Wirtschaft

Die Amazon-Pillpack-Lovestory

US-Versandkonzern steigt ins Arzneimittelgeschäft ein

bro/ts/eda | Seit Ende Juni steht es fest: Der US-Versandkonzern Amazon übernimmt den Arzneimittelversender Pillpack. Das Start-up wurde von zwei Jungunternehmern – einer davon ist Apotheker – gegründet und hat sich auf die Auslieferung von patientenindividuell verblisterten Arzneimitteln spezialisiert.

Pillpack stehe für eine Verbesserung der Lebensqualität seiner Kunden, so Jeff Wilke, der CEO von Amazon Worldwide Consumer. Die Versandapotheke könne Zeit ersparen, das Leben erleichtern und ermöglichen, sich gesünder zu fühlen. Pillpack-Gründer und Apotheker TJ Parker sieht die Übernahme seines Unternehmens durch Amazon mit etwas weniger Emotionen: „Mit Amazon möchten wir weiterhin mit Partnern in der ganzen Gesundheitsindustrie zusammenarbeiten, um Menschen in den USA zu helfen, damit sie von einer besseren Apotheken-Erfahrung profitieren.” Pillpack wurde 2012 gegründet und zählt keine 1000 Mitarbeiter. Amazon könnte durch Pillpack zu einem der größten und wichtigsten Player im Gesundheitsmarkt werden. Das Start-up verfügt über Lizenzen, patientenindividuell verblisterte Arzneimittel in 50 US-Bundesstaaten zu versenden. Darüber hinaus besteht eine Zusammenarbeit mit „den meisten“ Pharmacy Benefit Managern (PBM), also Konzernen, die die Konditionen zur Arzneimittelversorgung zwischen Apotheken und Versicherungen aushandeln.

Die Ankündigung des Online­riesen Amazon, die US-Versand­apotheke Pillpack zu übernehmen, zeigte an den US-Börsen unmittelbare Folgen. Die Aktienkurse der größten nordamerikanischen Apothekenketten brachen schlagartig ein. Waalgreens und Rite Aid um über 10 Prozent, CVS Health gaben 9,3 Prozent nach. Insgesamt verloren die drei Konzerne am Donnerstag rund 12,8 Milliarden Dollar an Marktwert. Laut dem US-Fernsehsender CNBC ist dieser Schritt das bislang stärkste Indiz für Amazons Absicht, weiter in die Gesundheitsbranche vorzudringen. Manche sehen den Konzern durch diesen Deal sogar schon auf dem Weg, selbst eine Apotheke zu werden. Auch die ABDA hat sich zu den Tätigkeiten von Amazon geäußert. Ein Sprecher erklärte: „Man kann Entwicklungen nicht einfach von dort nach hier übertragen. Dennoch denken Global Player ja in der Regel nicht nur regional.“ Inzwischen versuchen Branchenkenner herauszufinden, wo die Chancen und die Risiken des Deals liegen. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass ein Erfolg für Amazon keinesfalls sicher ist. Insbesondere der Umgang mit Patientendaten dürfte für den Konzern weitaus komplexer sein, als man es dort bislang gewohnt ist. |

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