- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 5/2017
- Der Briefmarkensammler
Apotheker-Porträt
Der Briefmarkensammler
Was einen Apotheker beim Patentamt an Briefmarken begeistert
Thomas Siegel, Jahrgang 1952, studiert in München Pharmazie, schließt ein Studium der Lebensmittelchemie an und geht nach dieser Doppelausbildung sechs Jahre lang zur Bundeswehr. Er arbeitet dort in der Lebensmittelüberwachung. Berufssoldat zu werden kommt für ihn allerdings genauso wenig infrage wie die Übernahme oder Eröffnung einer eigenen Apotheke. Da sein Vater am Deutschen Patentamt als Bibliothekar beschäftigt ist, hat er Vorstellungen von dem, was Mitarbeiter des Patentamts machen. Das interessiert ihn. Und so liegt es für ihn nahe, sich dort zu bewerben: Seit 1985 ist sein Arbeitsplatz das Deutsche Patentamt in München. „Ich bin noch heute zu 100 Prozent glücklich und zufrieden, diesen Weg gegangen zu sein“, ist sich Siegel sicher.
Was ein Apotheker beim Patentamt macht
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) ist die zentrale Behörde auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes in Deutschland. Das Patentamt erteilt Patente und trägt Marken, Gebrauchsmuster und Designs ein. Außerdem informiert es die Öffentlichkeit über gewerbliche Schutzrechte. „Anfangs hatte ich als Prüfgebiet die Polymersubstanzen, die mir beispielsweise mit Eudragit nicht unbekannt waren. Mir kam zugute“, erinnert sich der Pharmazeut, „dass unser Pharmaziestudium in München stark von der Chemie geprägt war. Später kam bei meinen Aufgabengebieten noch die Prüfung von Erfindungen in der Abwasserchemie hinzu und als drittes Gebiet die medizinisch-technischen Geräte, vom Katheter bis zum Beatmungsgerät.“ Keine Frage, das ist eine Herausforderung für einen Pharmazeuten, „in solche Gebiete musste ich mich neu einarbeiten, fortbilden, Kurse besuchen. Anfangs hat man zum Glück einen Senior-Prüfer zur Seite, der einen betreut und in diese Themen einführt. Hier ist naturwissenschaftlich-technisches Verständnis gefragt, gepaart mit der patentrechtlichen Bewertung.“
Was ihm zur Prüfung vorgelegt wird, worüber Siegel entscheiden muss, ob es innovativ genug ist, damit es ein Patent bekommen kann, liegt nur auf Papier vor: Beschreibungen und Zeichnungen. Siegel: „Die Angaben müssen so deutlich und glaubhaft sein, dass sie nachvollziehbar sind. Bei Fragen und Zweifeln verschicke ich einen Bescheid an den Patentsteller, der mir dann weitere Erläuterungen dazu nachreichen muss. Bis es so formuliert ist, dass ich glaube, es ist nun patentfähig, oder ich weise es zurück.“ Diese Entscheidungen trifft jeder Prüfer alleine, eigenständig, ohne Vorgesetzten. Es liegt also allein in der Verantwortung des Prüfers, ob der Erfinder bzw. das einreichende Unternehmen ein Patent dafür erhält oder nicht. „Das Wirtschaftliche, das Finanzielle, das hinter einer Erfindung steckt, müssen wir weitgehend ausblenden“, so Siegel, „das darf nicht zur Entscheidung beitragen. Es geht nur um die Frage: Enthält der Antrag etwas Neues, hat er etwas Besonderes, weist er eine erfinderische Besonderheit auf, die über das hinausgeht, was der normale Fachmann tagtäglich im Alltag, in der Routine löst – das wäre nämlich nicht patentfähig.“
Um dies beurteilen zu können, muss der Prüfer den Überblick haben, was Alltagsroutine ist, was es bereits auf diesem oder jenem Gebiet gibt. „Früher fragte man noch nach dem technischen Fortschritt, ein Begriff, der schwer zu definieren war, er ist deswegen weggefallen“, erklärt Siegel die Entwicklung auf diesem Gebiet. Letztlich liegt es im Ermessensspielraum eines Prüfers, was er als neu und patentfähig ansieht. Der Erfinder kann natürlich begründen, was er als besonders genial an seiner Erfindung betrachtet.
