- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 45/2016
- Engpass bei Polio-...
Arzneimittel und Therapie
Engpass bei Polio-Impfstoffen
Monoimpfstoff nicht lieferbar, Kombinationsimpfstoffe nur eingeschränkt verfügbar
Der Monoimpfstoff IPV-Merieux® steht seit 1. November 2016 auf der Liste der nicht lieferbaren Impfstoffe, die das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlicht. Ab Januar 2017 soll er wieder lieferbar sein. Schuld am Engpass sind nach Angaben des PEI auch die gestiegene weltweite Nachfrage sowie die Nichtlieferbarkeit anderer Vakzine. In den Handlungsempfehlungen, die die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) bei Nichtlieferbarkeit eines Impfstoffes herausgibt, wird geraten, auf die Kombinationsimpfstoffe zurückzugreifen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn auch sie sind zum großen Teil nicht lieferbar oder, wie die Fünf- und Sechsfach-Impfstoffe, die eine höhere Dosis Diphtherie-Antigen enthalten, nur für Säuglinge bzw. Kleinkinder geeignet.
„Eine Auffrischimpfung kann auch mal warten“
Der einzige derzeit lieferbare Kombinationsimpfstoff für ältere Kinder und Erwachsene ist Revaxis®. Der Td-IPV-Impfstoff enthält Tetanus- und inaktiviertes Poliomyelitisvirus-Antigen sowie niedrig dosiertes Diphtherie-Antigen. Revaxis® ist zugelassen ab einem Alter von fünf Jahren und laut der Fachinformation nicht zur Erstimmunisierung geeignet. Die beiden Kombinationsimpfstoffe mit zusätzlicher Pertussiskomponente (Tdap-IPV), Boostrix® Polio und Repevax®, sind zurzeit auch nicht lieferbar. Boostrix® Polio soll je nach Packungseinheit Ende November 2016 (10 Fertigspritzen) bzw. im Januar 2017 (1 Fertigspritze) wieder verfügbar sein. Zu Repevax® werden diesbezüglich keine Angaben gemacht. Einen echten Versorgungsengpass sieht das PEI derzeit nicht, zumal der Monoimpfstoff in zwei Monaten wieder zur Verfügung stehen soll. Eine anstehende Auffrischimpfung könne bei vollständiger Grundimmunisierung problemlos zwei Monate warten, heißt es. Besteht die Möglichkeit zur Priorisierung, sollten bisher Ungeimpfte zuerst geimpft werden, danach Personen, die mit Risikopersonen in einem Haushalt leben, also Menschen, die sich nicht impfen lassen können (Kokonstrategie). Erst dann kommen Auffrischimpfungen infrage, und zwar zunächst Vorschulkinder, dann Jugendliche und schließlich Erwachsene. |
Quelle
Auflistungen der Lieferengpässe von Human-Impfstoffen, Paul-Ehrlich-Institut, www.pei.de, Stand 11. November 2016
Stellungnahme der Ständigen Impfkommission – Handlungsempfehlungen bei Nicht-Verfügbarkeit von Tdap- bzw. IPV-haltigen Impfstoffen, Epidemiol Bull 2016;14:113-114
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.