Arzneimittel und Therapie

Wie funktioniert eigentlich ... ein Selbsttest auf Eisenmangel?

Die molekularen Grundlagen im Überblick


Fehlt dem Körper Eisen, fühlt sich der Betroffene häufig erschöpft, vergesslich oder gereizt. Auch kann er an Kopfschmerzen oder Haarausfall leiden. Allerdings können diese unspezifischen Symptome auch ­Zeichen einer anderen Erkrankung sein. Mit einem Selbsttest lässt sich schnell klären, ob ein ­Eisenmangel besteht.


Neben seiner bekannten Funktion als Sauerstofftransporter im Hämoglobin der Erythrozyten ist Eisen als Kofaktor unverzichtbar für verschiedene Stoffwechselvorgänge, etwa die Zell­atmung oder den Zitronensäurezyklus. Darüber hinaus ist Eisen Bestandteil der sauerstoffbindenden Hämgruppe des Myoglobins von Herz- und Skelettmuskelzellen.

Eisenmangel

Solange der Körper seine Eisenreserven abbaut, bleibt der Blutfarbstoff Hämoglobin noch im Normbereich, allerdings können eisenabhängige Stoffwechselvorgänge beeinträchtigt sein. Sind die Depots aufgebraucht, greift der Körper auf das im Blut befindliche Eisen zurück, und der Hb-Wert beginnt abzufallen – es kommt zur Eisenmangelanämie. Bei bestimmten, in der Regel nicht sehr spezifischen Verdachtsmomenten (s. Kasten), kann der Betroffene einen Selbsttest auf Eisenmangel durchführen.

Leider unspezifisch

Anzeichen und Beschwerden, die auf einen Eisenmangel ­hinweisen können:

  • Blasse Haut und Schleimhäute
  • Ermüdbarkeit, Leistungsrückgang
  • Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Nervosität, innere Unruhe
  • Kältegefühl
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Dyspnoe
  • Haarausfall, brüchige Nägel

Ferritin als Messparameter

Den Serumeisenspiegel zu messen hat allerdings wenig Aussagekraft, da dieser Wert normalen Schwankungen unterliegt, nicht zuletzt aufgrund der täglichen Nahrungszufuhr. So behindern etwa die Oxalsäure im Spinat, die Phytinsäure in Reis und Getreide sowie die Tannine in Kaffee und Schwarztee die Eisenaufnahme.

Auch die Bestimmung des Hb-Wertes sagt wenig über den Füllungszustand der Eisenspeicher aus. Das Speichereisen kann bereits erniedrigt sein, während sich der Hb-Wert noch im Normbereich befindet.

Foto: Stada Diagnostics

Anhand von Strichen lässt sich das Ergebnis ablesen und ob der Test gültig war.

Daher beruht der Eisenselbsttest auf der Bestimmung der Ferritinkonzentration im Blut, die eine hohe Korrelation zum Gesamtspeichereisen des Körpers zeigt. Ferritin ist das wichtigste Eisenspeicherprotein des Organismus, welches sich prinzipiell im Zytoplasma jeder Zelle befindet und in welches das Eisen als dreiwertiges Ion rever­sibel eingelagert wird. Primäre Eisenspeicherorgane sind Leber, Milz, Darmschleimhaut und Knochenmark, die speziellen Speicherzellen sind primär Makrophagen des sog. retikulohistiozytären Systems (RHS). Ein Eisenmangel ist die einzige Ursache für erniedrigte Ferritinwerte, was im Normalfall mit einer sehr hohen Spezifität des Tests einhergeht.

Testprinzip

Zuerst wird die mittels einer Sicherheitslanzette aus der seitlichen Fingerbeere entnommene Blutprobe (Mindestmenge 50 Mikroliter) in die Probevertiefung der Testkassette eingebracht, dann werden 4 bis 5 Tropfen des Verdünnungsmittels dazugegeben. Nach etwa 10 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden. Es handelt sich um einen qualitativen immunchromatographischen Test, der nach dem Lateral-Flow-Immunoassay-Prinzip funktioniert.

  • Nach dem Auftragen fließt die Blutprobe durch ein absorbierendes Pad, in dem sich Protein A mit einem monoklonalen Antikörper befindet – gekoppelt an kolloidales Gold, das als Farbstoff die spätere Reaktion sichtbar macht. Diese Konjugatmoleküle binden an die in der Probe vorhandenen Ferritinmoleküle und bilden einen Komplex.
  • Beim Weiterwandern bindet dieser Komplex – sofern Ferritin in einer Konzentration über 20 ng/ml vorhanden ist – im Testlinienbereich (T) an die auf der Membran fixierten spezifischen Antikörper und bildet dort eine rosa- bis rotfarbige Bande.
  • Im Testlinienbereich nicht gebundene Komplexe wandern weiter auf der Membran und binden auf der Kontrolllinie (C) an die dort fixierten Reagenzien (anti-Protein-A polyklonale IgG-Antikörper) und bilden dort ebenfalls eine rosa- bis rotfarbige Bande. Geschieht Letzteres nicht, muss der Test als ungültig verworfen werden.

Testergebnis

Ein positives Testergebnis – einer Ferritinkonzentration von unter 20 ng/ml entsprechend – ist als Anhaltspunkt für einen Eisenmangel zu werten. Hier sollte eine weitere ärztliche Abklärung empfohlen werden. Nach derzeitiger Expertenmeinung spricht ein Ferritinspiegel von 15 bis 30 ng/ml für leere oder zumindest knappe Eisenspeicher, erst bei Werten ab 50 ng/ml gilt die Eisenreserve als genügend.

Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Ferritin ein sog. Akute-Phase-Protein ist. Bei akuten und chronischen Infekten sowie bei Autoimmun­erkrankungen besteht die Gefahr, ­einen im Vergleich zum tatsächlichen Eisenspeicher einen zu hohen Ferritinwert zu messen. |

Clemens Bilharz

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