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Apotheke und Markt
Früherkennung beginnt bei den Füßen
Aktuelle Daten der Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“
Die Häufigkeit von Diabetes und seiner Folgeerkrankungen besitzt eine gesundheitspolitische Dimension, erklärte Dietrich Monstadt, Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestages. Diese erfordere eine Strategie, „weg von der Verwaltung der Erkrankung hin zu einem nachhaltigen Präventionskonzept“. Die Aufklärung in Kitas und Schulen und die ressortübergreifende Umsetzung der Maßnahmen zur Diabetesbekämpfung sei entscheidend z. B. in den Bereichen Schulsport, Ernährung und Verbraucherschutz.
Bei der Entstehung der Neuropathie spielen neben der Grunderkrankung Sauerstoffradikale und glykierte Proteine eine Rolle, auch der Lebensstil und das Alter, berichtete Professor Karlheinz Reiners aus Würzburg. Therapeutisch erprobt sei das 3-Säulen-Schema, das die Stoffwechseloptimierung und Blockierung pathologischer Stoffwechselwege mit einer leitlinienorientierten Schmerztherapie vereinige. Für den geregelten Abbau von Glucose ist Vitamin B1 notwendig, das beim Diabetiker jedoch mit dem Urin verloren geht. Die Gabe des fettlöslichen und gut resorbierbaren B1-Derivates Benfotiamin blockiert krankheitsauslösende Abbauwege und zeigte in klinischen Studien die beste Wirkung auf das Symptom „Schmerz“.
Zum klinischen Polyneuropathie-Screening beim Diabetiker gehört die jährliche Fußuntersuchung. Hautbeschaffenheit und Nagelbett werden inspiziert und die Füße auf Deformitäten geprüft. Durch einfache Palpation des Fußpulses, Kalt-Warm-Unterscheidung sowie Testung des Berührungs- und Vibrationsempfindens würden Methoden der „Barfußmedizin“ die Diagnose stützen, so Professor Kristian Rett aus Frankfurt.
Professor Oliver Schnell, Kurator der deutschen Diabetes Stiftung, berichtete über die bundesweite Informationstour, die in zwei Jahren 1017 podologische Fuß-Checks durchgeführt hatte. Bei gut jedem Zweiten zeigte sich ein Verdacht auf eine Neuropathie. Bei bekanntem Typ-2-Diabetes ergaben sich bei mehr als der Hälfte der Untersuchten Hinweise auf eine beginnende oder klinisch manifeste Neuropathie. Etwa jeder vierte Untersuchte ohne bekannten Diabetes zeigte sogar Anzeichen einer moderaten oder schweren Neuropathie. Aus den Ergebnissen konnte nicht nur eine Korrelation zwischen dem Fußpuls und der Polyneuropathie abgeleitet werden, sondern auch zwischen dem HbA1c-Wert und der Folgeerkrankung. So wurde bei 30 Prozent der Untersuchten mit nicht bekanntem Diabetes anhand des auffälligen HbA1c-Wertes ein Prädiabetes festgestellt. Wie sich aus anfänglichen Sensibilitätsstörungen ein diabetisches Fußsyndrom entwickeln kann, berichtete Profesor Ralf Lobmann, Sprecher der AG Fuß der DDG. Die Neuropathie wirke dabei als „wundheilungsstörender Faktor“, der letztendlich zu neuropathischen Ulcera führe. Wie die Daten der AG Fuß zeigten, konnten mit einer fächerübergreifenden Versorgung in speziellen Zentren deutlich bessere Heilungsraten und niedrigere Amputationsraten erreicht werden.
Die „therapeutische Herausforderung“ neuropathischer Schmerz werde zwar leitliniengerecht behandelt, so Professor Dan Ziegler vom Deutschen Diabetes Zentrum Düsseldorf. Auffällig sei aber, dass die „number needed to treat“ (NNT) – die Anzahl der insgesamt zu behandelnden Patienten, um bei einem Patienten das Behandlungsziel zu erreichen – für die pharmakologische Schmerztherapie bei sechs bis zehn liege, während die Behandlung mit Benfotiamin eine NNT von 3,4 aufweise – was die unzulängliche Wirksamkeit der pharmakologischen Therapie bestätige.
Quelle: Pressekonferenz der Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ der Deutschen Diabetes Stiftung und Wörwag Pharma am 13.05.2015 in Berlin
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