind lange Wartezeiten beim Arzt noch eine große Hürde.“ Bei einer Steigerung der Impfrate um zwölf Prozentpunkte könnten laut May bundesweit drei Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegfallen – das entspreche einer Kosteneinsparung von rund einer Milliarde Euro. Dem stünde für die Kostenträger ein Mehraufwand von knapp 340 Millionen Euro für die Impfungen gegenüber.

Beispiele aus dem Ausland

Der Gesundheitsökonom bezieht sich bei seinen Berechnungen auf Statistiken aus dem Ausland. Es gibt bekannlich einige Länder, in denen die Grippeimpfung bereits teilweise in Apotheken praktiziert wird. Dies ist z. B. seit 2011 in Irland möglich. Seitdem seien die Impfungen von 9000 auf 78.000 im Jahr 2017 gestiegen. In Kanada habe sich die Impfrate allein im ersten Jahr bei den über 65-Jährigen um knapp zehn Prozent sowie bei allen Patienten um 8,5 Prozent erhöht.

Ärztekritik nicht nachvollziehbar

Vor allem seitens der Ärzteschaft gibt es Kritik an der geplanten Ausweitung des Impfrechts. So hatte der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery es als „kontrapro­duk­tiv“ bezeichnet, das hohe Qualitätsniveau von Impfleistungen zu senken und das Impfrecht auf andere Professionen aus dem Gesundheits­wesen zu übertragen. May hingegen meint, impfende Apotheker könnten Ärzte entlasten und bei der Verbesserung der Durchimpfungsrate unterstützen. Den Fall, dass in der Apotheke Komplikationen, z. B. allergische Reaktionen, auftreten, hält May für äußerst unwahrscheinlich. Es sei aber selbstverständlich trotzdem notwendig, die Apotheker entsprechend zu schulen. Auch hier sei der Blick ins Ausland hilfreich. Entsprechende Konzepte gebe es etwa in der Schweiz und in Großbritannien. Zudem: Minister Jens Spahn plant zunächst regional und zeitlich begrenzte Modellprojekte. |

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