Aus den Ländern

Anregungen für die öffentliche Apotheke

Sozialpharmazeuten aus aller Welt trafen sich beim 19. ISPW

cae | Vom 19. bis 22. Juli 2016 fand in Aberdeen, Schottland, der 19. International Social Pharmacy Workshop (ISPW) statt. Unter dem Motto „Improving Pharmacy Practice: Education, Evidence and Change“ präsentierten Vertreter aus über 30 Staaten den aktuellen Forschungsstand in der Sozialpharmazie. Einige Beiträge auf dem ISPW hatten interessante Aspekte der Arbeit in öffentlichen Apotheken zum Thema.

Die Gesundheitskompetenz der Bürger (Health Literacy) wird zurzeit viel diskutiert. So veröffentlichten Gudrun Quenzel und Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld im Februar 2016 einen Bericht, in dem sie die geringe Gesundheitskompetenz „vulnerabler“ Bevölkerungsgruppen belegten.

Im Rahmen der australischen HeLP-Studie (Health Literacy in Pharmacy) wurden Pharmazeuten in verschiedenen Methoden geschult, um in der öffentlichen Apotheke die Gesundheitskompetenz der Patienten zu verbessern. Interessanterweise wandten darauf die meisten Pharmazeuten die Methode, den Patienten die gegebenen Informationen mit eigenen Worten wiederholen zu lassen („Teach-back“), seltener an. Der Grund war, dass sie beim Patienten nicht den Eindruck erwecken wollten, sie würden ihn prüfen oder seine Kompetenz infrage stellen. Nur Pharmazeuten, die sich ihrer kommunikativen Kompetenz sicher waren, wandten die Methode weiterhin an (Gregory Duncan et al., Melbourne).

Eine Analyse von Schadensberichten einer Haftpflichtversicherung für britische Pharmazeuten ergab, dass die meisten Abgabefehler in öffentlichen Apotheken den Wirkstoff und die Wirkstärke betrafen. Etwa die Hälfte der betroffenen Patienten wurde geringfügig geschädigt, aber es kam auch zu einem Todesfall. Als Hauptfehlerquellen wurden Personalmangel, ähnliche Umverpackungen und ein erhöhtes Arbeitsaufkommen genannt. Zudem beeinflussten die Lage der Apotheke (z. B. Innenstadt oder Stadtrand) und die Sortierung der Arzneimittel (z. B. nur alphabetisch oder auch getrennt nach Darreichungsformen) die Fehlerhäufigkeit (Sadia Kousar et al., Birmingham).

Eine empirische Untersuchung befasste sich mit dem Abweichen von festgelegten Arbeitsweisen in öffentlichen Apotheken. Die Apotheker konnten ihr regelwidriges Verhalten oft begründen, nicht aber das Assistenzpersonal, das sich auf die Autorität der Vorgesetzten berief und deren Handeln auch bei unklaren Abläufen nicht hinterfragte. Der Vortragende plädierte daher für eine offene Kommunikation im Team, um Fehler zu vermeiden (Christian E. L. Thomas, Manchester).

Pharmazeuten der University of Minnesota, USA, untersuchten, wie öffentliche Apotheken das Medikationsmanagement erfolgreich in ihren Betrieb integrieren, und beschrieben fünf Schritte:

1. die Entscheidung, ein Medikationsmanagement anzubieten,

2. die Voraussetzungen für die Umsetzung des Managements schaffen,

3. das Medikationsmanagement durchführen,

4. am Ball bleiben und

5. sich weiter entwickeln.

Die Abstracts aller Beiträge des ISPW finden sich unter http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ijpp.2016.24.issue-S2/issuetoc. |

Quelle: Nina-Kristin Mann, Landeszentrum Gesundheit NRW in Münster

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