Management

Buy local – alles gibt’s vor Ort

Warum sich Apotheken buy local anschließen sollten

Die Initiative buy local setzt sich für das regionale Einkaufen vor Ort ein. Sinn und Zweck von buy local ist es, die Interessen der Einzelhandels- und Handwerksunternehmen, die sich durch Kettenunternehmen und monopolartig agierende Internetversender zunehmend unter Druck gesetzt fühlen, vor Ort und in der Region zu fördern. Mit gezielten Aktivitäten möchte die Initiative den Verbrauchern zeigen, warum es ihnen zugutekommt, wenn sie ihre Fachgeschäfte vor Ort unterstützen. Wir sprachen mit Ilona Schönle, Geschäftsführerin von buy local, und Apotheker Andreas Pfleger, Apotheke Sauter in ­Singen, der sich mit großem Engagement für buy local einsetzt.

AZ: Herr Pfleger, könnten Sie es kurz auf den Punkt bringen: Wofür steht buy local?

Pfleger: Kurz zusammengefasst: buy local ist eine bundesweite Imagekampagne für inhabergeführte Geschäfte. Es geht darum, der Bevölkerung zu zeigen: Wenn man in diesen Geschäften einkauft, unterstützt man die regionalen Strukturen. Über die Steuern, die von diesen Geschäften entrichtet werden, fördert man, was auf diesem Weg finanziert wird, zum Beispiel soziale Einrichtungen, Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser, Sport- und Kulturstätten. Außerdem schaffen mittelständische ­Unternehmen Ausbildungsplätze. Der Kunde soll wissen: Wenn er in buy local-Geschäften einkauft, bleibt das Geld in der Region.

Schönle: Dem Kunden soll vermittelt werden: Wenn er die Infrastruktur seiner Umgebung erhält und fördert, unterstützt er sein ­Lebensumfeld und letzten Endes sich selbst.

Pfleger: Städte, die inhabergeführte Geschäfte haben, sind auch für Touristen, die eine Stadt besuchen, interessant. Man hebt sich ab von Innenstädten, die durch die immer selben Kettengeschäfte gleich aussehen und austauschbar geworden sind. In solchen Städten verschwinden nach und nach die ­kleinen Läden, z. B. der Buchhandel, der Schreibwarenladen. Die Folge davon ist ein zunehmender Leerstand und eine Verödung der Innenstädte.

Das buy-local-Leitbild

  • Die Inhaber engagieren sich gesellschaftspolitisch, sozial oder kulturell in ihrer Region.
  • buy local-Betriebe garantieren faire Arbeitsbedingungen und bieten idealerweise auch Ausbildungsplätze an.
  • Die Mitarbeiter der buy-local-Mitgliedsbetriebe sind fachlich geschult, service­orientiert, freundlich und bieten exzellenten Service.

Neben zahlreichen Förderpartnern unterstützen auch „Der Mittelstandsverbund“ (ZGV), die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der Landesapothekerverband Baden-Württemberg die buy local-Initiative.

AZ: Wendet sich buy local damit gegen das Internet, gegen den Versandhandel?

Schönle: Nein, buy local wendet sich nicht generell gegen den Internetversandhandel. Die buy-­local-Bewegung hat nichts gegen das Einkaufen im Internet, aber der Verbraucher sollte soweit möglich in den Online-Shops regionaler Läden einkaufen.

Pfleger: Es ist sogar ausdrücklich gewünscht, dass die inhabergeführten Geschäfte im Internet vertreten sind, sich mit einer Internetseite präsentieren, auch mit einem Webshop. Der Kunde soll beim regionalen Händler die Vorteile haben, rund um die Uhr einkaufen zu können, sich die Ware nach Hause schicken zu lassen oder sie persönlich im Laden abzuholen. Hier möchte buy local das Gegengewicht sein zu den großen Monopolisten wie Amazon & Co. und dem Kunden deutlich machen: Einkaufen ist mehr als nur Warenbeschaffung und auch die Händler vor Ort, insbesondere diejenigen, die sich bei der Qualitätsoffensive buy local engagieren, bieten tollen Service und vielfältige Einkaufs­erlebnisse. Und das Beste: Dein Geld bleibt, wo Du lebst.

