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Arzneimittel und Therapie
Geschlossene Intensivstation
Multiresistenter Keim Acinetobacter baumannii bereitet erneut Probleme
Auch wenn in Deutschland Acinetobacter baumannii nicht zu den dominierenden multiresistenten Keimen zählt, bereitet er immer wieder Probleme. 2015 kämpfte das Uniklinikum Kiel mit einem nosokomialen Ausbruch, im vergangenen Jahr musste die Intensivstation des Universitätsklinikums Ulm gesperrt werden, weil drei Patienten Träger des Keims waren.
Bei Vertretern der Gattung Acinetobacter handelt es sich um gramnegative Bakterien, die Haut-, Harnwegs- und Atemwegsinfektionen hervorrufen können. Besonders gefürchtet sind nosokomiale Pneumonien und Sepsis bei Intensivpatienten. Acinetobacter baumannii kann durch direkten Kontakt, aber auch über die Luft und indirekt durch kontaminierte Materialien übertragen werden. Das Übertragungspotenzial soll deutlich höher sein als das Methicillin-resistenter Staphylococcus-aureus-Stämme. Zudem erweist sich Acinetobacter baumannii als sehr widerstandsfähig. Auch nach Austrocknen können die Erreger wochenlang überleben und zudem schützende Biofilme bilden.
Schon 2013 warnte das Robert Koch-Institut vor dem bedrohlichen Entwicklungpotenzial dieses Keims, der vor allem in osteuropäischen Ländern wesentlich häufiger für nosokomiale Pneumonien verantwortlich gemacht wird als in Deutschland und der sich durch Resistenz gegenüber Penicillinen, Cephalosporinen, Fluorchinolonen und Carbapenemen auszeichnet. Nur noch vereinzelte Antibiotika wie Colistin stehen als Reserve zur Verfügung.
Im Rahmen des Hygienemanagements wird inzwischen in deutschen Kliniken auch nach Acinetobacter baumannii gefahndet. So konnte auch im Krankenhaus Bad Cannstatt ein Träger des Keims identifiziert und isoliert werden. Wie es trotzdem zu der Ausbreitung gekommen ist, muss jetzt geklärt werden. |
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