Prisma

Mit Ultraschall gegen Alzheimer?

Nicht-medikamentöser Abbau von β-Amyloid-Plaques

cae | Alzheimer-Forscher in Australien haben bei Mäusen die neuronalen Plaques nicht-invasiv und nicht-medikamentös großenteils entfernt: durch Ultraschall. Die Methode ist allerdings noch nicht beim Menschen erprobt und darf bis auf ­Weiteres nicht angewandt werden.

Der Forschungsleiter Jürgen Götz in Brisbane, der früher an der Universität Zürich tätig war, und sein Doktorand Gerhard Leinenga haben gentechnisch veränderte Mäuse, die die Symptomatik von Alzheimer-Patienten aufwiesen, wiederholt mit fokussiertem Ultraschall (scanning ultrasound, SUS) behandelt. Zuvor hatten sie ihnen relativ stabile Gasbläschen injiziert, die in den Blutgefäßen durch die SUS-Impulse zur Vibration gebracht wurden und auf rein mechanische Weise die Blut-Hirn-Schranke für einige Stunden durchlässig machten; auf diese Weise konnten Faktoren des Immunsystems im Gehirn wirksam werden und „Abfallstoffe“ aus dem Gehirn abtransportiert werden. Zudem regte das SUS auf bisher unbekannte Weise die Aktivität der Mikrogliazellen im Hirn an, die dort die Funktion von Makrophagen einnehmen. Diese Behandlung erfolgte fünfmal in sechs Wochen, während ­eine Kontrollgruppe der Mäuse eine Scheintherapie erhielt.

In der Verum-Gruppe bauten die ­Mikrogliazellen 50 bis 75 Prozent der β-Amyloid-Plaques auf den Neuronen ab, wie histologische Schnitte durch das Hirn der behandelten Mäuse zeigten. Zudem konnte mithilfe eines fluoreszierenden Markers und eines Spinning-Disk-Mikroskops nachgewiesen werden, dass sich die Bestandteile der verschwundenen Plaques in den Lysosomen der Mikrogliazellen befanden. Die nicht sezierten Mäuse nahmen an drei verschiedenartigen Hirnleistungstests teil und bewiesen, dass sie sich bezüglich Erkenntnis- und Merkfähigkeit kaum noch von Wildtyp-Mäusen unterschieden.

Götz warnt allerdings vor optimistischen Schlussfolgerungen, denn die β-Amyloid-Plaques des Menschen sind stärker miteinander vernetzt als bei Mäusen, setzen also den Mikroglia­zellen mehr Widerstand entgegen. ­Zudem dürfte die SUS-Behandlung wahrscheinlich keinen Einfluss auf die hyperphosphorylierten Tau-Protein-Aggregate in Nerven- und Gliazellen haben, die ebenfalls an der Pathogenese von Alzheimer beteiligt sind. Ferner ist nicht vorherzusehen, ob SUS beim Menschen Gewebe schädigt (was bei den Mäusen nicht der Fall ist). Um Erfahrungen mit größeren Säugetieren zu machen, plant Götz als Nächstes ­einen Test mit Schafen. |

Quelle: Leinenga G, Götz J. Scanning ultrasound removes amyloid-β and restores memory in an Alzheimer’s disease mouse model. Sci Transl Med 2015;7:278ra33

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