Mit der Einreichung beim Patentamt kann der Antragsteller seine Erfindung 18 Monate lang geheim halten. Nach dieser Zeit muss er sie allerdings publik machen, unabhängig davon, ob die Erfindung ein Patent erhält oder nicht. „Als Prüfer bin ich allerdings nicht dazu verpflichtet, innerhalb von 18 Monaten die Erfindung abschließend zu bewerten. Wenn meine Prüfung, meine Recherche fünf Jahre dauern, dann dauern sie eben fünf Jahre. Wenn wir vom Patentamt die Erfindung als nicht patentfähig beurteilen, kann der Antragsteller natürlich in die Beschwerde gehen. Dann überprüft das Patentgericht, ob die Zurückweisung gerechtfertigt war“, erläutert Siegel das Procedere.
Die Erteilung von Patenten wird natürlich auch von den Mitbewerbern auf dem jeweiligen Gebiet beobachtet. „Ist die Konkurrenz des Patentstellers mit der Patenterteilung nicht einverstanden, kann sie Einspruch einlegen, über den wir als Prüfer zu dritt entscheiden“, so Siegel, der in diesem Kollegium den Vorsitz führt und seit zehn Jahren eine chemische Patentabteilung leitet. „Jährlich haben wir es mit etwa zehn Anfechtungen zu tun, eine Größenordnung, die noch beherrschbar ist.“
Wie Siegel erklärt, gibt es in der Chemie drei Kategorien des Schutzes: den Stoffschutz, die höchste Stufe des Schutzes, das Verfahrenspatent, das beschreibt, wie der Stoff hergestellt wird, und das Verwendungspatent, d. h. Stoff A bekommt ein Patent, wenn er nach dem Verfahren X zur Verwendung für den Bereich Z hergestellt wird. Dieser Stoff könnte theoretisch auch in anderen Bereichen Verwendung finden, beispielsweise bei anderen Techniken eingesetzt werden, ist dort dann aber nicht geschützt. Auch neue Moleküle, neue Wirkstoffe für potenzielle Arzneimittel reichen Hersteller beim Patentamt ein.
Bisweilen, so Siegel, wird das Patentrecht auch kritisch gesehen, z. B. wenn darüber diskutiert wird, neue Arzneistoffe günstig auch ärmeren Ländern zur Verfügung zu stellen und das Patentrecht dies verhindert. Solche Überlegungen dürfen bei der Vergabe eines Patents, auch wenn es manchmal schwer fällt, nicht mit einfließen. Und wie viele Patente erteilt ein Prüfer im Durchschnitt? Siegel: „Etwa 40 bis 50 Patentverfahren pro Prüfer und Jahr werden abgeschlossen.“
Beim Deutschen Patentamt arbeiten rund 800 Patentprüferinnen und Patentprüfer, die die Anmeldungen bearbeiten, Patente erteilen und sich mit den Einsprüchen gegen erteilte Patente befassen. Allein 100 von ihnen sind für die Chemie zuständig. „Im Deutschen Patentamt sind insgesamt drei Apotheker beschäftigt, was eigentlich die Ausnahme ist, denn in der Regel sind Chemiker dafür zuständig“, wie Siegel einräumt. In seiner Abteilung arbeiten aber auch Biologen und ein Mediziningenieur, um das Gebiet der Medizintechnik besser beleuchten zu können. „Die ganz großen Erfindungen werden heute allerdings eher beim Europäischen Patentamt eingereicht“, weiß Siegel, „vor allem, wenn man dann europaweit die Schutzrechte haben möchte. Wir hier erteilen nur einen Schutzbereich für Deutschland.“ Relativ viele Anträge werden übrigens im Bereich Kosmetik gestellt, zwei, drei Prüfer sind fast ausschließlich mit Kosmetika beschäftigt. „Hier wird viel versucht“, schmunzelt Siegel, „wenn manche Hersteller beispielsweise nur Hilfsstoff A gegen Hilfsstoff B austauschen, ist das fachmännisches Handeln, dafür kann es kein Patent geben.“
Das rote Apotheken-A auf weißem Grund, das Wahrzeichen der deutschen Apotheke, ist übrigens auch durch das Deutsche Patentamt geschützt. Dadurch ist festgelegt, wer es verwenden darf, in welcher Farbe usw.
