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Die Seite 3
Securpharm soll’s richten …
Auch in dieser Ausgabe der DAZ finden Sie wieder Rückrufe einzelner Import-Arzneimittelchargen, die „von nicht autorisierten Großhändlern“ in die Lieferkette eingeschleust wurden, wie es in einem der Rückrufe so schön heißt. Übrigens: laut dem Arzneimittelgesetz gilt jedes Arzneimittel, das gestohlen wurde und wieder in den Handel gebracht wird, als gefälscht. Im vergangenen Jahr sind mehrfach gefälschte und/oder verunreinigte Arzneimittel in deutschen Apotheken aufgetaucht – massenhaft wurden Omeprazol-Präparate gefälscht, es gab Meldungen über Pegasys®- und Sutent®-Fälschungen, die per Reimport nach Deutschland kamen. In der Schweiz wurden mehrere hundert Kilo wirkstoffloser Psychopharmaka, in Frankreich von gefälschten Schmerzmitteln sichergestellt.
Sind die zunehmenden Arzneimittelfälschungen der Preis für „Liberalisierungen“ im Arzneimittelmarkt? Hat die Deregulierung zu einer Aufweichung von Sicherheitsstandards geführt? Man ist versucht, dem zuzustimmen. Der deutsche Arzneimittelmarkt galt als einer der sichersten weltweit (und einer der Gründe dafür war und ist der Apotheker). Doch seit Mitte der 90er Jahre die Globalisierung an Fahrt aufnahm und auch in Deutschland die Verfechter einer weitreichenden Deregulierung von „verkrusteten“ Märkten immer mehr Einfluss erlangten, hat sich hier einiges geändert. Und auch die unzähligen Gesundheitsreformen mit immer neuen Sparmaßnahmen im Arzneimittelbereich haben das Ihrige dazu beigetragen, viele alte Sicherheiten zu zerstören.
Ständig wechselnde Präparate in verschiedenen Farben von unterschiedlichen Herstellern machen es für Patienten wie Apotheker deutlich schwerer, eine Fälschung auf den ersten Blick zu erkennen. Die Krankenkassen haben mit großem Aufwand das Internet als Vertriebsweg für Arzneimittel salonfähig gemacht – einen Vertriebsweg, über den Jahr für Jahr Millionen Packungen gefälschter Arzneimittel nach Deutschland kommen.
Nun soll es also Securpharm richten. Ein aufwendiges System (auf Seite 76 stellen wir Ihnen die Funktionsweise ausführlich vor), das jede Packung vor der Abgabe in der Apotheke verifiziert, soll die Sicherheit (wieder)herstellen, die früher dem System immanent war. Ist das wirklich der richtige Ansatz? Der neue BfArM-Präsident Prof. Karl Broich hat sich dazu sehr deutlich geäußert. Im DAZ-Interview (DAZ 2014, Nr. 35) antwortete er auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, verschlungene Lieferwege im Vorfeld zu unterbinden, anstatt hinterher teure Sicherheitssysteme zu implementieren: „Ja, das haben wir angesichts der jüngsten Entwicklungen in Italien auch ans Bundesgesundheitsministerium herangetragen.“ Selbstkritisch merkte er an, das BfArM müsse sich fragen, ob es die mittlerweile bestehenden Lieferketten mit vier oder fünf Zwischenhändlern ausreichend kontrollieren könne – vor allem, wenn noch kriminelle Energie dazukomme.
Im Sinne der Arzneimittelsicherheit, für die auch und vor allem die Apotheker verantwortlich sind, ist Securpharm zu wünschen, dass es Fälle wie die zur Zeit immer wieder auftauchenden gestohlenen Packungen aus Italien oder wie die Omeprazolfälschungen, die im Frühjahr 2013 aufgeflogen sind, wirksam verhindert. Und den Gesundheitspolitikern wie den Krankenkassen-Sparfüchsen sei die Weitsicht gewünscht, bei den nächsten Maßnahmen im Arzneimittelbereich die oberste Prämisse nicht aus den Augen zu verlieren: die Patientensicherheit – nicht das Geld.
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