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Prisma
Heute schlank, morgen krank
Jeder sechste Normalgewichtige hat Stoffwechselstörungen
Ein Erwachsener mit einem Body Mass Index (BMI) von 18,5 bis 25 gilt als normalgewichtig. Doch das schützt ihn nicht vor Stoffwechselstörungen wie Hypertriglyzeridämie oder stark erhöhten Blutglucosespiegeln. Die betroffenen Personen weisen eine anormale Verteilung des Körperfetts auf und besitzen z. B. besonders dünne Oberschenkel; insofern ähneln sie im Aussehen Patienten mit Lipodystrophie. Mehrere klinische Studien haben gezeigt, dass bei dieser Personengruppe das Todesrisiko und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse mehr als dreimal so hoch sind wie bei stoffwechselgesunden Normalgewichtigen. Zum Vergleich: In der Gruppe der stoffwechselgesunden Adipösen (BMI > 30) ist das Risiko nur moderat um 25% erhöht.
Tübinger Diabetologen haben kürzlich den Stoffwechsel von 981 Personen untersucht und herausgefunden, dass 18% einen ungesunden Metabolismus aufweisen und die o. g. Risiken tragen. Sie schlagen vor, solche Personen prophylaktisch mit Thiazolidinen zu behandeln; diese verbessern den Glucose- und Lipidstoffwechsel, indem sie den PPARγ-Rezeptor im Zellkern stimulieren. Das orale Antidiabetikum Pioglitazon (Actos®, Generika) ist derzeit das einzige Thiazolidin, das in Deutschland auf dem Markt ist. Da es einige unerwünschte Wirkungen entfalten kann, ist es nicht unumstritten, aber andererseits könnte es auch eine Indikationserweiterung erfahren, denn es ist als mögliches Mittel zur Therapie der nicht-alkoholischen Fettleber im Gespräch (s. DAZ 2017, Nr. 14, S. 32).
Bevor die relativ große Bevölkerungsgruppe der Normalgewichtigen mit Stoffwechselstörungen medikalisiert wird, müssten auf jeden Fall umfangreiche klinische Studien durchgeführt werden. |
Quelle
Stefan N et al. Causes, Characteristics, and Consequences of Metabolically Unhealthy Normal Weight in Humans. Cell Metabolism 2017;26(2):292-300
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