Da das Patentamt ein sogenanntes Schutzrecht erteilt, quasi ein Monopol vergibt, mit dem die Rechte anderer eingeschränkt werden, untersteht es dem Justizministerium: „Wir sind ein gerngesehener Geldgeber für das Ministerium, da wir Gebühren erheben, die in den Bundeshaushalt einfließen.“
Würde er heute wieder das Patentamt als Arbeitsplatz wählen? Bereut hat er es nicht, dass er nie wirklich in der Offizin gearbeitet hat. „Ich lese jede Woche die erschütternden Berichte aus der Praxis, die Sorgen, die bürokratische Gängelei, meine Kolleginnen und Kollegen in der öffentlichen Apotheke haben es nicht einfach“, ist sich Siegel sicher. Und fügt hinzu: „Natürlich, man muss die Tätigkeit in einer Behörde mögen, aber wir arbeiten hier nicht nur verwaltend, sondern sind nahe an der Wissenschaft, an der Technik dran. Das ist das spannende an diesem Arbeitsplatz Patentamt.“
Wie der Apotheker zum Liebhaber von Briefmarken wird
„Akademiker, die beim Patentamt arbeiten, sind vom Naturell her eher ruhigere Menschen“, resümiert Siegel, „das zahlt sich letztlich für den Berufsweg im Amt aus, denn wer länger dabei ist, hat eher den Überblick über sein Gebiet und kann neue Patentanträge besser einordnen. Außerdem erwirbt man sich hier ein Spezialwissen, das in anderen Bereichen der Pharmazie weniger gefragt ist und einen Wechsel in andere Berufszweige erschwert.“
„Da passt die Beschäftigung mit Briefmarken, die Philatelie, wie maßgeschneidert auf diese Menschen, die solche Berufe ausüben“, ist Siegel überzeugt. Er ist sich allerdings schon bewusst: „Die Freude an dem Hobby der Philatelie ist heute ein bisschen eingeschlafen. Es ist einfach nicht mehr modern, Briefmarken zu sammeln.“ Kein Wunder, im Zeitalter von E-Mails, SMS, WhatsApp, Messenger und anderen Kommunikationsdiensten ist die Nachfrage nach Briefmarken eher in den Hintergrund getreten. Dennoch, auf die postalischen Wertmarken kann man noch lange nicht verzichten – und solange es sie gibt, wird es wohl immer Menschen geben, die sich an den bildlichen und künstlerischen Miniaturen erfreuen.
Wie Siegel berichtet, geht das geschäftsmäßige Sammeln von Briefmarken eigentlich auf eine Apotheke zurück. Stanley Gibbons aus Plymouth, England, hatte 1856 in der Apotheke seines Vaters eine kleine Briefmarkenhandlung eingerichtet. Gibbons ist heute ein bekannter Briefmarken-Kataloghersteller, der Gibbons-Katalog ist so was wie die Bibel für einen Philatelisten.
Und wie kam er zum Briefmarkensammeln? Sein Vater hatte eine alte Schuhschachtel voll mit spannenden Marken aus dem Deutschen Reich. Als er acht Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater immer wieder mal zu besonderen Anlässen oder wenn er gute Schulleistungen hatte ein paar Briefmarken aus dieser Sammlung. „So fing das an. Ich habe das Sammeln im Gegensatz zu anderen nie einschlafen lassen.“
Philatelisten sammeln gerne thematisch, Auslöser ist manchmal der Beruf oder eine Vorliebe, „man braucht ein besonderes Thema“. Anfangs wollte er Briefmarken aus allen Ländern sammeln. „Aber nach dem Pharmaziestudium bin ich dann auf ein paar Briefmarken gestoßen, die mit Pharmazie zu tun hatten, z. B. die Abbildung einer alten Waage, von chemischen Symbolen, alten Gefäßen oder Heilpflanzen“, erinnert sich der Apotheker. „In unserem Beruf haben wir gelernt, sorgfältig zu arbeiten, zu dokumentieren, zu katalogisieren, Fähigkeiten, die auch beim Sammeln von Briefmarken hilfreich sind. Vielleicht haben mich pharmazeutische Motive besonders angesprochen, weil ich eben nicht in der Apotheke tätig war.“
In Deutschland gibt es heute eine thematische Arbeitsgemeinschaft im Bund Deutscher Philatelisten (BDPh), die Medizinphilatelie, die sich mit medizinischen und pharmazeutischen Themen befasst. Thomas Siegel ist Vorstandsmitglied der Gruppe Pharmazie. Im eigenen Mitteilungsblatt „Philatelia Medica“ betreut er redaktionell die pharmazeutische Rubrik „Löwenzahn“, ein Titel, der zum einen auf die Pflanze Taraxacum hinweist, aber auch auf die Zähne, die Zacken einer Briefmarke. In seiner Rubrik versucht er, einen Querschnitt über Neuerscheinungen von Marken und Stempeln aus dem Gebiet der Pharmazie und Medizin darzustellen.
