Gesundheitspolitik

Die Kammer Brandenburg setzt ein Zeichen

ABDA-Mitgliedsbeiträge um die Hälfte gekürzt — Schmidt und Dobbert im Gespräch

BERLIN (ks) | Die Kammerversammlung der Landesapothekerkammer Brandenburg hat am 29. Juni beschlossen, ihren ABDA-Beitrag vorerst um die Hälfte zu kürzen. Damit hat sie formell bestätigt, was die Kammer schon im zweiten Quartal 2016 praktisch vollzogen hat. Der Grund: Die Mitglieder der Kammerversammlung sehen die Interessen der Basis-Apotheker durch ihre Vertretung im Bund nicht ausreichend vertreten. Jens Dobbert, Kammerpräsident in Brandenburg, thematisierte in seinem Bericht anlässlich der Kammerversammlung in Potsdam die ABDA-Politik. „Es gibt nicht viel Gutes aus Berlin zu berichten“, erklärte er. Er führte einige Beispiele an, wo die Berliner Standesvertretung aus seiner Sicht kein gutes Bild abgibt: Angefangen bei der Stellungnahme eines ABDA-Sprechers gegenüber DAZ.online zur Barrierefreiheit. Dass diese die meisten Apotheken bereits 2012 erfüllt hätten, als die neue Apothekenbetriebsordnung in Kraft trat, sieht man in Brandenburg anders.

Oder aber die teure und am Ende vermutlich kaum aussagekräftige PharmCHF-Studie – die 3,6 Millionen Euro, die hierfür geflossen sind, hätten aus Dobberts Sicht klar sinnvoller eingesetzt werden können. Ebenfalls in der Kritik: die Öffentlichkeitsarbeit, die Entscheidung für den Neubau, der Umgang mit Lieferengpässen und die Haltung zu Rezepturen, die die Präsidenten der ABDA und der Bundesapothekerkammer künftig vielleicht nur noch auf „Leuchtturm-Apotheken“ verteilen wollen.

© Kai Felmy

ABDA nicht schwächen

Angesichts dieser Unzufriedenheit wollte die LAK Brandenburg nun ein deutliches Signal nach Berlin senden: Sie beschloss, „den ABDA-Beitrag vorerst um die Hälfte zu kürzen, um eine Interessenvertretung für die Mehrheit der berufstätigen Apotheker zu erreichen“. Vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen gab es. Die Gegenstimmen kamen dabei von Vorstandsmitgliedern des Landesapothekerverbands Brandenburg. Doch die breite Mehrheit stand klar hinter ihrem Präsidenten und dem Vorstand, der sich die Formulierung des Beschlusses zuvor nicht leicht gemacht hatte, wie Mitglieder betonten. Dobbert machte aber auch deutlich: „Wir wollen keine Schwächung der ABDA, sondern eine von allen Mitgliedsorganisationen getragene Vertretung auf Bundesebene und eine effektive Verwendung der Beiträge unserer Mitglieder.“

Schmidt um Lösung bemüht

Einen Tag nach der Beschlussfassung in Potsdam ist die Botschaft in Berlin angekommen – und der Beschluss könnte bereits wackeln. Auf der ABDA-Mitgliederversammlung am 30. Juni trafen Dobbert und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt aufeinander. Nach der Sitzung ließ Schmidt die Fachpresse wissen, man habe „eine Lösung mit den Kollegen aus Brandenburg gefunden, wie wir das Problem im beiderseitigen Interesse aus der Welt schaffen können“. Genauere Details wollte er jedoch nicht verraten.

Dobbert bestätigte gegenüber der AZ, dass man nun Gespräche führen werde und um eine Lösung bemüht sei. Allerdings: Ein Beschluss einer Kammerversammlung lässt sich nicht einfach vom Tisch wischen. „An einen solchen Beschluss ist der Präsident gebunden“, sagt Dobbert. Man kann nun gespannt sein, wie Schmidt es schaffen wird, das Vertrauen der Brandenburger Kammerversammlung, insbesondere ihres Vorstands, wiederzugewinnen. |

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