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Arzneimittel und Therapie
Vor der Chemotherapie kühlen
Kryotherapie lindert Taxan-induzierte Polyneuropathie
Einige zytostatische Therapien gehen mit akuten und chronischen Nervenschäden einher, die als Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN) bezeichnet werden. Diese neurotoxischen Beschwerden sind oftmals Therapie-limitierend und treten besonders häufig unter Taxanen und Platin-Derivaten auf. Zur Prophylaxe werden unterschiedliche Maßnahmen empfohlen. Positiv bewertet wird eine Änderung des Lebensstils (Bewegung und Gewichtsreduktion); eine medikamentöse Prophylaxe der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie wird hingegen überwiegend negativ beurteilt. Geprüft wird auch, ob sich durch Kühlhandschuhe und Kühlsocken, die während der Chemotherapie getragen werden, periphere Nervenschäden vermeiden lassen. Dieser Frage wurde auch in einer kleinen japanischen Studie nachgegangen.
Kälte gegen Nagelveränderungen
Einige Zytostatika, insbesondere Taxane und EGFR-Inhibitoren, können zu Nagelveränderungen wie Paronychien und sekundären Superinfektionen führen. Auch hier hat sich der Benefit einer Kühlung der Hände und Füße während der Zytostatika-Applikation gezeigt. Die Empfehlung, Docetaxel unter Kühlung zu verabreichen, beruht auf evidenzbasierten Daten.
Kälte gegen Haarausfall
Noch eine weitere belastende Nebenwirkung einer Chemotherapie, nämlich der Haarverlust, kann durch Kälte verringert werden. Diskutiert wird, dass die trockene Kälte beim Tragen von Kühlhauben während der Chemotherapie zu einer Vasokonstriktion von Gefäßen der Kopfhaut führt und damit die Ausbreitung der Zytostatika im Gewebe verringert wird. Besonders die empfindlichen Haarfollikel sollen so geschützt werden. In diesem Jahr wurden zwei Studien publiziert, in denen gezeigt wurde, dass mithilfe von Kühlkappen der Haarverlust unter verschiedenen Chemotherapien deutlich reduziert werden konnte. Damit einher ging auch eine Verbesserung der Lebensqualität.
Erfolgreiche Kühlung
An der Studie nahmen 36 Patientinnen teil, die aufgrund eines Mammakarzinoms mit Paclitaxel (zwölf Zyklen zu 80 mg/m² einmal wöchentlich) behandelt wurden. Die Frauen trugen 15 Minuten vor und 15 Minuten nach sowie während der einstündigen Paclitaxel-Infusion an der einen Seite einen Eishandschuh und eine Eissocke, die andere Seite blieb ungekühlt. Der primäre Studienendpunkt war die CIPN-Inzidenz, die unter Zuhilfenahme mehrerer Parameter subjektiv und objektiv erfasst wurde. Die Kühlung zeigte den gewünschten Effekt: Zeichen einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie wie verminderte Berührungsempfindlichkeit, eine gestörte Wärmewahrnehmung und Missempfindungen traten an der gekühlten Körperhälfte klinisch und statistisch signifikant weniger häufig auf als an der nicht gekühlten Seite. |
Quelle
Akiko Hanai et al. Effects of cryotherapy on objective and subjective symptoms of Paclitaxel-induced neuropathy: Prospective self-controlled trial. JNCI: Journal of the National Cancer Institute 2018;110(2), djx178, https://doi.org/10.1093/jnci/djx178
Nangia J et al. Effect of a scalp cooling device on alopecia in women undergoing chemotherapy for breast cancer: The SCALP randomized clinical trial. JAMA 2017;317(6):596-605, doi: 10.1001/jama.2016.20939.
Rugo HS et al. Association between use of a scalp cooling device and alopecia after chemotherapy for breast cancer. JAMA 2017;317(6):606-614, doi: 10.1001/jama.2016.21038
Supportive Therapie bei onkologischen Patienten. S3-Leitlinie aus dem Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH), www.leitlinienprogramm-onkologie.de, AWMF-Registernummer: 032/054OL, Stand April 2017
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