Die Seite 3

Eine Frage des Geldes

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

„Wir sitzen in der Falle!“ So hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt die Lage der Apotheker in Sachen Honoraranpassung und Honorarforderungen für neue Leistungen beschrieben und ungewohnt offen die bittere Wahrheit ausgesprochen, dass man in Sachen Honorar vollständig vom Wohlwollen der Politik abhängig ist. Aus dieser Falle möchte Schmidt raus (s. S. 11). Deshalb räumt er der Reformierung des Honorarsystems höchste Priorität ein. Denn eines ist klar: wenn Apotheker mit Medikations­analyse und Medikationsmanagement die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern sollen, dann ist das Zeit- und Personal-intensiv und nicht innerhalb bestehender Vergütungsstrukturen zu leisten. Folgende Punkte hat Schmidt in diesem Zusammenhang auf die Agenda gesetzt: die apothekerlichen Leistungen und die dafür angemessenen Vergütungen sollen klar definiert und eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Honorierung gesetzlich geregelt werden.

Nun ist aus Apothekerkreisen immer wieder zu hören, dass schon jetzt qualifiziertes Personal an allen Ecken und Enden fehle. Wie sollen dann noch neue Dienstleistungen wie Medikationsanalyse und Medikationsmanagement zu bewältigen sein? Ein auf den ersten Blick sehr berechtigter Einwand. Doch das Personalproblem wird sich nicht lösen lassen, wenn man auf neue Dienstleistungen verzichtet. Im Gegenteil, ein Verzicht würde das Problem verschärfen. Denn das Ringen um ausreichend qualifiziertes Personal beginnt schon heute mit dem Ringen um Abiturienten, die sich zunehmend einfacher Studiengänge mit den attraktivsten Berufsaussichten und den besten Verdienstmöglichkeiten aussuchen können. Entscheidet sich ein Abiturient für das Pharmaziestudium, lockt am Ende die Industrie mit Gehältern, von denen ein angestellter Approbierter nur träumen kann. Den möglicherweise lukrativeren Weg in die Selbstständigkeit wird sich zudem manch einer nicht zuletzt vor dem Hintergrund zunehmenden Personalmangels zweimal überlegen. Und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

Der Apothekerberuf kann also nur zukunftssicher gemacht werden, wenn es gelingt, die beruflichen Perspektiven und die Verdienstmöglichkeiten so attraktiv zu gestalten, dass sie mit konkurrierenden akademischen Berufen mithalten können. Es wäre allerdings eine Illusion zu glauben, dass die Politik und die gesetzlichen Krankenkassen bereit sind, für das derzeitige Leistungsspektrum tiefer in die Tasche zu greifen. Mehr Geld wird es nur für neue, sinnvolle Dienstleistungen geben, so beispielsweise für die Versorgung einer immer älter werdenden Gesellschaft. Medikationsanalyse und Medikationsmanagement sind dafür prädestiniert.

Das Perspektivpapier 2030 mit seiner Fokussierung auf eine patientenorientierte klinische Pharmazie hat den Weg vorgegeben. Nur wenn es gelingt, das Studium neu auszurichten, Medikationsanalyse und Medikationsmanagement als interdisziplinäre Dienstleistungen zu etablieren und ein zukunftsfestes Honorarsystem zu entwickeln, hat der Apothekerberuf eine Perspektive. Das ist, wie so oft, auch und vor allem eine Frage des Geldes. Wenn der Apothekerberuf im Wettstreit mit anderen Berufen auf der Strecke bleibt, dann sind auch alle hochgesteckten Ziele der Politik in Sachen Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit nicht zu erreichen. Denn hierzu bedarf es der Zusammenarbeit von ausreichend qualifizierten Apothekern mit den anderen Heilberufen.

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