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INTERPHARM 2015 – Osteoporose
Komplexe Anwendung und mangelnde Adhärenz
Wie Apotheker zu einer besseren Osteoporose-Therapie beitragen können
Zu den Besonderheiten der Osteoporose-Therapie zählen die Anwendungshinweise, die bei den standardmäßig eingesetzten Arzneimitteln zum Teil sehr komplex sind. So müssen die oralen Bisphosphonate nüchtern, mit einem vollen (!) Glas Leitungswasser und in aufrechter Position eingenommen werden. Andere Getränke sind nicht geeignet. So senkt zum Beispiel Orangensaft die Bioverfügbarkeit von Alendronsäure um bis zu 60%. Auch nach der Einnahme muss der Patient vorerst nüchtern bleiben und darf sich nicht hinlegen. Die Beachtung dieser Anwendungshinweise minimiert das Risiko für die Entstehung eines oesophagealen Ulcus. Diese Nebenwirkung der oralen Bisphosphonat-Therapie ist äußerst schmerzhaft. Häufig auftretende Symptome sind Schmerzen hinter dem Brustbein sowie bei Nahrungsaufnahme. Eine weitere relevante Nebenwirkung der Bisphosphonate sowie des Antikörpers Denosumab ist die Kieferosteonekrose, die zwar selten auftritt, dann aber schwerwiegend ist. Die Patienten sollten darüber aufgeklärt werden, dass der Nutzen der Arzneimittel für die Knochen das Risiko dieser Nebenwirkung um ein Vielfaches übersteigt und durch regelmäßige Besuche beim Zahnarzt sowie eine gute Mundhygiene minimiert werden kann.
Auch Interaktionen spielen eine wichtige Rolle in der Beratung. Sie sind aber überschaubar und den Patienten relativ leicht zu vermitteln. Bei den Bisphosphonaten muss unbedingt auf einen zeitlichen Abstand zur Einnahme mehrwertiger Kationen geachtet werden. Andernfalls wird die ohnehin schon sehr niedrige Bioverfügbarkeit nochmals drastisch gesenkt. Unter einer Therapie mit Strontiumranelat sollten Tetracycline und Fluorchinolone vermieden werden, da die beiden Substanzen ebenfalls mit polyvalenten Kationen interagieren. Ist ein Ausweichen auf ein anderes Antibiotikum nicht möglich, kann die Therapie mit Strontiumranelat für die Zeit der Antibiotikagabe unterbrochen werden, so Dr. Stahl. Auf CYP-Interaktionen muss in der Osteoporose-Therapie hingegen nicht geachtet werden. Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen einerseits durch Arzneistoffe, die das Sturzrisiko fördern wie Sedativa und Neuroleptika, andererseits durch Arzneistoffe, die das Frakturrisiko erhöhen wie Protonenpumpeninhibitoren oder orale Glucocorticoide in der Dauertherapie.
Schmerzen oft unterschätzt
Oft unterschätzt und damit nicht adäquat behandelt würden bei Osteoporose-Patienten chronische Knochenschmerzen. Die Gefahr, dass der Patient sich nicht ausreichend bewegt, steigt und damit auch die Gefahr eines noch schnelleren Knochenabbaus, einer Verschlechterung der Erkrankung und einer verminderten Lebensqualität. Die Schmerzbehandlung kann eine Aufgabe für Schmerzambulanzen sein. Bei Frakturschmerz werden zunächst Paracetamol, Metamizol und NSAR empfohlen. Reicht das nicht aus, kommen Opioide zum Einsatz. Unter Opioid-Therapie muss jedoch damit gerechnet werden, dass die Sturz- und damit die Frakturrate steigt. Den unter Schmerzen leidenden Patienten sollte empfohlen werden, ein Schmerztagebuch zu führen.
Dr. Stahl appellierte an die Apotheker, die Chance wahrzunehmen, durch gezielte Beratung die Adhärenz bei Osteoporose-Patienten zu verbessern. Studien zeigen, dass die Gefahr des Therapieabbruchs bei Bisphosphonaten innerhalb der ersten drei Monate am größten ist und dass jeder zweite Patient die Therapie innerhalb eines Jahres vorzeitig beendet. Die mangelnde Adhärenz sei, so Stahl, vor allem damit zu erklären, dass die Patienten die positive Wirkung der Arzneimittel auf die Erkrankung nicht spüren, die Nebenwirkungen hingegen schon. Deshalb sollte bei der Osteoporose-Beratung neben den besonderen Einnahmehinweisen in jedem Fall proaktiv der Nutzen der Osteoporose-Therapie in den Vordergrund gestellt werden. |
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