- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 47/2017
- Kochsalz schädigt ...
Prisma
Kochsalz schädigt Darmflora
Zusammenhang mit Hypertonie und Multipler Sklerose vermutet
In Zusammenarbeit mit mehreren Forschungsgruppen in Deutschland, Belgien und den USA untersucht das Team von Dominik Müller am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin, wie sich hohe Kochsalzkonzentrationen auf das Vorkommen verschiedener Bakterienspezies im Darm auswirken und welche Folgen die Vernichtung einzelner Bakterienspezies für die Gesundheit von Versuchstieren und Probanden haben könnten. Hier einige Ergebnisse:
Spezifisch für die Darmflora von Mäusen ist das Milchsäure-produzierende Bakterium Lactobacillus murinus. Wenn Labormäuse zwei Wochen lang täglich 0,3 g Kochsalz mit der Nahrung aufnehmen, verschwindet dieses Bakterium aus ihrer Darmflora, und sie selbst entwickeln einen Bluthochdruck. In einer Kontrollgruppe erhielten die Mäuse zusätzlich zur NaCl-reichen Ernährung eine Supplementation von L. murinus und blieben normotensiv. Parallel mit dem Verschwinden von L. murinus stieg die Konzentration der T-Lymphozyten vom Typ TH17, die das proinflammatorische Interleukin-17 sezernieren.
TH17-Zellen gelten nicht nur als Auslöser einer Hypertonie, sondern auch der Multiplen Sklerose (MS). Zur Erforschung der MS bei Labormäusen wird bei ihnen die sehr ähnliche Experimentelle Autoimmune Enzephalomyelitis (EAE) induziert. Eine NaCl-reiche Ernährung verstärkte bei EAE-Mäusen die Symptomatik, während die gleichzeitige Supplementation von L. murinus diese Verschlimmerung verhinderte.
Bei Menschen sind Laktobazillen kein obligatorischer Bestandteil der Darmflora, sie gelten jedoch als gesundheitsfördernd und werden deshalb auch als Probiotika vermarktet. In einer Studie mit zwölf Probanden, die täglich eine Tablette mit 6 g Kochsalz erhielten, ließen sich nur bei fünf Teilnehmern Laktobazillen im Kot nachweisen, und bei ihnen sank deren Konzentration während der Behandlung. Es ist möglich, dass die anderen Probanden ihre Laktobazillen schon vorher durch einen zu hohen Salzkonsum eingebüßt hatten. Die weitere Erforschung des Zusammenhangs von Laktobazillen im Darm mit Hypertonie und MS dürfte spannend werden. |
Quelle
Wilck N et al. Salt-responsive gut commensal modulates TH17 axis and disease. Nature; Epub 15.11.2017
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.