Wirtschaft

DocMorris übernimmt deutsche Versandapotheke

Kooperation mit der Apotheke am Rothenbaum beim Versandhandel

ts | Der niederländische Arzneimittelversender DocMorris baut durch die Übernahme des Versandgeschäftes von „Apo-Rot“ seine Marktstellung in Deutschland weiter aus. Die Hamburger Versandapotheke ­erzielte zuletzt mit 780.000 ­Kunden einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

In einer gemeinsamen Presse­erklärung teilten DocMorris und Apo-Rot mit, dass DocMorris ab Ende 2018 den Online-Versand von Apo-Rot vom niederländischen Heerlen aus betreiben, „ihn weiter ausbauen und mit der Hamburger Apotheke gemeinsame Strategien entwickeln“ wird. So soll ein elek­tronischer Medikationsplan ent­wickelt werden.

Die Inhaberin von Apo-Rot, Birgit Dumke, erklärte, sie wolle die vier stationären Apotheken von Apo-Rot in Hamburg weiterführen. Gleiches gelte für die Partnerschaft mit 18 Apotheken in ganz Deutschland. Außerdem soll das von Dumke entwickelte „Click& Collect“-Modell in den eigenen Filialen und den Partner-Apotheken fortgeführt werden. Dabei bestellen Kunden im Netz ihre Waren und holen diese anschließend in einer Apo-Rot-Apotheke ab. Dieses Modell soll laut Zur Rose in einer späteren Phase auch auf „den gesamten Kundenstamm von DocMorris“ ausgedehnt werden.

Die Transaktion von Apo-Rot und DocMorris steht den Mitteilungen nach unter dem Vorbehalt der zuständigen Wettbewerbsbehörden. Über die finanziellen Aspekte der Vereinbarung sei Stillschweigen vereinbart worden.

Mitarbeiter werden entlassen

Mit dem Inkrafttreten des Vertrages gegen Ende des Jahres darf Dumke nach Angaben eines Sprechers kein Versandgeschäft mehr betreiben. Während DocMorris die Logistik von Apo-Rot mit eigenen Ressourcen an der niederländisch-deutschen Grenze bündeln wird, werde das Logistikzentrum von Apo-Rot in Hamburg-Bahrenfeld mit seinen etwa 370 Mitarbeitern geschlossen. Laut Apo-Rot hat die Hälfte der Beschäftigten unbefristete Verträge. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, unter das Dach der Zur Rose-Gruppe in die Logistikzentren in Heerlen oder Bremen zu wechseln. Wie viele Mitarbeiter davon Gebrauch machen werden, sei aktuell noch nicht abzuschätzen. Ziel sei es, einen fairen Sozialplan und Abfindungsregelungen zu vereinbaren. Dazu würden in den kommenden Monaten Gespräche mit dem Betriebsrat, der Gewerkschaft Verdi und der Agentur für Arbeit geführt.

Zur Vereinbarung mit DocMorris gehöre auch die Überführung von mehr als 80 Mitarbeitern der Marketing- und Service-Teams ­sowie der allgemeinen Verwaltung in eine neue Gesellschaft mit Sitz in Hamburg. Von dort aus werde unter dem künftigen Dach weiterhin der Webshop von Apo-Rot vermarktet.

„Erheblicher Wettbewerbsdruck“

Als Beweggrund für diesen Schritt verweist Dumke in der Pressemitteilung darauf, dass „der erhebliche Wettbewerbsdruck und eine Gesetzeslage, die deutsche Apotheker für ihren Betrieb persönlich und alleinig haftbar macht und damit im europä­ischen Wettbewerb benachteiligt, mich zu diesem Schritt veranlasst“ haben. So erforderlich eine freie Wahl der Rechtsform für eine faire Chance im angespannten Markt der Versandapotheken wäre, so unzulässig sei sie hierzulande, so Dumke weiter. Dazu komme die in den europäischen Ländern unterschiedliche Rechtsprechung für die Preisgestaltung verschreibungspflichtiger Medikamente. Während niederländische Versandapotheken Kunden aus Deutschland Preisvorteile auf die Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel gewähren dürften, seien den deutschen Anbietern in diesem Segment die Hände gebunden. Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann hatte Dumke laut der Mitteilung Apo-Rot 2002 mit der Strategie einer Verbindung von stationärer und digitaler Apotheke gegründet und zu einer der nach eigenen Angaben „fünf erfolgreichsten deutschen Online-Apotheken“ entwickelt.

Der Arzneimittel-Versandhandel und das Onlinegeschäft befinden sich seit Längerem im Umbruch. Da Größe und Skaleneffekte in dem Geschäft entscheidend für die Reichweite und den wirtschaftlichen Erfolg sind, liefern sich ins­besondere die beiden Branchen­größen DocMorris und Shop Apotheke Europe seit geraumer Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei Über­nahmen und Kooperationen. |

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