Prisma

Mikrowelle macht Drogen virenfrei

Problematisch sind die Metallnadeln

cae | Drogen und nichtmetallisches Drogenbesteck lassen sich in einem Mikrowellenherd in zwei bis drei Minuten von Viren desinfizieren. Durch das preisgünstige und ein­fache Verfahren könnten die Infektionen mit HIV und HCV verringert werden.

Derzeit sind weltweit etwa 80 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-C-­Virus (HCV) und 40 Millionen mit dem HI-Virus infiziert. Von ihnen sind rund zehn Millionen Menschen mit beiden Viren infiziert. Stark über­proportional ist der Anteil der Doppelt-Infizierten bei Drogenabhängigen. Die Anzahl der jährlichen HCV-Todesfälle (durch Leberzirrhose und -karzinom) übertrifft heute schon diejenige der jährlichen Aids-Toten und dürfte in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen, da die antiviralen Arzneimittel für die meisten Patienten zu teuer sind. Preiswerter als alle Therapien sind auf jeden Fall Maßnahmen, die Neuinfektionen verhindern. Hier könnte in Zukunft auch die Mikro­welle zum Einsatz kommen.

Infektionen mit HCV und HIV erfolgen in der Regel durch die mehrfache Verwendung des „Bestecks“ zur Aufbereitung und Injektion der Drogen. Dies ist gerade in ärmeren Ländern, wo Einmalspritzen nicht zur Verfügung stehen, der Fall. Zum Besteck gehören neben Löffel und Spritze auch kleine Filter aus Celluloseacetat, durch die die Heroinlösung gereinigt wird, damit sie nicht die enge Kanüle der Spritze verstopft; diese Filter gelten als besonders infektiös.

Virologen um Eike Steinmann an der Medizinischen Hochschule Hannover haben in Tests herausgefunden, dass die Mikrowelle kontaminiertes Heroin in zwei Minuten und kontaminiertes Drogenbesteck in drei Minuten vollkommen von HCV und HIV desinfiziert, wenn der Herd auf eine Leistung von 360 W eingestellt ist. Ungelöst bleibt weiterhin die Frage, wie kontaminierte Metallnadeln von Spritzen einfach und sicher desinfiziert werden können. |

Quelle

Siddharta A, et al. Inactivation of HCV and HIV by microwave: a novel approach for prevention of virus transmission among people who inject drugs. Sci Rep 2016;6:36619

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