Schönle: buy local legt aber Wert darauf: Reine Online-Händler können nicht Mitglied bei buy local werden, nur in Verbindung mit ­einem stationären lokalen oder regionalen Ladengeschäft. buy local bietet im Übrigen für Fachgeschäfte, die noch nicht im Internet vertreten sind, eine Webpräsenz über buylocal.de an. Auf der buy-local-Seite kann der Kunde regionale Händler, nach Branche und Postleitzahl geordnet, suchen, die sich im Zusammenhang mit buy local für ihre Region starkmachen. Mittlerweile hat buy local schon über 20 Branchen im Portfolio, mit dabei sind z. B. vor allem Buchhandlungen, Apotheken, Optikfachgeschäfte, Mode- und Sport­geschäfte. Unter den Handwerksbetrieben haben sich vor allem ­Bäcker der buy-local-Bewegung angeschlossen, außerdem Heizungs- und Sanitärbetriebe.

Foto: AZ/diz

Buy-local-Geschäftsführerin Ilona Schönle und Apotheker Andreas Pfleger sind davon überzeugt, dass sich Apotheker der Initiative buy local anschließen sollten: Sie stärken dadurch das Einkaufen vor Ort, in der Region. Davon können Apotheken nur profitieren.

AZ: Herr Pfleger, wie wurden Sie auf buy local aufmerksam?

Pfleger: Ich erfuhr auf einer Informationsveranstaltung in einer Buchhandlung von der buy-local-Idee. Sie überzeugte mich sofort. Deshalb habe ich den Gedanken von buy local gleich aufgenommen. Und als man mich fragte, ob ich das Amt des Schatzmeisters übernehmen wolle, habe ich zugesagt. Nach meiner Meinung spiegeln sich bei buy local alle Kriterien wider, die eine Apotheke als ­inhabergeführtes Fachgeschäft ausmachen. Apotheken sollten ein ureigenes Interesse daran haben, die Strukturen ihrer Stadt, ihres Ortes, ihrer Region zu erhalten. Wenn die Geschäfte einer Stadt sterben und die Region verödet, dann geht auch der Apotheke die Kundschaft verloren.

Natürlich haben wir als Apotheke schon früher soziale Einrichtungen in unserer Stadt unterstützt, beispielsweise eine Tombola der Altenpflege, aber jetzt machen wir dies unter dem Label von buy local, angereichert mit Argumenten, damit der Bürger sieht: Wir setzen uns für die Region ein und vor allem können wir unseren Beratungs-und Servicegedanken im Geschäft vor Ort auf diese Art und Weise noch einmal nach vorne stellen.

AZ: Wenn ich mich als Einzelhandelsgeschäft entschließe, bei buy local Mitglied zu werden: Was ­kostet dies und was bekomme ich dafür? Was bietet mir die Mitgliedschaft?

Pfleger: Man erhält ein Zertifikat, das Gütesiegel mit dem Eichhörnchen und die Nutzungsrechte an der geschützten Marke. Viel wichtiger allerdings ist die Außendarstellung: Ich bin Mitglied in einem Verein, der dem Kunden mitteilt: Hier handelt es sich um ein Einzelhandelsgeschäft, das durch vielfältige Maßnahmen zum Erhalt der Wertschöpfung in einer Region beiträgt und damit die Lebens­qualität aller Bürger direkt positiv beeinflusst. Buy local sorgt dafür, dass dies über Marketing- und Presseaktivitäten bekannt gemacht wird – bundesweit. Das signalisiert dem Kunden auch beim Besuch einer anderen Stadt, einer anderen Region: Das ist ein Fachgeschäft vor Ort, das sich für die Region, für ein lebenswertes Umfeld einsetzt. Und dies alles für ­einen Mitgliedsbeitrag von nur 120 Euro im Jahr.

Schönle: Als eingetragener Verein ist buy local nicht darauf aus, Gewinne zu machen, er hat keinen Selbstzweck. buy local ist allein dafür da, die Vielfalt vor Ort zu ­erhalten, die regionale Kaufkraft zu binden, die Identifizierung der Bürger mit ihrer Stadt und Region zu stärken – das ist Sinn und Zweck von buy local.

Sympathieträger für buy local ist das Logo mit dem Eichhörnchen.

AZ: Aber die Bevölkerung muss wissen, was das Logo des Eichhörnchens bedeutet …

Schönle: Richtig, deshalb machen wir in der buy-local-Zentrale bundesweit die Öffentlichkeitsarbeit, die sich dann in den Geschäften vor Ort fortsetzen muss. Nur das Gütesiegel an die Tür zu kleben, ist zu wenig. Das Mitglied sollte selbst aktiv werden, die Themen aufgreifen, die Bevölkerung informieren und die Verbraucher dafür sensibilisieren, dass es gut ist, im Fachgeschäft vor Ort einzukaufen. Dafür bieten wir Leitfäden, Vor­lagen und Ideen.

AZ: Wäre hierzulande ein deutscher Name für buy local besser gewesen?

