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- AZ 52/2018
- Liebes Christkind
Gesundheitspolitik
Liebes Christkind,
hier kommt er, mein Wunschzettel, per Fax, trotz aller Digitalpakte. Und bevor Du ihn liest, unterschreib mir bitte erst die Datenschutzerklärung, sonst darf ich Dir meine Sorgen und Wünsche nicht verraten. Also, was haben wir kleinen Apothekers Dir getan, dass Du uns so hängen lässt? Ein ganzes Jahr lang Liebesentzug durch unsere ABDA – lautes Schweigen! Sie redete nicht mehr mit uns, erklärte uns nicht, wie es mit unserer Knete und dem Gutachten weitergeht, redete nicht über Big Deals mit dem Jens. Wir kleinen Basis-Logistiker sind ja auch nicht die ABDA-Mitglieder, erklärte uns der Ober-ABDAianer Friedemann, er müsse ja gar nicht mit uns reden. Aha. Liebes Christkind, schenk ihm mal ‘nen Coaching-Gutschein für ein Schladming-Seminar „Reden ohne Muss – weil’s Vertrauen schafft“ oder so. Vielleicht hättest Du ihn mal dran erinnern sollen, dass es viel mehr Baustellen als das Rx-Versandverbot und ‘s ABDA-Häusle gibt. Was ist mit unserem digitalen Spielzeug? Hat die ABDA vergessen! Erst kurz vor Jahresende wird ein E-Rezept gestrickt. Ziemlich spät. Was ist mit unserer Honorarstruktur? Vergessen! Klar, mehr Geld soll’s geben, z. B. dafür, dass wir nachts schuften. Und für Mehrarbeit – Dienstleistungshonorar nennt das die ABDA liebevoll und hat das gleich dem Jens gesteckt. Dafür streichen wir das Wort Rx-Versandverbot, das wir zwei Jahre lang heruntergebetet haben, aus unserem Repertoire. Und verzichten auf unsere existenzielle Gleichpreisigkeit – das wird unser Untergang! Egal, dem Jens gefällt’s. Der verspricht seinen Lieblingsversandapos 2,50 Euro-Boni satt und bis zu 5 Prozent Rx-Umsatz. Das hat er dann alles in seinen Nikolaussack gepackt und auf den ABDA-Gabentisch geleert. Christkindchen, hast Du die vielen Gift-Kröten gesehen, die da herausgehüpft sind! Friedemann will mit denen sogar unterm Weihnachtsbaum spielen. Auf jeden Fall genau anschauen. Mein liebes Christkind, zeig ihm, wie toxisch die sind!
Was ich auch auf meinen Wunschzettel schreibe: Vielleicht ein Danke für meine zweite Filiale, du weißt schon, die Apo im Nachbardorf, die schließen musste. Obwohl – die vielen Schließungen werden mir schon unheimlich. Wann bin ich dran? Krieg’ ja kaum Personal! Meine Approbierte liebäugelt bereits mit der Weiterbildung zur Apothekerin auf Station! Wenn uns Mitarbeiter fehlen – sollen wir dann unseren Patienten zeigen, wie sie ihr E-Rezept zum Versender schicken? Mein liebes Christkind, tu was gegen unser irdisches Desaster! Oder möchtest Du, dass es in zehn Jahren nur noch große Ketten-Apo-Buden gibt? Kalt, herzlos und Hauptsache billig? Nein, na siehste. Wir Apothekers lieben unsere Kunden und reden mit ihnen. Das soll bitte so bleiben.
Dein Apothekerlein Peter
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