„In erster Linie nur Pharmazeutisches“
Siegels Sammelgebiet sind Marken und Stempel aus der Pharmazie, von Apotheken und pharmazeutischen Persönlichkeiten, außerdem pharmazeutische Motive von Herstellern, Firmenjubiläen, von Apothekern als Firmengründer. Wo er sich zurückhält, ist das Motiv der Arznei- und Heilpflanzen, „da gibt es Tausende“, so Siegel, „es ist ausufernd.“ Jährlich erscheinen etwa zehn Briefmarken, die ins pharmazeutische Thema passen. Und zu jeder Marke könnte er eine kleine Geschichte erzählen, über das abgebildete Motiv und den Anlass der Marke – eine kleine Wanderung durch die Pharmaziegeschichte und Geschichte berühmter Persönlichkeiten. Schon in den 80er-Jahren veröffentlichte er hin und wieder einen kleinen Beitrag über diese Marken in DAZ und PZ.
Auf Anregung von Siegel gab es früher zu den Deutschen Apothekertagen einen Sonderstempel mit einem zum Tagungsort passenden Motiv oder mit einem pharmazeutisch-chemischen Motiv, z. B. die Abbildung eines berühmten Chemikers. Während des Apothekertages konnten dann Philateliebegeisterte ihre Post beim Apothekertag mit diesem Stempel entwerten lassen. „Leider sah sich die ABDA in den letzten Jahren nicht mehr veranlasst, einen Sonderstempel bei der Post zu initiieren“, bedauert Siegel: „Ein Sonderstempel kostet etwa 600 Euro, das ist wirklich nicht die Welt. Aber es passt nicht mehr in die Zeit, hieß es.“ Auch bei den FIP-Veranstaltungen gab es früher Sonderstempel. „Leider wurde auch dieser Brauch eingestellt“, so Siegel.
Umso lieber verweist Siegel auf pharmazeutisch-philatelistische Höhepunkte: Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft gab die Post 1990 eine Sonderbriefmarke heraus. Und ein weiterer Höhepunkt: die Briefmarke zum 750-jährigen Bestehen des Apothekerberufs im Jahr 1991.
Aus seiner Sammlung holt er eine Aufstellung aller bisher stattgefundenen Apothekertage hervor – natürlich mit einer Auflistung und Abbildung der Sonderstempel – so sind Philatelisten. Aber auch für Nicht-Sammler ist es irgendwie beeindruckend, eine Originalpostkarte in Händen zu halten, die beispielsweise einen Stempel trägt vom 5. Deutschen Apothekertag, 1. Großdeutscher Apothekertag, der vom 28. bis 30 Mai 1938 in Frankfurt stattfand.
Sammeln und Tauschen
Briefmarkenbörsen, von denen es mehrere in Deutschland gibt, sind das Mekka für Philatelisten, dort bieten Händler ihre Marken an und Sammler gehen auf die Pirsch. Preislich sind die Marken erschwinglich, sie liegen meist im Bereich von nur wenigen Euro. „Allerdings“, so Siegel, „die Menge macht’s, dass das Hobby schnell teuer wird.“ Groß geschrieben werden auch Tauschbörsen oder Ausstellungen, über die man Dubletten seiner Marken veräußert oder gegen andere eintauscht. Übrigens, weltweit gibt es nur zwanzig Sammler, die sich mit dem Spezialgebiet Pharmazie befassen und entsprechende Marken sammeln. Siegel kennt sie alle, die mit Philatelie und Pharmazie zu tun haben, auch aus anderen Ländern. Er hat zahlreiche Kontakte zu Sammlern in anderen Ländern aufgebaut. Doch auch dort sterben die Sammler nach und nach aus, „Nachwuchs ist meist nicht in Sicht“, bedauert Siegel.
