Aus den Ländern

Gute Ideen brauchen Zeit

Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern

ROSTOCK (tmb) | Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, sprach in seinem Bericht bei der Mitgliederversammlung des Verbandes am 13. April in Rostock immer wieder eine Erkenntnis an: Projekte mit vielen Partnern benötigen für die erfolgreiche Umsetzung sehr viel Zeit.

Die Einführung des Online-Vertragsportals für Hilfsmittellieferungen habe lange gedauert, weil nicht alle Partner die gleichen Interessen haben und die technische Umsetzung nicht schnell möglich gewesen sei, so Pudimat. Das Portal biete nun neben der Vertragsübersicht auch Arbeitshilfen und Verzeichnisse, die nötig seien, um überhaupt mit den Verträgen arbeiten zu können. Auch das Medikationskonsil Greifswald habe eine lange Vorgeschichte. Das erste Ziel sei Ende 2014 formuliert worden. Nun laufe die Versuchsphase, für die bisher acht Arztpraxen angeschlossen seien. Absichtlich seien nicht alle inhaltlichen Details vorgegeben, sondern diese sollten vor Ort im Dialog mit den Ärzten festgelegt werden. Pudimat erklärte dazu: „Ich hoffe, dass unsere gewonnenen Erfahrungen auch bei der bundesweiten Entwicklung von praxistauglichen pharmazeutischen Dienstleistungen nützlich sein werden.“ Letztlich sei es Aufgabe der Apotheker, passende Angebote zu machen. Auch weitere wichtige Projekte kommen nur langsam ­voran: die beschlossene bundesweite Vernetzung der Apotheken und das ­Securpharm-Projekt. Dieses Authentifizierungssystem sieht Pudimat auch als Chance für die Apotheker im Zuge der allgegenwärtigen Virtualisierung. In den Apotheken werde dann die Echtheit bei jeder einzelnen Packung garantiert. Zu Berichten in lokalen ­Medien über einen Vorschlag aus dem Universitätsklinikum Rostock machte Pudimat deutlich, dass die dort angedachte Idee, Entlassrezepte elektronisch zu übermitteln, erst in einem sehr frühen Stadium sei.

Neuer Ärger um Ausschreibungen

Als großes Ärgernis sprach Pudimat die Ausschreibungen an. Diese hätten bei der medizinischen Versorgung nichts zu suchen. Denn „freiberufliche Leistungserbringer arbeiten nach Gebührenordnungen für geregelte Honorare, und der Wettbewerb soll sich über die Leistungsqualität abspielen“, so Pudimat. Preisprobleme könnten vertraglich gelöst werden. Dabei habe keine Verhandlungsseite die Macht, den anderen einfach plattzumachen. Stattdessen gebe es jetzt Ausschreibungen nach der gleichen simplen Logik wie im Baugewerbe: „Niedrigster Preis, alles andere spielt keine Rolle. Der Gewinner bekommt alles, die Verlierer nichts“, so Pudimat. Doch anders als im Baugewerbe werde man damit im Gesundheitswesen für Jahre von der Versorgung ausgeschlossen.

Die AOK habe nun in mehreren Bundesländern, darunter Mecklenburg-Vorpommern, onkologische Spezial­rezepturen ausgeschrieben. „Damit ist ein Prozess eingeleitet, der einigen hochspezialisierten Versorgungsapotheken die Existenzgrundlage entziehen wird“, beklagte Pudimat. Vorhandene wohnortnahe qualifizierte Versorgungsstrukturen würden damit unwiederbringlich zerstört. Als Alternative bot Pudimat Landesverträge an, wie sie bei Grippeimpfstoffen gut funktionieren. Als weiteres Problem konstatierte Pudimat bei der Inkontinenzversorgung eine Entwicklung zu Pauschalen, die auch bei wohlwollender Mischkalkulation keine aufzahlungsfreie Vollversorgung mehr ermöglichen. Dennoch erklären einzelne Krankenkassen ihren Versicherten, die Versorgung sei aufzahlungsfrei möglich, empörte sich Pudimat.

Themen der Vorträge bei der Mitgliederversammlung waren insbesondere die Re-Präqualifizierung, das Online-Vertragsportal, das geplante Antikorruptionsgesetz und Entlassrezepte. Auch beim Entlassmanagement zeichnet sich demnach ab, dass die Umsetzung noch dauern wird. Um den nötigen Vertrag abzuschließen, wird voraussichtlich die Schiedsstelle tätig werden müssen.

Satzungsänderung auf dem Weg

Bei den Formalien stand eine geplante Satzungsänderung im Mittelpunkt. Damit sollen die Funktionen der Organe des Verbandes neu geordnet werden. Die feste Vorgabe von Kommissionen soll aus der Satzung gestrichen werden. Außerdem sollen der Vereins­zweck konkretisiert und die Vertragskompetenzen ergänzt werden. Die Satzungsänderung wurde mit großer Mehrheit befürwortet, doch die Zahl der anwesenden Mitglieder verfehlte knapp das nötige Drittel. Daher soll demnächst eine weitere Mitglieder­versammlung einberufen werden, die dann unabhängig von der Zahl der Anwesenden über den vorgelegten Entwurf entscheiden kann. |

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