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Arzneimittel und Therapie
Nasale Impfung doch geeignet
Kein Problem für Hühnereiweiß-Allergiker
Eine Influenza-Impfung enthält in der Regel Hühnereiweiß, weil das Impfvirus in Hühnereiern kultiviert wird. In den vergangenen Jahren kamen jedoch intramuskuläre Influenza-Impfungen auf den Markt, die kaum oder kein Hühnereiweiß enthalten. Diese sind bei Hühnereiweiß-Allergie nicht kontraindiziert.
Mit Fluenz® kam 2010 in Deutschland der erste trivalente attenuierte Influenza-Lebendimpfstoff (live attenuated influenza vaccine, LAIV) auf den Markt, welcher durch Einsprühen in die Nase appliziert wird. Die ständige Impfkommission empfiehlt die jährliche Influenza-Impfung für Kinder und Jugendliche mit einer erhöhten Gesundheitsgefährdung infolge einer Grunderkrankung. Bei Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren sollte der LAIV bevorzugt werden, da man sich durch die nasale Gabe eine bessere Akzeptanz bei den Kindern verspricht. In Großbritannien wird seit 2013 allen Kindern eine jährliche Influenza-Impfung – bevorzugt mit dem LAIV – empfohlen. Dieser Impfstoff ist allerdings für Kinder mit Hühnereiweiß-Allergie kontraindiziert.
In einer britischen Studie wurde in der Influenza-Saison 2013/2014 die Sicherheit des LAIV bei Kindern mit Hühnereiweiß-Allergie untersucht. An der Studie nahmen 282 Kinder teil, welche im Median 4,9 Jahre alt waren. Je nachdem, ob die Kinder bereits gegen Influenza vorgeimpft waren, erhielten diese ein bis zwei Impfdosen. Insgesamt wurden 433 Studienteilnehmer mit dem nasalen Influenza-Impfstoff geimpft. Die Impfung wurde in Allergiezentren von Kliniken durchgeführt. Anschließend wurden die Kinder eine Stunde auf allergische Symptome nachbeobachtet. Nach mindestens 72 Stunden wurde zusätzlich telefonisch abgeklärt, ob es zu verzögerten allergischen Reaktionen kam. Bei 51% der Kinder war in den zwölf Monaten vor der Impfung eine allergische Reaktion auf Hühnereiweiß aufgetreten. Die weiteren 49% galten als sensibilisiert, ohne dass es in den zwölf Monaten vor der Impfung zu einer allergischen Reaktion auf Hühnereiweiß gekommen war.
Insgesamt kam es bei 14 Kindern innerhalb von zwei Stunden nach der nasalen Influenza-Impfung zu einer Nebenwirkung. Das heißt, bei 3,2% der verabreichten Impfdosen trat eine Nebenwirkung auf. Von diesen konnten acht Ereignisse mit einer IgE-vermittelten allergischen Reaktion in Zusammenhang gebracht werden. Die Reaktionen waren jedoch mild (Rhinitis, lokale Urtikaria, gastrointestinale Beschwerden) und selbstlimitierend. Sie traten innerhalb von 30 Minuten nach der Impfung auf. Insgesamt kam es außerdem bei 91 Kindern zu einer verzögerten Impfreaktion (innerhalb von zwei bis 72 Stunden nach der Impfung). Dabei wurden vor allem respiratorische Symptome beobachtet, die jedoch in keinem Fall zu einer Krankenhauseinweisung führten.
Die Rate milder allergischer Reaktionen war mit 2,1% höher als bisher berichtet (0,02%). Schwere Nebenwirkungen traten jedoch nicht auf. Dies ist auch damit erklärbar, dass der Hühnereiweiß-Gehalt bei LAIV maximal 1,2 mg/ml betragen darf und somit rund zehnfach niedriger sein muss als die nasal applizierte Hühnereiweiß-Menge, welche bei einer Allergie lokale Symptome hervorrufen würde. Folglich kann die nasale Impfung mit dem LAIV eine sichere Alternative für Kinder mit Hühnereiweiß-Allergie darstellen. |
Quelle
Turner PJ, Southern J. et al. Safety of live attenuated influenza vaccine in atopic children with egg allergy. J Allergy Clin Immunol 2015; doi: 10.1016/j.jaci.2014.12.1925. [Epub ahead of print]
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