1000 Briefmarken und mehr
Rund 1000 Briefmarken mit pharmazeutischen Motiven befinden sich in den Archiven des Apothekers, außerdem rund 3000 Poststempel, die in irgendeiner Weise etwas mit der Pharmazie zu tun haben. Hinzu kommen 30 bis 40 Bücher, die von Briefmarken handeln und sich um Motive auf Briefmarken drehen.
Wie hat er seine Marken sortiert? In den berühmten Briefmarkenalben? „Nur zum Teil“, schmunzelt Siegel, „leider bin ich mit meiner Sammlung noch nicht so weit, sie alle übersichtlich in Alben präsentieren zu können, viele meiner Stücke schlummern noch vorsortiert in Schuhkartons und Plastikkörbchen.“ Die vollständige Aufbereitung wird wohl ein Projekt der nächsten Jahre werden, wenn er in Pension geht, denn das braucht Zeit, viel Zeit.
Doch mit dem Sammeln und Betrachten der Marken und Stempel ist es bei Siegel nicht getan. Er nimmt die Sammelobjekte gerne zum Anlass, den geschichtlichen Hintergründen nachzugehen. Zu vielen seiner Objekte weiß er eine kleine Geschichte zu erzählen oder nimmt sie als Anlass in die Geschichte einzutauchen. Nur ein Beispiel: Siegel zeigt mir eine brasilianische Briefmarke, auf der ein Hamburger Apotheker abgebildet ist: Hermann Blumenau. Der Hintergrund: Blumenau wanderte nach Brasilien aus und gründete dort 1850 eine deutsche Siedlung im Stil einer deutschen Stadt. Blumenau zählt heute über 300.000 Einwohner.
Siegel steht auch in Kontakt mit dem Deutschen Apothekenmuseum und tauscht sich aus: Das Museum besitzt eine Briefmarkensammlung mit dem Schwerpunkt auf Marken aus dem deutschsprachigen Raum. Siegel betreut und ergänzt die Sammlung im Auftrag des Museums.
Was er noch sammeln möchte? Siegel träumt davon, Briefmarken zu sammeln, die Heilige darstellen, die mit der Pharmazie zu tun haben – neben Cosmas und Damian.
Stirbt die Philatelie aus?
Wie bewerten Philatelisten die Möglichkeit, dass heute jeder seine eigenen Postwertzeichen erstellen kann: Ist das eine Konkurrenz für die offizielle Briefmarke oder nur ein netter Spaß? „Beides“, meint Siegel. „Zum einen ist das natürlich die Chance für Unternehmen oder Privatpersonen, ein Jubiläum, ein besonderes Ereignis oder einfach nur sich selbst als Selfie auf einer Marke abzubilden.“ Die von Firmen und Unternehmen initiierten Marken sind daher für ihn eine nette Ergänzung zu den offiziellen Marken und durchaus philateliewürdig. Zumal die Chance, dass die Deutsche Post eine neue Briefmarke aus dem Bereich der Pharmazie auflegt, nach Meinung von Siegel äußerst gering sein dürfte.
Der Briefmark
Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm geweckt.
Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens.
(Joachim Ringelnatz)
Dennoch, es werden immer weniger Briefe verschickt, die E-Mail dominiert die Korrespondenz. Noch braucht man Briefmarken. Aber wie lange noch? Stirbt die Philatelie langsam aus, fragte ich den Apotheker und Sammler. „Die Zahl der Philatelisten nimmt ab“, bestätigt Siegel, „der Zulauf von Jüngeren, die sich an den Briefmarken erfreuen, hält sich in Grenzen. Nur noch vereinzelt sieht man junge Menschen auf den Briefmarkenbörsen.“ Und er fügt hinzu: „Wer heute anfängt, muss sich schon überlegen, was er aufbauen möchte: ein eigenes Sammelgebiet oder ein Abonnement der Post mit den jeweiligen Neuerscheinungen. Und dann stellt sich die Frage auch für mich: Wer interessiert sich noch für die Sammlung? An wen könnte ich sie einmal verkaufen? Vielleicht als Gabe fürs Museum?“ Leider haben seine Kinder schon abgewunken. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.