Pfleger: Die buy-local-Bewegung in Deutschland ist noch relativ jung. Sie kommt aus Amerika und wurde 2012 von deutschen Buchhändlern übernommen. Auch wenn einige lieber einen deutschen Namen oder ein deutsches Motto, etwa „Kauf vor Ort“ oder „Erlebe deine Stadt“ gehabt hätten, so hat man sich doch mehrheitlich dazu entschlossen, den eingeführten Namen beizubehalten. Die Internationalität des Namens buy local spricht dafür, ihn beizubehalten, vor allem mit Blick auf die zu sensibilisierende junge Käuferschaft.

Schönle: Junge Menschen, die wir ja vorrangig überzeugen möchten, wieder mehr in den Läden ihrer Stadt einzukaufen, sind an solche Anglizismen gewöhnt und reagieren positiv darauf. Hinzu kommt, dass viele gängige Übersetzungen wie „Kauf hier“ oder „Kauf ­local“ bereits von Online-Platt­formen genutzt werden. Mit Schnäppchen-Plattformen soll buy local nicht in Verbindung ­gebracht werden.

AZ: Konkret nachgefragt: Wie ­leben Sie in Ihrer Apotheke buy ­local, wie kommunizieren Sie ­diese Bewegung?

Pfleger: Zum einen über den Logo-Aufkleber an der Tür. Wir drucken das Logo auf alle unsere Geschäfts- und Briefpapiere. Und wir haben das Logo mit dem Eichhörnchen auf unsere Homepage genommen. Hier vor Ort in Singen haben alle buy-local-Händler einen Flyer aufgelegt, der den Kunden kurz zusammengefasst erläutert, was buy local bedeutet und warum es sich lohnt, diese Geschäfte zu unterstützen. Anfang März veranstalteten wir einen buy-local-Tag. Alle teilnehmenden buy-local-Händler gaben Info- und Werbematerial für buy local ab. Und alle buy-local-Geschäfte des Orts hängten ein Plakat in ihr Fenster, das auf die übrigen teilnehmenden buy-local-Geschäfte aufmerksam machte.

Schönle: Was man noch erwähnen sollte: buy local ist kein Verein für Geschäfte und Branchen, die ums Überleben kämpfen. buy local versteht sich als Bewegung für die Platzhirsche am Ort, für die Besten und die Aktiven.

AZ: Wie viele Betriebe haben sich bereits der Bewegung angeschlossen? Was ist Ihr Ziel?

Schönle: buy local gehört heute schon zu den bekanntesten Initiativen für den regionalen Fachhandel und für das Handwerk. Derzeit haben sich knapp 600 mittelständische Unternehmen entschieden, dabei zu sein. Unser Ziel ist es, bis 2020 ein Netzwerk von mindestens 5000 Mitgliedsunternehmen aufzubauen.

Über buy local

buy local, die Qualitätsoffensive inhabergeführter Fachgeschäfte, kommt aus den USA. Drei Buchhändler haben sie 2012 nach Deutschland geholt. Wer Mitglied bei buy local sein möchte, muss bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, so z. B. ein inhabergeführter Betrieb sein, er soll sich vor Ort gesellschaftlich, sozial oder kulturell engagieren, faire Arbeitsbedingungen und idealerweise Ausbildungsplätze bieten, seine Dienstleistungen, Produkte und Ausstattungen, soweit möglich, lokal beziehen. Er sollte auch eine Online-Plattform bieten, auf der ebenso wie im Ladengeschäft das buy-local-Logo gezeigt wird. Die Mitarbeiter sollten in der Kundenberatung fachlich geschult sein. Und: Der Betrieb bezahlt seine Steuern vor Ort.

Die Qualitätskriterien finden sich ausführlich auf der Web­site von buy local: www.buylocal.de

Das Erklär-Video finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=-SalTB58RR0

Ein Werbe-Statement von Friedrich Liechtenstein können Sie hier sehen: https://www.youtube.com/watch?v=G6QY5Da_WRQ

AZ: Wie geht man vor, wenn man sich für eine Mitgliedschaft in buy local interessiert?

Schönle: Eine Mail, ein Anruf bei buy local genügen. Wir haben auch an vielen Orten Botschafter, die die Idee in einem persönlichen Gespräch erläutern und aus eigener Erfahrung berichten können. Alles Wissenswerte rund um die Mitgliedschaft inklusive Anträge findet man auch auf unserer Website buylocal.de unter „Dabei sein“.

AZ: Frau Schönle, Herr Pfleger, vielen Dank für das Gespräch. |

Peter Ditzel

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