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Gesundheitspolitik
Österreich leidet unter Deutschland-Exporten
Höhere Preise im Ausland führen zu Lieferengpässen bei Rx-Medikamenten
„Einige meiner Kollegen kaufen vergleichsweise günstige Hochpreis-Medikamente und verkaufen sie mit bis zu 50 Prozent Aufschlag weiter nach Deutschland – dann gibt es in Österreich zu wenige Arzneimittel, und die Leidtragenden sind die Patienten“, beklagt Apotheker Wolfgang Rizy, Inhaber der Dreifaltigkeitsapotheke in Grieskirchen, gegenüber der überregionalen Tageszeitung Oberösterreichische Nachrichten (OÖN). Laut Schätzungen von Apothekern sei dies, so die OÖN weiter, bei ein bis zwei Prozent der Kunden, die rezeptpflichtige Medikamente brauchen, der Fall.
Neben einzelnen Apothekern sind es aber auch Hersteller und Großhändler, die vom Export ins Ausland profitieren könnten. Diese schieben sich zum Teil gegenseitig die Verantwortung zu: „Der freie Warenverkehr kann zu Lieferengpässen führen, weil durch bessere Preise im Ausland ein Großhändler oder auch Apotheker eine höhere Marge erreichen kann“, so Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig), gegenüber den OÖN. Der Verband der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler (Phago) will das so nicht stehen lassen. „Unsere Großhändler exportieren erst, wenn der österreichische Markt versorgt ist“, sagt Phago-Generalsekretärin Monika Vögele.
Arzneimittelpreise werden ausgehandelt
„Theoretisch haben wir in Österreich Zugriff auf die modernsten Medikamente. Aber in der Praxis wird im Ausland oft mehr dafür bezahlt“, äußert Thomas Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer, gegenüber den OÖN. In Österreich werden die Preise für Medikamente zwischen dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und der Pharmaindustrie ausgehandelt. Dem Vorwurf Veitscheggers, dass Österreich ein Niedrigpreisland sei, widerspricht der Hauptverband: „Im Durchschnitt lagen die Preise in Österreich 2015 um 1,5 Prozent über dem EU-Mittelwert.“ Aber insbesondere Deutschland sei ein Hochpreisland für Medikamente.
Dem österreichischen Gesundheitsministerium ist das Problem durchaus bekannt. Gegenüber den OÖN sagt Elke Nebenführ, Sprecherin von Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FP): „Einen Export von Medikamenten sehen wir natürlich nicht gerne, aber solange er sich im Rahmen der Gesetze bewegt, ist er nicht zu verhindern.“
Bei einem vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) im Dezember veranstalteten Runden Tisch wurde unter anderem mit Vertretern der Pharmahersteller, des Großhandels und der Apotheken über die Einführung einer gesetzlichen Meldepflicht für nicht verfügbare Medikamente diskutiert. „Das könnte die Häufigkeit von Verknappungen reduzieren helfen, diese aber nicht völlig verhindern. Die Problematik der Lieferengpässe wird auch in EU-Arbeitsgruppen diskutiert“, so Nebenführ.
Einen Zeitplan für die Umsetzung der Meldepflicht gibt es noch nicht. Für Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer und Inhaberin einer Apotheke in Sierning, wäre sie jedoch ein Schritt in die richtige Richtung: „Die Meldepflicht für nicht verfügbare Medikamente könnte zu mehr Transparenz und Information führen.“ |
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