DAZ aktuell

Krankenkassen schreien nach Politik

Arzneimittelausgaben weiter gestiegen

BERLIN (jz/ks) | Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel sind 2014 erneut angestiegen. Nach Berechnungen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) wurden mit 31,4 Mrd. Euro neun Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr ausgegeben. Als Hauptursache macht der DAV den per Gesetz gesenkten Herstellerabschlag für patentgeschützte Arzneimittel sowie den Einsatz innovativer Medikamente aus.
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Das kostet Die GKV musste 2014 wieder mehr Geld für Arzneimittel ausgeben. Gründe sind aus Sicht des DAV der gesenkte Herstellerabschlag und die Preise innovativer Arzneimittel.

Gegenüber 2013 blieb die Anzahl der auf GKV-Rezept abgegebenen Medikamente (inklusive Hilfsmitteln, Rezep­turen und Nichtarzneimitteln) mit 747 Mio. Euro fast konstant (+ 0,1%). Auch das Apothekenhonorar sei „weitgehend konstant geblieben“, erklärte der DAV-Vorsitzende Fritz Becker. Insgesamt machte das Honorar für die Apotheken im vergangenen Jahr 4,5 Mrd. Euro aus – also rund 16 Prozent der GKV-Arzneimittelausgaben und weniger als drei Prozent der GKV-Gesamtausgaben. Erstmals habe der im August 2013 eingeführte Zuschlag für Notdienste in 2014 eine ganzjährige Wirkung entfaltet.

Der erneute Anstieg bei den Ausgaben ist nach Meinung des DAV keineswegs überraschend: Hatten doch GKV-Spitzenverband und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in ihren Rahmenvorgaben für 2014 bereits einen Anstieg von 7,9 Prozent prognostiziert. Gleichzeitig seien Rekordeinsparungen durch Rabattverträge zu erwarten, die noch nicht in die Rechnung eingeflossen seien und das Jahresergebnis deutlich verbessern würden, so der DAV. Allein in den ersten drei Quartalen 2014 machten sie über 2,2 Mrd. Euro aus.

Innovationen als Kostentreiber

„Die Entscheidung des Gesetzgebers zur Absenkung des Herstellerabschlags auf patentgeschützte Arzneimittel erklärt einen Teil des Ausgabenanstiegs für Arzneimittel“, so Becker. Ein weiterer Faktor seien die Kosten für innovative Medikamente, etwa für Sovaldi® (Sofosbuvir) zur Behandlung von Hepatitis C. Der Zugang zu solchen Arzneimitteln könne für Patienten lebenswichtig sein und die Versorgungsqualität insgesamt verbessern. „Die Frage nach einem angemessenen Preis für diese Präparate wird die Gesundheitspolitik aber sicher weiterhin beschäftigen. Jedes neue Medikament erfordert eine Einzelfallbetrachtung.“

Lage angespannter denn je

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse schlägt angesichts des erneuten Anstiegs einmal mehr Alarm: Die Kosten für Medikamente hätten 2014 einen Höchststand erreicht. Dies sei „besonders eklatant“, weil die Zahl der Rezepte aus öffentlichen Apotheken nur marginal gestiegen sei. „Die Kostentreiber müssen somit an anderer Stelle gesucht werden“, fordert die Kasse. „Die Lage auf dem Arzneimittelmarkt ist angespannter denn je und wird sich weiter verschärfen, wenn seitens der Politik nicht eingegriffen wird“, betont der KKH-Vorstandsvorsitzende Ingo Kailuweit. Kritik übt er vor allem an den ­hohen Preisen von Originalpräparaten: Der „Freifahrtschein“, den Pharmaunternehmen im ersten Jahr haben, ­widerstrebt ihm mächtig – dies müsse sich dringend ändern.

Auch der GKV-Spitzenverband fordert seit Längerem – zuletzt in seinem vor zwei Wochen vorgestellten Positions­papier zur Arzneimittelversorgung –, dass die nach einer frühen Nutzenbewertung verhandelten oder festgesetzten Erstattungsbeträge ab dem ersten Tag des Inverkehrbringens gelten. Perspektivisch müsse geprüft werden, ob schon die Nutzenbewertung neuer Arzneimittel zeitlich vor den Markteintritt gelegt wird – dies wäre die insbeson­dere von den Arzneimittelherstellern strikt abgelehnte vierte Hürde. |

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