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Arzneimittel und Therapie
NOAKs schonen die Nieren
Neue orale Antikoagulanzien beeinträchtigen die Funktion nicht so sehr wie Warfarin
Seit über 50 Jahren werden Vitamin-K-Antagonisten, wie Phenprocoumon (z. B. Marcumar®) und Warfarin (Coumadin®), als langfristige orale Antikoagulanzien bei Patienten mit Vorhofflimmern eingesetzt. Bei einigen Warfarin-behandelten Patienten führte die Therapie zu einer chronischen Nierenerkrankung und teilweise zu akuter Nierenschädigung [1, 2]. Seit 2010 sind vier nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulanzien (NOAK) zugelassen. Bisher wurden die renalen unerwünschten Effekte für diese Substanzen nicht gezielt untersucht.
Häufig sinkt die renale Funktion bei Patienten mit Vorhofflimmern, die mit oralen Antikoagulanzien behandelt werden. Es gibt Hinweise, dass nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulanzien im Vergleich zu Warfarin mit einem besseren Erhalt der renalen Funktion einhergehen [3, 4]. Dies könnte in den unterschiedlichen Wirkmechanismen begründet sein:
Warfarin inhibiert die Vitamin-K-abhängige-Bildung von Gamma-Carboxyglutaminäure-Resten und könnte somit eine renovaskuläre Verkalkung und eine fortschreitende Nephropathie fördern. Im Gegensatz hierzu könnten NOAK protektiv wirken, da sie den Faktor Xa beziehungsweise Thrombin inhibieren, die nachweislich zu vaskulärer Entzündung führen können [5]. In der von Yao et al. 2017 publizierten, retrospektiven Kohorten-Analyse wurden vier orale Antikoagulanzien (Apixaban [Eliquis®], Dabigatran [Pradaxa®], Rivaroxaban [Xarelto®] und Warfarin) hinsichtlich ihrer renalen Effekte verglichen [5]. Bewertet wurden vier renale Parameter:
- Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate um ≥ 30%,
- Verdopplung der Serum-Creatinin-Spiegel,
- akute Nierenschädigung und
- Nierenversagen.
In dieser Studie wurden Laborwerte von 9769 Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, die mit einem oralen Antikoagulans zwischen Oktober 2010 und April 2016 behandelt wurden, ausgewertet. Das mittlere Alter betrug 72,6 ± 10,1 Jahre.
Das kumulative Risiko nach zwei Jahren Antikoagulation für eine Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate um ≥ 30% lag bei 24,4%, für die Verdopplung der Serum-Kreatinin-Level bei 4,0%, für eine akute Nierenschädigung bei 14,8% und für Nierenversagen bei 1,7%. Nach dem Poolen der Ergebnisse der drei NOAKs war ein reduziertes Risiko für eine Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate um ≥ 30% (Hazard Ratio [HR]: 0,77; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,66 bis 0,89; p < 0,001), für die Verdopplung der Serum-Creatinin-Level (HR: 0,62; 95% KI: 0,40 bis 0,95; p = 0,03) und für eine akute Nierenschädigung (HR: 0,68; 95% KI: 0,58 bis 0,81; p < 0,001) verglichen mit Warfarin erkennbar. Nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulanzien, insbesondere Dabigatran und Rivaroxaban, könnten im Vergleich zu Warfarin ein geringeres Risiko für das Auftreten unerwünschter renaler Wirkungen aufweisen. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um zu beurteilen, ob die Beeinträchtigung der Nierenfunktion ein medikationsspezifischer Effekt ist. Wichtig in der Langzeit-Antikoagulation sind die regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion und Maßnahmen, um einer chronischen Nierenerkrankung vorzubeugen und diese gegebenenfalls zu behandeln. |
Quelle
[1] Brodsky SV et al. Warfarin-related nephropathy occurs in patients with and without chronic kidney disease and is associated with an increased mortality rate. Kidney Int 2011;80:181-189
[2] Brodsky SV et al. Warfarin therapy that results in an international normalization ratio above the therapeutic range is associated with accelerated progression of chronic kidney disease. Nephron Clin Pract 2010;115:c142-146
[3] Böhm M et al. Changes in renal function in patients with atrial fibrillation: an analysis from the RE-LY Trial. J Am Coll Cardiol 2015;65:2481-2493
[4] Fordyce CB et al. On-treatment outcomes in patients with worsening renal function with rivaroxaban compared with warfarin: insights from ROCKET AF. Circulation 2016;134:37-47
[5] Yao X et al. Renal outcomes in anticoagulated patients with atrial fibrillation. JACC 2017;70:2621-2632
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